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SPEISING Open

23.01.19 @ 13:02

Eine kleine Marktrunde samt Sidesteps

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Schönes Wetter - gehst in Wien auf einen Markt. Bloß, die Auswahl ist zu groß, Einigkeit wird nicht erzielt, also einigen wir uns auf drei Märkte.

Wir fangen an am Hannovermarkt:
Ja bist denn Du deppert ...! Was geht denn dort ab? Der Hannovermarkt birst vor Kraft, Krawall, Angebot, Menschen, Eindrücken - das ist der 100% Markt der Stadt (ohne dass ich alle Märkte kenne, hüstel). Das Angebot, speziell am Fleischsektor, ist immens. Prinzipiell einmal alles, was die klassische Österreichische Küche samt Kronländer zum Kochen braucht, und das in allen Cuts. In großen Cuts: Riesige Stücke Kochfleischs und Beinfleischs türmen sich in den Vitrinen, daneben hängen Zungen von allen möglichen Stalltieren, Innereien füllen Schüsseln, Hoden, Nieren, Hirne, ... und ganze Schafsköpfe grinsen gruselig dem Gaffer entgegen. Füße! Kalbsfüße, Lammfüße, Schweinshaxerln, ... ich muss dringend was damit zubereiten. Schweinsschwanzerln! Es nimmt kein Ende, erwähnt seien noch die Speck- und Wurstwaren vom Balkan, Spanferkel so und so.
Das Angebot an Obst und Gemüse ist ebenso gewaltig, nicht 2-3 Stände, sondern große Flächen voll bunten Obsts und Gemüses warten auf die vielen, aber doch entspannten Kunden.
Etwas, das mir dort sehr angenehm aufgefallen ist: Wirklich viele Menschen, aber vom Schlag Kunden, also kaufwillig, fokussiert, nicht drängelnd, nicht bummelnd, sondern einkaufend. Herrliche Atmosphäre. Es gibt auch einige Marktbeisln, schienen mir allesamt eher Indoor-Veranstaltungen zu sein. Nicht nur wegen des Wetters (kalt), ich habe auch keine Fläche für größere Gastgärten gesehen.
Preislich endet der Hannover Markt dort, wo der Kutschker Markt anfangt. So wenig Geld kannst dort gar nicht ausgeben, dass Du nachher nicht mehr hast (oder so).

Wir gingen weiter zum Volkertmarkt:
Bonjour tristesse. Eh wissend, dass dort nicht gerade der Bär steppt, war es dann schon sehr traurig. Ein mobiler Mini-Stand mit ein paar Bio-Produkten, sonst ziemlich, äh, einsam. Gebe es nicht die Nelke, würde ich dort stattdessen zwei Tennisplätze installieren. Die Nelke www.nelke.at selbst ist natürlich entzückend, das Platzerl sehr speziell, das Angebot für FrühstückerInnen voll in Ordnung. Nebenan noch die Fischinsel und das eine oder andere nicht frequentierte Geschäft. Auch das Automat Welt ist am Volkertmarkt, hat aber nicht offen. Leseempfehlung zum Volkertmarkt, mit viel mehr Infos als hier: guterstoff.com/der-volkertmarkt-das-kleine-arschloch/

Wir spazieren weiter zum Vorgartenmarkt:
Es ist bereits Mittag, auch hier ist fast nichts los, möchte man meinen. Dann betritt man die Mochi Ramen Bar www.mochi.at/ramen-bar/, reibt sich die Augen, wundert sich über den unfassbaren Andrang im Inneren (no reservations!) und geht wieder. Geht schräg gegenüber in die www.enoteca-amici.at/ Enoteca Amici Miei, trinkt dort ein Glas Malvasia und ein Glas S. blanc und ist schon wieder dahin - denn nach Prosciutto und Salami ist uns gerade nicht. Der Markt hat eher zu denn offen. Der Gragger mit seiner Schaubäckerei sticht noch hervor. Bevor wir weitergehen, stolpern wir noch über die Palette:
Ein kleines Lokal, hübsch eingedeckte Tische - auf der Schiefertafel davor steht etwas von getrüffeltem Ei mit Gänseleber ... und schon waren wir drinnen. Der Patron erklärt Dir die Welt, aber nicht unangenehm, dekonstruiert - wie er sagte - ein Spiegelei (extra Dotter separat), hobelte Unmengen knackfrischer Perigordtrüffel darüber und schichtete eine in Scheiben geschnittene Gänseleberterrine darauf. Zuvor ließ er uns von gegenüber zwei Glas Wein bringen (GV, irgendwas halt). Erst als er von seiner badischen Herkunft erzählte und wir anmerkten, dass wir deutschen Wein liebten, ließ er seinen Piccolo sofort unsere beiden kaum angenippten Gläser abservieren und wir tranken in Folge ein Flascherl Wehlener Sonnenuhr von Dr. Loosen.
Andere Gäste hatten zB ein fantastisch aussehendes Duroc-Kotelett oder ein riesen Stück Steak, beides mit Perigordtrüffel galore darüber. Danach nahm er eine prachtvolle Brasse aus und packte sie in Salz.
www.diepalette.at/
In Summe hat mich das schon sehr an Suat Takans Anfänge am Kutschker Markt erinnert, nur schriller. Er wäre eigentlich Autor, meinte der Koch, lebte vom Schreiben ... jo jo eh, noch ein Achterl bitte. Tatsächlich: Gerd Wolfgang Sievers, Autor und Schriftsteller - ich liebe eines seiner Bücher, das Wiener Beisl Kochbuch www.gerd.ws/buecher/das-wiener-beisel-kochbuch.
Bin beeindruckt und bald wieder dort.

Wir gehen weiter zu Markt Nr. 4 heute, zum Rochusmarkt - nicht jedoch, ohne am Weg dorthin einen Kaffee im Glashaus www.dasglashaus.at/, direkt an der Trabrennbahn im Prater, zu nehmen. Herrliche Blickachsen, schönes Lokal, nix los um die Uhrzeit (16 Uhr). Vorher noch die WU bestaunen. Verschnaufen, weitergehen.

Am Rochusmarkt, es wird langsam Abend, räumt die Nordsee langsam weg, wir nehmen ein, zwei Glaserl bei Pappa & Ciccia. Das ist eine kleine Osteria, ziemlich ang´ramscht, aber gemütlich. Wir sitzen draußen und genießen Verdicchio und Vermentino. Der Rochusmarkt ist gastronomisch bunt. Viele, kleine Lokale am Markt selbst und flankierend ... wirklich marktgerecht einkaufen, naja, vielleicht bin ich immer zum falschen Zeitpunkt da.

Am Weg zum Markt Nr. 5 des Tages kommen wir am Beaulieu https://www.beaulieu-wien.at/ im Palais Ferstl vorbei, eine Lieblingshütte von mir von Ex-Kollegen (Palmenhaus) essen dort ganz großartig (Schnecken! Lammstelze!), trinken ebenso gut und ziehen weiter zum Kutschker Markt.

Am Kutschker Markt hat natürlich leider alles zu (auch das Oskar, das mich öffnungszeitenmäßig prinzipiell ablehnt), gebe es da nicht Suat Takans Stand, wo sich immer Gourmets, Gourmands und TranklerInnen aller Länder vereinigen. Herrlich ruhig liegt der geschlossene Markt da, das wenige Licht aus Suats Stand zaubert eine wunderbare Atmosphäre auf die paar Stehtische davor. Rosa Prosecco für mich, GV (Müller, Krustetten) für LaGattin - und ohne zu fragen, schickt uns Suat eine frisch gebackene Blätterteigköstlichkeit Tipo Börek dazu raus #seufz. Salz braucht Flüssigkeit, die bekommen wir, und die nächste Überraschung steht schon am Tisch: Gegrillte Scampi und Calamari, ein bisserl was zum Naschen, meint Suat. Wir beplaudern mit ihm die anderen Märkte, freuen uns, dass er es von einem Ein-Mann-Betrieb zu fast 20 Angestellten in nur wenigen Jahren geschafft hat und vielen anderen vorzeigt, was möglich ist, wenn man bereit zum Einehackeln ist.

Das Ende der Marktrunde wollten wir in Il Piccolo besprechen, meine neue Homebase am Aumannplatz www.ilpiccolo.at/.
Doch die hatte bereits geschlossen, also ab an die Bar von Ex-Kellnerkollegen Horst Scheuer, ab ins gesteckt volle Berger & Lohn bergerundlohn.at: Ich war zwar schon essen dort (eigentlich war ich Erster!), aber hatte zu wenig Eindrücke für eine Kritik hier auf www.speising.net. Seither bekomme ich keinen Tisch ;-)
Ich mag es, wenn es im Betrieb brummt, das tut es dort. Viel los, buntes Publikum, und eine wirklich brauchbare Bar, wenn einem nach gezählten 24.243 Schritten die Füße ein wenig schmerzen. Jetzt Bier.

Fazit
Eine Marktrunde kann man auch als Ziager auslegen - ich kann das nur empfehlen. Einkaufen werde ich am Hannovermarkt, frühstücken am Volkertmarkt, Mittagessen am Vorgartenmarkt, Apero am Rochus und Absacker am Kutschker. Ja, so in etwa stelle ich mir das vor.

Gregor Fauma

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