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Das Weinlog

22.01.06 @ 22:22

Wein und Sein: am Beispiel Bordeaux vs. Burgund

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kaum ein Weinliebhaber, der auf sich hält würde bei einem Weinprobensmalltalk bei Erwähnung des Wortes „terroir” verwirrt fragen,was denn nun darunter zu verstehen wäre. Zu viele Winzer berufen sich darauf um die Qualität ihrer Weine zu betonen oder aber auch um (haus-?) typische Aromakomponenten zu erklären. Weinjournalisten erzählen uns seit Jahren, dass Achleiten und Kellerberg, Chambertin und Musigny oder Latour und Petrus schon aufgrund von Bodenzusammensetzung, Mikroklima und Exposition so und nur so schmecken können oder zumindest sollten.

Es ist offensichtlich, dass diese Faktoren (bislang) von Menschenhand nur eingeschränkt zu beeinflussen sind und daher bestimmte Weine nur an bestimmten Orten gedeihen könnten.

Jean-Robert Pitte, Präsident der Pariser Sorbonne und Geograf beschäftigt sich schon berufsbedingt mit Landschaftsformen, aber mehr noch mit Kulturgeografie und in diesem Fachgebiet auch mit Essen und Trinken. Er vertritt jedoch im Widerspruch zu Obigem ganz entschieden die These, der Charakter von Weinen wäre weit weniger von naturgegebenen Gegebenheiten als von den Menschen geprägt, die den Wein herstellen, verkaufen und trinken.

In seinem jüngsten Werk illustriert er seinen Standpunkt durch einen detaillierten Vergleich der innerfranzösischen Langzeitkontrahenten um den besten Wein des Landes: Bordeaux vs. Burgund.

Einige seiner Argumente möchte ich in der Folge anführen und hoffe, dabei nicht (allzu sehr) auszuufern.

Die Wurzeln des Weinbaus im Burgund gehen auf das 2.Jhdt zurück und seit dem Mittelalter werden an der Côte-d'Or ununterbrochen Reben angepflanzt und Weine gekeltert. Bestimmend dabei waren katholische Klöster, und der (katholische) Herzog von Burgund. Die Arbeit erbrachten von jeher Bauern und seit der Revolution waren sie auch die Eigentümer der Weinberge. Aufgrund der Erbteilung sind die Lagen auf eine Unzahl Eigentümer aufgeteilt, die ihrerseits in vielen unterschiedlichen Gemeinden und Lagen Parzellen bewirtschaften. Getrunken wurden diese Weine historisch zum allergrößten Teil im (konsequent gegenreformierten) Frankreich.

Ganz anders Bordeaux: Durch die geografische Lage am Atlantik war die bordelaiser Weinproduktion stets auf Export ausgerichtet und die Konsumenten fanden sich zum Gutteil in England und im protestantischen Norden Deutschlands. Händler aus diesen Ländern ließen sich in Bordeaux nieder und engagierten sich ab dem 19.Jhdt auch massiv im Weinbau. Die Strukturen sind durch Châteaux bestimmt, die auf (vergleichsweise) großen Flächen einen einzigen Wein (und vielleicht noch einen Zweitwein, in dem die jungen Reben verarbeitet werden) keltern.

Diese Umstände finden sich laut Pitte unmittelbar in den Weinen wieder:

Im Bordeaux war es wichtig, dass die Weine den Transport per Schiff gut überstanden und hier zeigten sich Rebsorten wie Malbec bzw. in der nach-Phylloxera-Ära Cabernet-Sauvignon als deutlich besser geeignet als Pinot Noir. Die notwendige längere Lagerung bis die - gegenüber Burgundern - doppelt so große Tanninmenge ausreichend mürbe geworden ist und Trinkgenuss erlaubt stellte auch kein Problem dar, da dieses durchaus mit puritanischer Spargesinnung harmoniere. Im Vergleich zum Burgunder, der unmittelbar und emotionell ansprechend sei, sind die Weine des Medoc zunächst vielfach abweisend und der Genuss wird durch länger dauernde Erfahrung ganz entscheidend vertieft, bleibe jedoch stets intellektuell geprägt.

Burgunder betöre durch expressive Aromatik, Bordeaux hingegen werde primär durch seine Textur wahrgenommen und stets bleibe ein kleiner Rest an Zurückhaltung ja geradezu Puritanismus. Somit entspräche Bordeaux bekannten Bordeauxliebhabern wie Montesquieu oder Montaigne. Burgunder hingegen erinnere an Rabelais, sei eine wahre Droge von unglaublicher Sinnlichkeit, nahezu eine Art sexueller Hemmungslosigkeit.

Wo die Vorlieben von Pitte liegen ist nicht allzu schwer zu erkennen. Und trotz einigen weiterführenden schon etwas konstruiert wirkenden Thesen erscheint mir der grundsätzliche Ansatz durchaus stichhaltig, und viele der getroffenen Schlussfolgerungen überzeugend.

Und es macht durchaus Spaß bei einem blind verkosteten Wein einmal nicht nur nach Aromen, Balance und Länge zu suchen sondern sich zu überlegen: ist der nun eher protestantisch-bourgeois oder doch katholisch-bäuerlich?

32 Kommentare | Kommentar abgeben

noapino, 31.01.06 @ 23:29

Blasphemie
aus "Deus caritas est":

"Deshalb ist der trunkene, zuchtlose Eros nicht Aufstieg, 'Ekstase' zum Göttlichen hin, sondern Absturz des Menschen. So wird sichtbar, daß Eros der Zucht, der Reinigung bedarf, um dem Menschen nicht den Genuß eines Augenblicks, sondern einen gewissen Vorgeschmack der Höhe der Existenz zu schenken — jener Seligkeit, auf die unser ganzes Sein wartet."


Zweifellos bezieht sich Benedikt XVI damit nicht auf Weingenuss, aber vielleicht besteht zwischen der angesprochenen "Zucht" und den bekanntermaßen strengen Pommards und Chambertins doch ein gewisser Zusammenhang, damit wir nicht schon in feinen Chambolles und wonnigen Vosnes glauben die Seligkeit gefunden zu haben.

(Oder es handelt sich bei allem doch um eine seit dem X. Jahrhundert andauernde praktizierte Sublimation ....)

Minimalist, 31.01.06 @ 09:40

Aromatik-Textur
Ich erinnere mich an 90, Echezeau, von Romenee Conti. Der dunkelste Top-Burgunder meines Lebens. Ich habe besonders seinen kraftvollen Körper bewundert, welcher der expressiven Aromatik jeden Anflug von Kitsch nahm.
Und ganz umgekehrt beim sonst oft "harten Prügel" (Schokoriegel) Cos d'Estournel, 85, ein duftiges "Etwas".

Minimalist, 30.01.06 @ 18:00

reservieren?
Spasshalber habe ich www.pinaut.com (bei Networksolutions) gleich reserviert. Sollte ab morgen verfügbar sein! Ich habe die Addresse vorerst auf www.speising.net umgeleitet. Speising entstzehen dadurch keine kosten, ausser traffic (sollte zufällig jemand www.pinaut.com eintipepn erscheint jetzt die speising home page)
Sollte das nicht gewünscht werden, leite ich auf meine page zurück (und oute mich dadurch; aber nichts geht ohne Risiko)
Ich verspreche vor "Zeugen" diese Reservierung NICHT zu nützten/horten/blockieren. Die ca USD 50 / Jahr sind mein "Beitrag" zur "Spinnerei".
Übrigens, dieser Prote-Katho-Bürger-Bauer Thread ist wirklich spannend (Danke hs!!).
Schliesslich bildete er die Anregung. Wir sollen ihn aber keinesfalls für "pinaut" kapern. Vielleicht kann uns jemand einen Thread einrichten, den wir dann einfach solange bedienen, bis es keine(n) mehr freut (und parallel freudig über andere Wein-Themen diskutieren).

noapino, 30.01.06 @ 17:20

www.pinaut.at / www.pinaut.com
Die Domänen www.pinaut.at und www.pinaut.com wären beide noch frei!

Für die Vermarktung ein nicht zu vernachlässigender Faktor!

Minimalist, 30.01.06 @ 16:58

@profiler
Ich konnte "pingus" (Wein nicht Linux Clone) nur über Google finden.
(bei R. del Duero und teuer dachte ich an Vega Sicilia Unico, Pesquera Janus,..)
Beeindruckend.
Ich hätte das völlig falsch eingeschätzt!
Also doch bester Boden und "name".

profiler, 30.01.06 @ 15:58

@ minimalist
sowieso.....
denke nur an den "pingus".
relativ neu, rar, teuer, begehrt und gut.
kein schloss, kein see, nix.
so wie bei "unserem" wein.

gruss

Minimalist, 30.01.06 @ 14:08

Der Ort
Wenn ich den Faden gleich aufnehme.
Boden? Reicht die Beschaffenheit?
Wenn ich das Pferd von hinten aufzäume: Bei einem "einsamen" Spitzenprodukt ist es oft wichtig, in der Promotion den richtigen (Wachstums-)Code zu finden. Beim Spiztenwein: "Emotion und Liebe" (und nicht "Nutzen und Vorteil").
Deshalb stelle ich zur (theoretischen) Diskussion: Kann eine "Pinaut"-Lage ohne "Schloss-...", "....-See", ??? überhaupt bestehen?

Minimalist, 30.01.06 @ 11:32

Pinaut
Dann eben Pinaut.
Zum vollkommen versponnenen Vorschlag des "virtuellen Projekts". Ich träume von einer Gesellschaft, in welcher ich nur mehr 18 bis 20 Stunden/Woche erwerbsmässig arbeite. In der Restzeit möchte ich z.B. dem mühlviertler Gemüse/Kräuteranbauer, bei welchem ich "das beste Gemüse der Welt" kaufen kann, kostenlose Beratung in Fragen Marketing, Promotion, Finanzierung.... anbieten (es ist schrecklich anzusehen, wie gering der Ertrag im Vergleich zum Resultat ist). Als Gegenleistung möchte ich nur die besten Pflanzen seiner 12 Chilisorten,... für meine Terasse. Und der Gefügekzüchterin und......
Nur ein Beispiel: wie viele Anbieter kennen die Studie von Barry Schwarz zum "Paradoxon der Auswahl"?
Kurz gefasst: je mehr Marmeladen ein sonst identer Supermarkt im Regal anbot, umso weniger wurde gekauft und umso unzufriedener waren die Kunden nach dem Kauf?!
Ist es also schlau, wenn ein Winzer mit insgesamt 100.000 Flaschen 25 verschiedene Weine anbietet? Und wenn ja, wem?
Ich möchte nicht insistieren, aber ich habe nicht an einen meisterhaften Plan gedacht, sondern einfach ein paar "gebündelte" Gedanken zu Pinaut oder Autrus,...
Ich glaube Traubinger Demokratie könnte hier machen institutionalisierten Martetingern ganz schön "einheizen"?!
Ich bin übrigens verzückt: in Speising wurde das Gehirn, als Geschmacksinterpreter, entdeckt.

profiler, 27.01.06 @ 17:56

zielsetzung...
da es sich hier um ein abstraktes "projekt" handelt, darf auch das ziel abstrakt sein. das einzige ziel kann nur sein einen wein zu schaffen, der die trinkenden in eine solche verzückung versetzt, wie wir sie im roman "schlafes bruder" beim publikum finden, als die hauptfigur das erste mal öffentlich orgel spielt. die leute müssen hin und weg sein, sollen gar nicht begreifen was da vor sich geht, vor lauter gut. dann würde sich die nachfrage und preisgestaltung ebenfalls von selbst regeln.
das wär doch was, oder?

gruss

-hs, 26.01.06 @ 22:40

Das Ziel?
Nach dem Motto "Wenn schon denn schon" wäre Pinot Noir sicher eine gute Wahl. Die Frage, die jedoch bleibt, ist die nach dem Ziel.

Das kann doch wohl nicht darin liegen, einen weiteren "me too" Blauburgunder zu erzeugen.

Immerhin gibt es in Österreich bereits einige Produzenten, die recht regelmäßig zumindest respektable Pinot Noirs produzieren. Da seien nur Gernot Heinrich, Gerhard Markowitsch oder Josef Umathum genannt. Auch ein bejahrter Blauburgunder vom Weingut Wieninger hat mich vor einigen Jahren geradezu begeistert.

Vermutlich wäre es durchaus möglich, einen korrekten Traubinger Haus-Pinot zu erzeugen, dessen USPs gerade darin lägen, dass er ein solcher ist. Aber kann das befriedigen? Der Anspruch müsste doch sein, entweder einen Wein zu keltern, der sich mit den gelungenen (!) Vorbildern aus dem Burgund zumindest messen kann, oder aber einen Wein herzustellen, der zwar Pinot-Charakter und exzeptionelle Qualität aufweist, jedoch einem ganz anderen (welchem?) Stil folgt.

Beides Ziele, die schwer erreichbar scheinen. Aber ich bin auf Vorschläge gespannt, die einen Ausweg zeigen.

alma, 26.01.06 @ 19:16

vom (zeit)vertreib zum vertrieb
Irgendwann wird dann die Frage da sein: reicht der "Hauswein" gerade mal für die Mitglieder, oder ist so viel davon da, dass Geschäfte gemacht werden können? Wie kommt das Kind zum Kunden?

Eine köstliche Vertriebsmöglichkeit habe ich hier gefunden:
http://landwein.twoday.net/20060117/

Ein paar (würdigen!) Mitbloggern ein Flascherl zur werten Aufmerksamkeit und Beschreibung verehren, und schon wird Bedarf an ebendiesem guten Tropfen geschaffen ....

pastinake, 26.01.06 @ 17:09

Unbedingt Pinot!
Bin sehr dafür, Alma! Laienhaft stelle ich mir so eine Lage, wie sie Fred Loimer für seinen PN im Kamptal hat, vor:
"Osthang unmittelbar unterhalb des Käferbergs auf 250 bis 300 m Seehöhe gelegen, ist eine der wenigen "Rotweininseln" des Kamptals. Der mittelschwere Lössboden ist leicht erwärmbar und gut durchlüftet, darunter liegt schwere rotgefärbte mittelschwere Tonerde, was gute Wachstumsbedingungen für die komplizierte Burgundersorte bietet. Der Boden ist leicht erwärmbar (Löß) und die Weingärten, nach Süd-Ost ausgerichtet trocknen am Morgen rasch ab, sodaß die empfindliche Pinot Noir Traube immer gesund und reif geerntet werden kann."

alma, 26.01.06 @ 16:45

Asylsuche
Wenn traubing zum Asylblog für verschreckte speisinger wird, wird das ja nicht so schnell die gewohnte Ruhe hierzulande stören ;-)

Wurde schon eine merlotgeeignete Asyllage gefunden? Aber eigentlich mag ich Pinot schon lieber ...

noapino, 26.01.06 @ 00:23

Reblaus?
Wäre im Traubinger Weingarten auch noch Platz für eine kleine Reblaus?

Nebenbei bemerkt bedauere auch ich es nicht, hierorts vor nicht einmal halblustigen Kellnernachwuchsscherzlein und selbsternannten Charakterdiagnosefreunderln ein wenig abgeschirmt zu sein.

Dieser Umstand erlaubt es, sich auf - wenn schon nicht wesentlichere doch auf jeden Fall - erbaulichere Fragen zu konzentrieren.

pastinake, 25.01.06 @ 22:09

Ich würde auch gerne
ein Rebstock sein - allerdings befürchte ich, dass das Produkt dann "Alte Reben" genannt werden müsste.
Danke übrigens an Traubing für das Exil, in Speising regieren derzeit leider der schlüpfrige Altherren-Stammtischwitz.

-hs, 25.01.06 @ 18:32

virtuelles Projekt
Das Ganze klingt ein wenig nach Arbeit und davon habe ich gerade derzeit eh genug. Zusätzlich habe ich (zum Glück nicht aus eigener Erfahrung) den Eindruck, dass es mit konsequenter Arbeit relativ rasch möglich ist, gute bis sehr gute Weine zu produzieren, dass sich aber wahre Größe nicht auf Reißbrettern oder in Businessplänen konzipieren lässt. (Andererseits auch nicht wirklich überraschend.)

Obwohl und andererseits hätte so etwas schon auch einen gewissen Reiz. Nicht zuletzt wo wir schon so verlockende Angebote für Reben bekommen ;-)

Ich würde sagen, wir behalten's im Hinterkopf und spinnen's bei Gelegenheit weiter.

Ach ja - à propos "virtuell":

If it's there and you can see it - it's real
If it's there and you can't see it - it's transparent
If it's not there an you can see it - it's virtual
If it's not there and you can't see it - it's gone!

profiler, 25.01.06 @ 11:40

rollenverteilung und aufgabenbereich....
also, wenn da noch eine stelle als rebstock frei wäre, würde ich gern den platz in der dritten rebzeile von hinten, relativ weit links, übernehmen. genau dort wo man als toller stock, so wie ich, die ersten sonnenstrahlen schon am morgen sehen kann. dort wo das wasser schön abrinnt, der boden noch diese super mikroorganismen hat und ich ganz tief wurzeln muss damit mein saft recht finessenreich und mineralisch wird. sich der boden aus einem gesunden verhältnis schotter und muschelkalk zusammensetzt. und da hätte ich auch die gewissheit von euch gut behandelt zu werden, ich würde es euch mit dem tollsten rebmaterial danken, das ihr euch vorstellen könnt.

gruss

Minimalist, 25.01.06 @ 08:55

@hs
Messerscharf! Ja, das ist aber typisch: der "protestantische" Anspruch strenger "Selbstbeurteilung" (Klassifizierung) gegen den "schlampig-katholischen" Qualitätszugang.
Jetzt einmal Romanee Conti, Leroy,.. ausgenommen. Selbst bei den Grand Crus habe ich, bei Burgundern, schon schreckliche "Einfahrer" erfahren.
Preis. EUR 160. Wert: EUR 40.
Und umgekehrt. Lecheneaut ist mittelmässig mit mittelmässiger 1er Lage bei Ch. M.
Aber dieser 96 ist überraschend gut gelungen.
Ich hatte beide gleich. Andere am Tisch, den L. vorne?!

Übrigens Projekt: Ich fände es spinnert, wenn wir in Traubing so ein virtuelles Projekt aufzögen (Einfach einen Papiertiger).
Mit allem, Businessplan, Marketing Strategie, Finanzierungskonzept, Kaufplan,...
Demokratisch. Mit einem Projektleiter und sonst gleichberechtigten Meinungs- und Infogebern.
Sie als Projektleiter wäre "ein Traum"?!
Da würde ich ein paar Stunden dafür "hackln".
Merlot, Pinot Noir,...in A?
(nicht GV, RS, BF,...)
Ich glaube mit unserer heterogenen Struktur und Unbefangenheit könnten wir da was "zustande" bringen.

-hs, 24.01.06 @ 23:30

Bordogne
Ein harter Vergleich.

Leoville Poyferré 1990 ist ja schon einer der ganz Guten. Und wenn ich daran denke zu welchem Preis dieser Wein noch ziemlich lange zu kaufen war - bevor unser aller Robert Parker seine wohlwollende Beschreibung darüber veröffentlichte ....

Lecheneaut ist auch ganz und gar nicht übel, obwohl mir in den letzen Jahren der vom Haus geübte Holzeinsatz und die Extraktion doch ein wenig zu üppig scheint und 1996 ist auch alles andere als ein unproblematischer Jahrgang. (Dessen ungeachtet habe ich vor nicht allzu langer Zeit Clos de la Roche 1996, oder auch immer wieder Cailles und Chambolle 1er aus diesem Haus heftig genossen.)

Aber was soll's?

Dadurch, dass der eine Wein gut ist, wird der Andere keineswegs schlechter!

noapino, 24.01.06 @ 21:53

@minimalist: Der Merlot?
Gab es da nicht vor 10-15 Jahren einen Falstaff-Bericht über die Domäne Müller, in der stolz ein neu mit Merlot bepflanzter Weinberg präsentiert wurde, der in Bezug auf Exposition, Mikroklima und Bodenzusammensetzung Petrus zumindest gleichkommen sollte?

Bislang ist mir aber noch kein entsprechender Wein untergekommen. Vermutlich sind nur die Reben noch zu jung und der Wein kommt schon noch.

Oder sind die Müllers einfach nicht protestantisch genug?

Minimalist, 24.01.06 @ 08:21

Autrus
Jetzt aber ernst. Was wäre der beste Merlot Boden in Österreich? Ein Traubinger Projekt: "Autrus"?

Minimalist, 23.01.06 @ 23:31

Burgundeaux
Ein wenig belämmert nach einer Probe aufs Exempel: 90, Leovilel Poyferre - 96, Chambolle Musigny, 1er Cru, Lecheneaut.
Unentschieden. 19 P.
Ich bleibe ohne Religion bürger-bäuer-proletar-lich.
Sollten wir nicht doch Mouton ausreissen und Pinot Noir pflanzen?

-hs, 23.01.06 @ 17:54

@minimalist: Sauvignon de Saint-Bris
Es gibt im Burgund die Appellation Saint-Bris in der auf immerhin 450 ha, angeblich recht erfolgreich Sauvignon (blanc und gris) angepflanzt wird.

Zum Thema Richebourg-Rodung würde ich doch eher vorschlagen, zunächst in Clos-Vougeot zu beginnen: Unten in der Senke; dort wo immer das Wasse stehen bleibt. Danach können ja weitere Schritte überlegt werden.

-hs, 23.01.06 @ 17:48

@pastinake: Erröten
Liebe Pastinake,

Sie sehen mich erröten.

Vielen Dank für Ihre netten Worte, obwohl mich schon ein wenig die Sorge drückt, ob ich dieser hohen Erwartungshaltung auch zukünftig gerecht werden kann. Aber ich werde mich ehrlich bemühen.

Minimalist, 23.01.06 @ 17:02

@noapino
Ich melde mich fürs "ausreissen". Für das Pflanzen habe ich zu wenig Know How, Feingefühl und Geduld. Aber da gibt es sicher einige Speisinger,...Sie selbst, hs,...
0,5 ha Richebourg-Boden. Da benötigen wir noch weitere Investoren.
Wer trommelt?
Wenn Sie Projektleiter sind, bin ich schon dabei (smile).

noapino, 23.01.06 @ 16:36

@minimalist: Merlot an die Côte d'Or!
Ich habe mir einmal sagen lassen, dass Klima und Boden der Côte d'Or hervorragend für Merlot geeignet sein sollen.

Wir müssten - um das zu veri- oder falsifizieren - nur ein paar Zeilen vom (sagen wir halt) Richebourg kaufen, roden, Merlot pflanzen und als Vin de Table auf den Markt bringen.

Ein Problem könnte sein, dass wir - um die wahre Größe erahnen zu können - doch so 30-40 Jahre warten müssten und ob wir (von unseren Gaumen ganz zu schweigen) dann noch geschmackssicher sind .....

Minimalist, 23.01.06 @ 14:26

Wein-Weltreligion
Bevor der Katholizismus zu Weltreligion des Weines erhoben wird, wächst auf den Steinhaufen des Burgund überhaupt etwas anderes als Chardonnay und Pinot Noir? (smile)

pastinake, 23.01.06 @ 13:26

Fortsetzung
Burgunder ist mein absoluter Favorit. Wenn der Katholizismus seinen Teil dazu beigetragen hat, dass Burgunder so wunderbar schmeckt (wie es Profiler so anschaulich beschreibt) , kann ich sogar als Agnostikerin noch was Gutes am Katholizismus finden.

pastinake, 23.01.06 @ 13:20

Lobhudelei
Herr Steininger, IhreTraubing-Beiträge sind wirklich etwas Besonderes - ein grosses Kompliment! Ich mag mich mit Wein nicht so gerne theoretisch auseinandersetzen, langweile mich bei den meisten Weinzeitschriften und -büchern, aber hier lese und lerne ich mit Vergnügen.

profiler, 23.01.06 @ 12:35

ich gestehe, ich liebe burgund.
und zwar nicht so wie vanilleeis, sondern so wie eine schöne, intelligente frau. burgund oder bordeaux als glaubensfrage, das ist ja mal etwas ganz anderes. ich für meinen teil konvertiere dann eindeutig zum pinot, denn die burgunder fesseln mich schon seit längerem. kein anderer wein kann eine derarte komplexität, facettenreichtum und geschmacksbogenfülle erreichen.
der vergleich mit drogen gefällt mir gut. man muss aber, der vollständigkeit halber, auch zugeben, dass sich burgunder manchmal extrem sperrig, zugeknöpft und verschlossen geben können.
samstag abend (mein freier tag) habe ich mich dazu hinreissen lassen eine flasche 1998 chambertin armand rousseau zu öffnen: erster eindruck, farbe extrem hell, absolut kein bouquet, im geschmack hart. okay, dekantieren und warten. nach einer stunde erste lebenszeichen. nach zwei stunden ist er dann aufgegangen wie ein germteig und hat dann alles preisgegeben. im duft wie ein perfektes parum, ganz leicht nach waldboden, trockenblumen. tannine super eingebunden, extrem angenehme säure und eine geschmacksfülle wie ein regenbogen.
als die flasche dann leer war, waren meine tränen bezüglich der 170 euro auch schon vollständig getrocknet;-)

und wieder einmal hat sich für mich bestätigt, die wahrheit kann nur im pinot noir liegen.

mit immer noch schmatzendem gruss

alma, 23.01.06 @ 10:38

Mon oncle
Mein Onkel ist Philosoph, Katholik und Ex-Jesuit. Er stammt aus einem agnostischen Elternhaus.

Seine größte Befreiung, so erzählte er mir, sei seine Hinwendung als 16jähriger zum Katholizismus gewesen - Rebellion gegen das halbwegs intellektuelle, asketische, vegetarische Elternhaus. Die erste Begegnung mit Wein fand in der katholischen Jugendgruppe statt.

Burgunder wird es wohl nicht gewesen sein, aber seitdem hat ihn eine offene hedonistische Fröhlichkeit nicht verlassen (wie er allerdings die Jahre in der Jesuiten-Kaserne überstanden hat, weiß ich nicht, diese Verirrung hat er zum Glück rückgängig gemacht)

Die katholische Lebensfreude wurde mir als Kind schon bei meinem anderen Großvater (der, der die Schokolade nicht in einer Schublade verstecken musste) deutlich vor Augen geführt: täglich mittags und abens 1, 2 Glas Wein, Zigarren, Fleisch und eine spürbare sexuelle Aura.

Lässt sich aus Einflüssen der Kindheit auch ein Wein-Werdegang rückschließen ? ;-)

Minimalist, 23.01.06 @ 10:25

Wissen als "Geschmacksgeber"?
Spannend! Vor allem die Motivationen und Restriktionen (Transporfähigkeit,...). Auch der Höhenflug des starken / säurigen Balolo, begründete sich ja darin, dass er den Transport über den (heissen) Äquator überstand (und andere nicht).
Und wir beurteilen Wein mit dem Geschmackssinn, dem Geruchssinn, dem Auge und wahrscheinlich auch mit Wissen (von welcher Traube/Winzer/Gegend,... erwarten wir was?). Integral.
Es gibt übrigens noch eine lakonische Kategorisierung (Autor habe ich vergessen).
"Bordeaux ist für die Kranken, Burgund für die Gesunden".
Und ich frage mich noch, welchen Wein macht ein protestantischer Bauer?
Einen karg-schlanken Riesling?

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