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Peter Gnaiger's Sternen-Logbuch

17.07.07 @ 10:33

Schutzschild für bella Italia

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Und wieder mal gibt es ein Gütesiegel zu bestaunen: A.R.I.A. heißt es. Der aus Apullien stammende und in Wien ordinierende Koch Nicola d'Atri (Osteria d'Atri in der Schauflergasse) hat es in Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden und den beiden ambitionierten Gastronomen vom Restaurant Aubergine (auch in Wien) aus der Taufe gehoben. Mit diesem Gütesiegel soll gewährleistet werden, dass - wo italienisch drauf steht, auch italienisch drin sein muss.

... und weil sich meine beiden kinder gerade zu massakrieren beginnen, stelle ich euch jetzt einfach den link dazu, was mir bei den sn zu diesem thema eingefallen ist - ich hoffe auf interessante beiträge...

www.salzburg.com/nwas/archiv_artikel.php?xm=3400819&res=6

38 Kommentare | Kommentar abgeben

karlheinz, 03.08.07 @ 08:29

aria??
in der austro-italotropen scene eine gewagte qualitätsbezeichnung!
oder:
sorbus aria, die echte mehlbeere, die zu so ziemlich garnix zu gebrauchen ist außer als birnholz - fake. noch dazu als qualitativ recht schlechter.

gütesiegel sollten anders heißen...

mari, 02.08.07 @ 13:49

Finde ich gut!
Ich denke gerade über so ein Gütesiegel für das typische Österreichische Restaurant nach. Ich denke daran jedes Haus mit österreichischer Küche mit einem eigenen Balkon auszustatten mit Fahnenmast am Háus und Lasespots fürs Abendgeschäft auf eine Höhe von 13 km - damit auch die Fleiger dort sehen können wo der Tempel steht!
Die Begriffe: Schwammelrostbraten, Sulmtaler Dirndln (das sond Brustwarzengroße dunkel geröstete Kokosbusserln) Mostschädel, Krautwaschel, Blunznschädl, Marillenreindling, Alles Sterzworte undf frischgerüttelt, handgerüttelt, vom Bäumchen geschüttelt lasse ich schützen. Wirte die nicht mitmachen werden ab und zu von schwarzen Männern besucht, die füchterlich grausliche Schaaß lassen könnne.

epicuria, 01.08.07 @ 21:49

gütesiegel
italienischen restaurants, die einen mitgliedsbeitrag zahlen?
woran erinnert mich das frappant?
ich hab eh nix g'sagt.no no.

dfw, 31.07.07 @ 13:27

zum nicola fällt mir nix gscheites ein. ob der ein gütesiegel macht oder nicht, ist mir ziemlich wurscht. wenn irgendwann irgendwo auf einer tür steht: "a.r.i.a. mitglied" oder so was ähnliches, dann denk ich mir halt, die pasta oder das bistecca oder die ravioli werden schon wissen, was sie für eine verantwortung mir gegenüber da haben. und den italienern gegenüber. den echten italienern. ich hab gern vitello tonnato, ist das wirklich italienisch? oder eine minestrone, die von meiner mutter war ein gedicht, die war keine italienerin.

gütesiegel haben manchmal ihre berechtigung. aber beim kochen und essen?

die -ad- hat unlängst erzählt, die beeren von der bergbäuerin sind garantiert nicht bio. geht ja auch nicht, wer hat dort was kontrollieren können ? und zertifizieren? aber sie schmecken halt, besser.

wie will also der nicola sowas bei seinen italo-lokalen in österreich erreichen? wenn mir die kutteln beim nicht-a.r.i.a. besser schmecken. und noch dazu billiger sind. weil der keinen mitgliedsbeitrag an a.r.i.a. zahlen muss.

ich glaub, die vielfalt macht es aus. gerade beim essen. und vielfalt ist das gegenteil von uniformierung.

OberkllnerPatzig, 31.07.07 @ 12:18

Der Biologe spricht!
Ich als Mensch und Biologe bin nach dem österr. Gesetz nicht biologisch. Ich wurde nämlich nicht ausschließlich mit Futtermitteln aus biologischer Landwirtschaft und eigenem Betrieb gemästet und man hat mir sogar zum besseren Gedeih ab und an ein Antibiotikum verpasst. Meine Eier sind nicht freiland und ich musste auch schon lange Transportwege auf mich nehmen.
Warum sollte ich mir dann "bio" zuführen, wenn ich eh keine Chance mehr habe, als "bio" in des Teufels Küche zu landen?
Verdammt, ich bin billiges, niederwertiges Fleisch, mit Verachtung zurückgelegt und als Relikt des vergangenen Jahrtausends abgestempelt.
Nein, natürlich nicht?

mazi, 31.07.07 @ 11:03

Stein statt Codex
Karlheinz, ich gebe zu, eins der ersten postings, das ich durchgehend verstehe - danke!
Manchmal kommt man sich auf Märkten und deren Erklärungen echt vor, als hätte man den Stein von Rosette vor sich - Biodies und Biodas, jedenfalls Preise, die ein Goldhendl, ein Goldbrot oder ein Goldkarotterl, zu Tode gestreichelt, vermuten lassen. Die Preiserklärungen fallen entsprechend hieroglyphisch aus.
Hat jemand vielleicht einen Biostein von Rosett? Möglichst dreisprachig wie ebendieser?
Sind die Gütesiegel sowas?

karlheinz, 30.07.07 @ 17:12

echtheit
"Echtheit ist dehnbar. Die Frage ist, ob man für angebliche Echtheit mehr bezahlen muss..."

stimmt, liebe mazi, stimmt leider nur allzu richtig.
schon in zeiten, in denen "bio" noch ein sektiererisches wort aus dem codex hamurabi schien, verlangte die biobäurin am grazer kaiser-josef-markt schilling 4.50 für ein "bio-ei".
befragt, was denn "bio" bedeute
(cit.: "jo, bio hoit!", ich darauf nach dessen gegenteil, einem etwaigen "bülloa", wasselbiges ein totes oder gar nur aus gips gefertigtes ei bezeichnet, fragte, darauf etwas später: "freilafat" zur antwort erhielt),
konnte sie mir letztendlich einzig den stark erhöhten preis zur antwort geben.
selbiges geschieht zur zeit auf steirischen märkten mit tomaten: es sind flächendeckend "uaolte soatn", nicht näher erklärbar aber dafür um 30 percent teurer und saurer , erhältlich.
(ich meine, nicht nur kommerzielle gründe brachten so manche species an den rand des verschwindens).

ja, werte mazi, leider : ja.

mazi, 30.07.07 @ 15:03

Was?
War das ein fake, lieber OPatzig?? Schluchz... Oder weißt Du, DASS er aufmachen wird, nicht aber wann und wo? Na, halte uns bitte am Laufenden, die Fotostrecke wohnt schon in meiner Tasche, bereit irgendwohin getragen zu werden:-))

Echtheitszertifikat: Stimmt genau, liebe piccolina, echt ist das, was man selbst als echt empfindet. Und das soll auch so bleiben!
Ich hab in studentischen Tagen in Heidelberg voller Freude ein "echter Leberkäs"Schild entdeckt und aus Heimweh eine Schrippe damit füllen lassen. Das ganze wanderte nach einem Bissen (das hab ich noch NIE gemacht, ehrlich!) in den nächsten Mistkübel. Es war unessbar, mehlig, grau, schrecklich. Komplett unecht. Für MEINE Begriffe. Andere werden wohl unsere saftigen Leberkässemmerl als fettes Teil wegschmeißen;-)).
Echtheit ist dehnbar. Die Frage ist, ob man für angebliche Echtheit mehr bezahlen muss...

OberkllnerPatzig, 29.07.07 @ 14:40

Apropos Katze!
[Apropos Katze! Wollt Ihr wissen, seit wann und wo er wieder offen hat?]

.... ich nämlich auch. Lang halt ich es nicht mehr aus.
;-)

piccolina, 29.07.07 @ 10:39

Extra echt
"Echter Bayrischer Leberkäs" in Norddeutschland, "Echte Salzburger Nockerl" auf den Bahamas? Warum nicht, es kommt doch auf das Rezept an! Nur mit den "Gütesiegeln" habe ich ein Problem - man kann sie nicht gut überprüfen. Was, um Himmels Willen, soll man tun, wenn sich heraustellt, dass der extra echte Itliener in Düssledorf geboren wurde und Italien noch nie gesehen hat? Ob ein "Italiener" echt ist, wird der Gast beurteilen, da hilft dem Koch auch kein Pickerl!
Leider muss ich heute einmal "überheblich" sein und zugeben, dass mein Mann meine Pasta als die "italienischste" empfindet, die er je gegessen hat - es freut mich ungemein, da ich selbst noch nie eine bessere gegessen habe und das Rezept stammt von einer ganz lieben alten Italienerin, die mich in der Pension Thomasia mit ihrer Pasta Asciutta glücklich gemacht hat - da kommte ich auf italienisch schon: "Io sono otto ani." sagen... Ich glaube, sie hat nie ein Pickerl bekommen und war doch "extra echt" und hinreißend gut!

mazi, 28.07.07 @ 15:53

Haaaaallooooooo!
OPatzig!!! Lieber Her Oberkllner Patzig! Auf den Knien meines Herzens flehe ich um Aufklärung: WO KOCHT ER??

mazi, 25.07.07 @ 17:48

Aiiiiiiiii!
(Ich hoffe, man hört die beginnende Hysterie durch!!) WO? WANN? SEIT WANN???
Ich verspreche hoch und heilig, dass ich die Fotostrecke, die ich vom 31.3. immer noch schuldig bin, mitnehmen werde!!!
Katze Zwei, dass ich DAS noch erleben darf! Sie mag heißen, wie auch immer sie will, die neue Wirkungsstätte, geheim wird sie Katze Zwei sein!

-ad-, 25.07.07 @ 17:40

egal?
Nicht egal wann - wir haben ja auch noch anders vor ;-)

dfw, 25.07.07 @ 16:15

... und bestell einen tisch, egal wann!!!!!

dfw, 25.07.07 @ 16:14

seit wann interessiert mich wenig; schreib endlich WO???????

OberkllnerPatzig, 25.07.07 @ 14:50

Apropos Katze!
Wollt Ihr wissen, seit wann und wo er wieder offen hat?

mazi, 25.07.07 @ 00:57

Grenzen
Maaaa, OPatzig (geniale Abkürzung!), da kommen mir die Tränen bei der Erinnerung an das Wirtshaus in Hernals...
Ja, Du hast bestimmt Recht, ohne Vermarktung (hihi, barfuß, hab sehr gelacht!), geht nicht viel... nicht GAR nichts, aber bedeutend weniger.

Wo zieht man die Grenze zwischen ungustiöser Werbung und notwendiger (oder lustiger, die ich ja überaus reizvoll finde!)?
Ich verstehe Dich schon, piccolo, wenn Dir ARIA nichts sagt - Deine Erfahrungen sind breit gestreut, da bin ich Laie ein Nackerbatzl. Und andererseits aber auch wieder ein glücklicher Narr: wer nicht weiß, was für ein Schmarrn ihm angedreht wird und es auch nicht wissen WILL (daran wird man die Unterscheidung festmachen können), verspeist Leberknödel aus dem TK-Sack, der gleich neben dem totgestreichelten Milchkalb liegt, von dem nie einer was erfahren hat...

PS. Natürlich sind fast alle postings Ironie hier, lieber OPatzig - sonst würd ich ernsthaft gefährdet sein, speising nicht ernst nehmen zu können;-)

PICCOLO, 24.07.07 @ 20:46

@ Herr Oberkellner!
Amüsant! Aber Sie haben recht! Ich bin vor 20 Jahren in meinem Krätzel einmal bei einigen Kollegen in meinem "Bezirk" mit einer Idee abgeblitz. Die war so:
Es war die Zeit wo in den Tageszeitungen übers Wirtshaussterben gejammert wurde. Hier lebten Wirtshäuser von Stammtischen und von Ausflüglern am Wochenende. Da kamen die Sportvereinsheime und so weiter auf und die Stammtische wurden spärlicher. Die Kost war frittiert und aufgewärmt und der Salat aus der Dose. Das Filetsteak kostete damalige 70 Schillinge gegenüber den Stadtpreisen von 170 bis 200. Es war aus dem "Zapfen" des hinteren Rinderviertels und wurde durch Mürbesalz weich. ein Rostbraten war ein gedünstetes Rindsschnitzel und ein Wienerschnitzel kam vom Schweinsschopf..
Ich hatte vor denen die Arbeit zuerleichtern und wußte nicht dass sie gar nicht arbeiteten. Ich schlug bei einer Versammlung vor eine Art Kollegenschaft zu bilden um nur hiesige Sachen zu verarbeiten. einer war dabei der arbeitete nebenberuflich in einer Großmetzgerei, das wußte ich nicht, dem war ich gleich unsympathisch.
Ich dachte an gemeinsame Werbung, an Aktionen wo man gemeinsam auf die Region aufmerksam machen konnte.

Hinterher kam das Gerede auf ich sei ein Revoluzzer und wolle das Fleisch beim Bauern kaufen. Damals wurden selbstvermarktende Bauern noch regelmäßig von den neidischen Metzgern und Kaufleuten - die sich jetzt so nett geben - angezeigt! Ic hhatte dauernd den Amts - Tierarzt hier, weil der immer draufkam dass ich Heidschnucken und Rehe aus einem Revier kaufte wo er nicht Beschauen konnte.
Jedenfalls kam ich schnell drauf worum es den netten "Leitln ging: einfach und bequem muß es gehen. So dass man einen Koch erst gar nicht benötigt. Was bis jetzt mit wenigen Ausnahmen (jüngere Leute) auch noch der Fall ist.

Wenn dagegen die Kammer so eine Wirtsvereinsgeschichte macht mit beispielsweise dieser dümmlichen Kultiwirt Aktion hier, dann kriegt man dort die Leberknödel auch aus dem TK Sack. Das habe ich leider erlebt und daher sagt mir eine ARIA auch nix.

OberkllnerPatzig, 24.07.07 @ 17:00

Qualität und Marketing
Das beste Filet eines totgestreichelten, aus Mutterkindhaltung stammenden, nur mit Gräsern aus Arche-Noah-Samen gefütterten, selbstverständlich ausschließlich von ur-österreichischen, reinen Almen (Senn und Sennerin sind barfuss!) stammenden Kalbes ... verschnorchelt im Eiskasten, wenn niemand davon erfährt.

Ich erinnere mich an eine Gastwirtschaft in Hernals, die hat fast ein dreiviertel Jahr unentdeckt täglich top Qualität geboten - und ohne die "Plakete" von Speising und in Folge anderer Medien hätte sich da auch nichts geändert. Erst die Kommunikation, welcher Kanal auch immer, hat den Erfolg dann ausgemacht und ein vorzeitiges Zusperren verhindert.

Abgesehen davon: Wenn man sich die Kriterien von ARIA durchliest, fällt auf, dass es nicht gut schmecken muss, was man serviert bekommt. Es muss nur großteils aus Italien sein und Kenntnisse darob sollten halt auch vorhanden sein ... und ich kenne kaum ein Land (und ich kenne tatsächlich kaum Länder), wo die Kultur der Plastikteller und Bestecke so hoch gehalten wird wie in Italien. Vielleicht ist auch das in ARIA-Hütten, pardon, Osterien möglich bzw. gefordert?

-ad-, 24.07.07 @ 15:24

sonjaa und die japaner und das gütesiegel
Ist nicht vor gar nicht allzulanger Zeit die Meldung durch die Medien gegeistert, dass die Japaner Sushi-Inspektoren ausschicken? Von wegen die wären entspannter ....

In Tirol gibt es ja das Güteseigel "Tiroler Wirtshaus", das pickt sogar in Wien auf dem Andreas Hofer. Wenn ich mir anschau, was dahinter alles an Burgen sein darf, nur weil ein Knödelgericht auf der Karte steht, kommen einem die Grausbirn. Vorgestern hab ich mit dem Seppl Haueis geplaudert, der ja als einer der Initiatoren der ursprünglich guten Idee gilt - und dem ja auch alle Haare zu Berg stehen müssten, wenn er nicht ein so entspannter Mensch wär. Also ein Label muss schon ordentlich durchdacht sein, um nicht irgendwann gegen sich selbst gewendet zu sein.

sonjaaa, 24.07.07 @ 14:46

Nicht aergern - posten
ist echt zynisch hier,...
Guetesiegel sind doch die Orden der Gegenwart. Nur dass wir mittlerweile den Kaiser gar nicht mehr brauchen und die Verleihungen gleich selbst vornehmen. Vielleicht ist s aber auch nur eine Sehnsucht nach der alten Stempelmarke,.... das digitale Zeitalter ist ja soo irreal, dass wir wieder goldene Aufkleber brauchen.

OPatzig: selbstauferlegte Qualitaetsansprueche find ich auch super. Aber man muss sich doch nicht gleich das Mascherl drumrum haengen, oder? Ist es denn wirklich notwendig, dass Qualitaet immer gleich Marketing sein muss?

PICCOLO, 24.07.07 @ 12:41

Ob-patz..ter...
..ist auch satirisch gedacht....

Mit der Meinung ist das so eine Sache. Die Wahrheits ist es nie. Die Natur macht es ohnehin zurecht. Ich bin immer der Meinung dass Ausgrenzungen glatte Dummheiten sind. Wenn sich wer einen Schnörkler draufmachen will oder lässt, warum nicht. Ich betrachte die Substanz. Wie man eine Salzsäure oder eine Kellerassel sieht hängt immer vom Betrachter ab. Der Nutzer ist ja unter einem Zwang. Er brauchts und für ihn ist es Existenziell. Daher kann von mir aus jeder sein Medaillon haben. Ich habe auch gar nichts gegen die gedopten Scampi beim Unterwirt in ...
ebenso kann man sich daüber Gedanken machen ob das im Gleichklang handeln- durch Plaketten- nicht eine Art Bequemlichkeit bei den Mitmachern erzeugt - die der Faulheit sehr nahe kommt.

OberkllnerPatzig, 24.07.07 @ 12:19

Mich ärgert hier vieles und ich finde selbst zu viele Aspekte bei dieser Thematik.

Mich ärgert die Haltung: "Ois ausserhoib von unsare Grenzn is fia nix." Als ob Slowfood eine österr. Erfindung wäre. Als ob die auf wenige aber gute und unverfälschte Produkte reduzierte Küche typisch österreichisch wäre. "Genau, und den deitschen Wein kannst a net saufen, is nua siass!". Kotz. Ich hoffe inständig, dass das eine oder andere posting satirisch gemeint ist.

Hingegen find ich es voll ok, wenn jemand selbstdefinierte Qualitätsnormen aufstellt und Mitglieder sucht. Ist doch seine Sache und Sache der Angekeilten. Erfolg oder Misserfolg regeln ja eh die Kunden. Sollen sich die Selbsternannten doch an die Tür kleben, was sie wollen. Who cares? Ich habe auch noch keine kritische Zeile zur x-ten Dachmarke im Weinbau gelesen. Warum stößt sich niemand schon allein an der Formulierung "Renommierte Weingüter Burgenland"? Das ist akzeptierte Anmaßung pur. Oder: "Vinea Wachau Nobilis Districtus" ... wo bleibt der Aufschrei?

Schlussendlich führt dieser Trend zur Atomisierung der Kategorien und führt sich damit ad absurdum. Ein reinigendes Gewitter und das Spiel beginnt erneut. Und wieder: Who cares?

PICCOLO, 24.07.07 @ 11:40

@sonjaa
Entschuldigung, ich kämpfe mit meinem sehr einfach konfiguriertem Denkvermögen. Klar! Grüner Veltliner. Mein "abseits" Vorstellungskraft - wenn ich eine Autonummer mit GV sehe, dann werde ich ab jetzt daran denken dass es sich dabei um eine Wunschnummer für einen armen Veltlinerbauern handelt. Danke, tief verbeug - Fusskussi!

sonjaaa, 24.07.07 @ 10:41

Zyniker
Piccolo du alter Zyniker: GV = Gruener Ventiler

Deine Analyse des oesterreichischen worldwideBiedermeier ist sehr treffend. Fremdworte werden bei der katholischen Hochzeit richtig ausgesprochen, bei der Dorfkapellnernen Taufe werden internationale Namen vergeben und Sommerfrische gibt s dann doch am Grundlsee zu Tiefseegarneelen. Alles ziemlich Echt.

Oder: URECHT

PICCOLO, 24.07.07 @ 10:26

Medaillons und so ...
Die Politiker haben das Problem, dass sie ihrem Volke die Welt erklären müssen, darauf warten ihre Bürger nämlich, weil ihnen vorher das Hirn parteipolitisch zerfleddert wurde und sie sich keinen Reim auf das Wirrwarr der - Bleib im Dorf und lebe die Welt - Mentalität eifällt, die sie ja zwangsläufig wieder leben müssen. Der ideale GV - ich nehme an das heisst Geschlechtsverkehr, wird ja auch so erklärt. Im Fernsehen wird das durch die Gegend schnackseln gelebt - das ist spannend und kein Krimi kommt mehr ohne Ausschweifungen aus und daheim solls wie in der Biedermeierzeit sein. Sonst lassen wir und scheiden. Jeder Junkfoodtempel freut im Grunde die Bürgermeister, denn das ist modern und kosmopolitan, Wirtshauskultur befriedigt die Nationalisten.

Bei der nationalen Küche, jetzt die Italienische, ist es ähnlich. Es gibt so viele Möglichkeiten dieses Thema umzusetzen, aber es wird nur eines damit bezweckt: Die Lieferanten zu befriedigen die ja wie die Schwammerln am Rande der kulinarischen Kultur aus dem Asphalt geschossen sind. Italienische Küche historisch anpacken getraut sich niemand. Das wäre leicht, fachlich interessant und für die Kundschaft gesund. Aber das befriedigt nie den Markt. Und was den Markt nicht tangiert ist wirtschaftspolitisch tabu. Ein LKW sichert auch Arbeitsplätze die man geschaffen hat.

So will man sich wie der Jüngling im Boticcellii Gemälde sehen der seine kleine Welt im Medaillion herzeigt. So als Kondensat von der großen Gut - Essen Nation, damit man glauben machen kann es käme auf dem Rücken von Maultieren übern Brenner und Semmering. Oder als Beweis seines Könnens etwa. Dabei reichen 1000 Leben nicht aus um nur annähernt etwas zu können das wirklich auffallend nennenswert wäre.

Und es erreichen wirklich gute Nahrungmittel nicht einmal hierzulande die Restaurants mehr auf natürlichem Wege.
Denn die hiesigen Produzenten wirklich guter Sachen pfeiffen auf Vermarktung - weil sie die Ware ohnehin aus der Hand gerissen bekommen, oder ihnen die Bürokratie der "politisch Verbandelten Märkte" zu dumm ist. Denn um das Letztere gehts auch.
Solche Medaillons sind der Ausweis des Devotismus vor Mächten die sich in die Kluft der Köche werfen.....

knatere, 24.07.07 @ 10:15

Aufkleberfetisch
Da werden sich dann an einigen Lokalen noch mehr "Pickerltrophäen" sammeln als Zeichen wie potent nicht das Lokal und seine Küche sei..

Und der Preis dafür wohl auch.

sonjaaa, 23.07.07 @ 18:40

echt
suess find ich ja immer, wenn sich dann Wirte und Medien schoen brav von Politikern vor den Echtheitswagen spannen lassen. Mit Michi Haeupl auf s Foto, der sich fuer das echte Wiener Beisl (die juedische Geschichte bewusst vergessend) einsetzt, oder mit Fuerst Proell beim selbstlosen Kampf fuer echten GV,.... echt naiv oder?

karlheinz, 23.07.07 @ 17:27

Sucht nach angeblichen Originalen oder echter Echt
stimmt! und wer redet die uns ein?
trotzdem gilt der profet nix im eigenen land - oder, versuchen wir ihn damit zu übermalen?

wem graut vor sterz, vor bottarga, vor gerstln, vor baccalao, vor kernöl, vor haggis, vor......?

der türkische sterz liegt im ansehen noch immer vor'm brennsterz, wohl weil er als "türkischer" schon immer der polenta gegenüber als autochton angesehen wurde.

darum kostet ein wiener schnitzel am graben wahrscheinlich auch so viel. nicht nur wegen der pekuniären potenz des clientels.

mari, 23.07.07 @ 15:04

Suggestivum ?
Kauft nicht bei ........ - Kaufts bei mir! Das solls offenbar heissen wenn wo ein Gütesiegel klebt, denn so zielich viele Gütesiegel sind Blendplaketten auf die gleichzeitig dümmliche Geschäftsleute und debile Kunden sich verlassen. Schaut her ich bin besser - und wenn ihrs nicht glaubt, dann zeig ich Euch an!
Der Mensch wenn er ganz frei wird - fängt sich damit selber ein und merkts erst wenn wieder die Faschisten herrschen.. servus.

sonjaaa, 23.07.07 @ 14:11

bin ich echt ich
Bei allen Goettern: diese ewige (durchwegs kapitalistisch angehauchte) Sucht nach angeblichen Originalen oder echter Echtheit ist doch monotheistischer Schwachsinn. Wie angenehm cool und sympathisch gehen doch die Japaner mit dieser Frage um,...

OPatzig hat schon recht - bei diesen "Oh wie Echt" sachen kann sehr schnell die Nationalismus-, Rassismus- oder Sonstwasismuskeule zu schwingen beginnen. Und das hat dann mit Genuss oder mit gutem Essen aber auch gar nix zu tun, sondern eher mit Ausscheidungen der Gesellschaft,...

Kueche ist doch genauso, wie wir selbst eine Frage der Evolution bzw. der Fusion (ich als Muehlviertler habe ja auch, trotz warnender Worte von Oma eine Wienerin geehelicht,..). Oder glaubt jemand, dass die Marille tatsaechlich aus der Wachau stammt - ergo der Marillenknoedel ein echtechtechtes Oesigericht ist.

Wie ihr wisst, bin ich auch strikt dagegen, dass wir Waren aus aller Ferne importieren muessen, um Dekadenz zu befriedigen, aber diese Oh sind wir echt original - ECHT! Maerchen sind entweder etwas doofes Marketing oder Kuecheninzest. Und gegen letzteres sollten wir ja wirklich ernsthaft zu Felde ziehen. Wir wollen ja nicht eines Tages die Habsburger am Teller haben ;-)

QUARK, 21.07.07 @ 22:41

Bei uns in Germany
habens beim MAcdonalds italienische Wochen. Los Wochos italianos... geil!!

mazi, 21.07.07 @ 19:50

Schtzngrm
Ein Schutzschild:-)! Keine schlechte Idee! Gibt's das nicht auch schon für die echte Wachauer Marille? Den echten Eferdinger Erdapfel? Den echten Marchfelder Solospargel? Wollen wir ein bisschen kämpfen dafür?

Ich bin für den echten italienischen Cappuccino - ihn NICHT zu schützen, que maniere sono queste??

Melde mich gehorsamst zurück (danke, liebster dfw, dass Du mich vermisst hast im letzte thread) aus 8 Tagen Frankreich... mmh, die können sich auch einiges schützen lassen!;-)) Fesche Kellner, durchwegs! Und so intellektuell, eine Wonne!

motorradlberger, 21.07.07 @ 10:30

@patzig:
ja genau, nationalismus und fatalismus. Am Markt den man "bespricht" findet sich nur Fabriksware. Der Italienische Bauer war wegen der kurzen Haltbarkeit seiner Erzeugnisse immer von Händlern abhängig. Und die haben verschnitten was geht. In jedem italienischen Zitronenkarton finden sich heute noch immer drei vier total schimmelige
Exemplare. Und in den Würsten?? Graus...

OberkllnerPatzig, 20.07.07 @ 18:32

Ein schönes Beispiel von Piccolo für den "Produkt-Nationalismus", den ich bei der "Lampert-Diskussion" ins Spiel gebracht hatte. Tendenz schleichend, aber immer stärker wahrnehmbar ...

PICCOLO, 20.07.07 @ 14:41

ofenfrische Pizza
reicht doch? Wer solche Gütesiegel erfindet hat nur eines im Sinn: Seinen Stand zu festigen und den Cashflow auf einem beständigerem Niveau halten und den Hauptfaktor Konkurrenz ausschalten. Jetzt gibts aber gerade aus Italien den Megaramsch. Die ewigen Besclagnahmen von gefälschter Wurst früher sind durch den EU Beitritt Österreichs nicht mehr aktuell, aber besser geworden ist es nicht. In der Gastronomie ist es kein Geheimnis, dass bei den Italienern schon ganz schön mit minderer Qualität gearbeitet wird. So Parmaschinken der drei Tage am Gaumen brennt usw... Oder Fische aus Zuchten die von der Mafia betrieben werden?? Wer erinnert sich noch an der englischen BSE Skandal wo gleich viele italienische Fabriken völlig in der Luft gehangen sind. Wegen des BSE verdächtigen Fleisches in den Teigwaren. Und wers nicht glaubt, schaut nach, die italienischen Küchen die sich so authentisch geben haben Zeug auf der Karte das erweckt beim Hinsehen schon Sodbrand. Billig Öl Essig, Ruccula mit Sonderabfall gewachsen und so weiter... Weinskandale - wegen Wqualität brauch ich nichts italienisches. Das Hochwertige von dort erreicht kein Restaurant. Das kann man privat kaufen wenn man Land und Leute dort kennt.
Der Handl Speck ist in New York auch was Besonderes...

Ich empfehle der erlauchten Gesellschaft die sich über solche Dinge wie Gütesiegel den Kopf zerbricht einfach einmal in den Großmarkt zu gehen, zum Staunen. Da würde ich sagen ein MU MEINE GÜTE SIEGEL wäre passender!
Dort sieht man Inder Chinesen und Italiener, Mexikaner und noch ein paar Nationen die Großgebinde Schüttfraß hinausrollen. Balsamessig gibts gar nicht soviel in zehn Jahren wie an einem Tag herumgeschüttet wird. Aber Staubzucker...
Tatsache ist, dass es zwar eine italienische Küche gibt, aber erst seit Touristen nach Italien fahren ist sie so populär.
Denn im Kirchenstaat war gepflegtes Essen ein Privilegium des Adels. Zu Römers Zeiten wurde kaum ein Römer Wirt oder Koch. Das waren igitt Jobs. Das besorgten die Syrer, Perser, Hebräer und Slawen.
Uns Hyperboräer aus Speising hätte das gut gefallen.

Ich häge jetzt auch ein Gütesiegel hinaus: Bester Platz im Umkreis von 500 Meter sein Geld für passables Essen und gepflegtes Getränk zu verwenden. So eine Plakette mit grünem Geldsack und rotem rufzeichen dahinter. Natürlich sind auch Arier willkommen

dfw, 20.07.07 @ 12:50

@fine-swine
danke, jetzt weiss ich, was ich von speisingern noch alles lern.

fine-swine, 20.07.07 @ 09:22

der mythos medici
hab mir jetzt die geschichte über aria angesehen, zwei bemerkungen dazu:

1. ein verein für original italienische restaurants ist notwendig. wenn die österr. besitzer eines restaurants namens "aubergine" darin leitende funkltion übernehmen, führt sich das vorhaben aber von anfang an ad absurdum. mit welchem grund will man dann ägyptische pizzaioli ausschließen?

2. der mythos, das catherina de medici bei ihrer heirat des herzogs von orléans und späteren franz. königs henri II die italienische (oder, wennschondennschon die toskanische) küche nach f importiert und damit den siegeszug der klassischen franz. küche begründet hätte (die demnach eigentlich eine klassisch italienische sein müsste), ist nichts als ein mythos.

die (italienischen) historiker alberto capatti und massimo montanari haben das in ihrem 1999 erschienenen referenzwerk "la cucina italiana" zweifelsfrei nachgewiesen - bereits im 13. Jhd. gab es etliche im italienischen kulturkreis verbreitete rezepte, die "auf französische" oder "auf gallische" art gekocht werden wollten. umgekehrt hatten f-kochbücher zahlreiche rezepte für gerichte "auf lombardische" art.

kochen hielt sich schon damals nicht an nationalgrenzen, noch dazu, als es nationen im eigentlichen sinn nicht gab. insbesondere die hofköche des mediterranen raums vazierten wie ihre kollegen aus der bildenden kunst durch die lande, man befruchtete sich gegenseitig.

die gastronomische pracht des hofs der medici verweisen die beiden italienischen historiker darüberhinaus "zu großen teilen" ins reich der legende.

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