SPEISING Open

27.04.14 @ 19:23

Rêve de Jeunesse

Der Traum von der ewigen Jugend war definitiv nicht Thema von Christoph Wagner. Nach den Aussagen seiner Frau Renate wunderte er sich vielmehr, mit 30 noch am Leben zu sein. Diese unbedingte, zutiefst hedonistisch gefärbte Lebensfreude hat er ohne Rücksicht auf persönliche körperliche Einbußen durchgezogen und damit uns allen einen reichen, nachlesbaren Wissensschatz hinterlassen. Zuletzt wollte er sich noch der Poesie zuwenden, doch da reichte auf einmal die Zeit nicht mehr.

Bereits seit 1987/88 mit Christoph beruflich wie freundschaftlich verbunden, trat ich vor 10 Jahren als Alma in das speising.net-Leben ein – und ward kurz darauf gerufen als Co-Bloggerin für die Weinseiten ebenda, logischerweise traubing benannt (speising.net/blogs/traubing/). Obwohl damals Novizin in Sachen Wein, nicht dem Trinken, wohl aber dem Wissen + Schreiben nach, schlug ich mich rückblickend gar nicht so schlecht; Freude machten diese Gelegenheitsnotizen unter dem Kürzel -ad- allemal. Als sich Christoph wegen chronischer Arbeitsüberlastung auch von seinem speising-Blog kurzfristig zurückziehen wollte, Ende 2006 war das, übertrug er mir die ehrenhafte Aufgabe, ihn an seiner statt zu führen. Drei Monate waren vereinbart, es wurden derer acht: die Tischgespräche (speising.net/blogs/tischgespraeche/). Aus ihnen entstanden letztendlich anhaltende Freundschaften, die vom Virtuellen ins Reale – oder was wir wofür halten – mitgenommen werden konnten.

10 Jahre SPEISING.NET und auch der nahende vierte Todestag von Christoph Wagner sind mir guter Anlass, eine Flasche von 2004 zu öffnen, René Pöckls Rêve de Jeunesse. Vinifiziert mit 25, in dieser Weinlinie aus Trauben von Rebstöcken, die er schon als Teenager vom Vater zugestanden bekommen hatte, sollte der Wein jetzt, nicht nur des Jahrgangs wegen, gut passen. „Seine Zeit: 2007-2015“ steht auf dem fact sheet zum Jahrgang. 30% Syrah sind ganz mein Fall, heute müsste die Anlage 22 Jahre alt sein. Immer noch Jugend, die aber auch bei Weinstöcken nicht ewig währt.

Tun, was man in der Jugend träumt, auch wenn das Leben einen zwischendurch auf andere Pfade führt: das kenne ich gut, das war für Christoph wohl nicht anders. Ein roter Faden aber, der zieht sich durch alles und verbindet durch Zeiten und Welten; es ist die Lust und Freude an den guten Dingen, am Wein, am Essen, am Wort. Prost!

Alma alias -ad-

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