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Autoespresso (I - Mestre)
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Es war einmal eine unscheinbare Trattoria an einer mindestens ebenso unscheinbaren Ausfahrtstraße, die sich zu Zeiten, als ein Espresso noch etwas nie Dagewesenes, Todchices gewesen sein muss, den ganz und gar unromantischen Namen "Auto Espresso" gab. Ganz im Gegensatz zu den durch diesen Namen verheißenen Stehbuffet-Genüssen wurde hier jedoch in den 80er Jahren dramatisch gut gekocht, und viele genossen es, in einem "ganz einfachen Espresso" so zu essen wie die Reichen und Schönen in ihren Ristoranti.
Mit dem sich bald darauf einstellenden Michelinstern kamen dann freilich die üblichen Nöte, die jedes Lokal treffen, das versucht, Gourmandise und Alltagsnormalität zu verbinden. Die Ansprüche waren zu hoch, das Restaurant begann schlecht zu gehen, wechselte gleich zweimal die Besitzer – und landete im Abseits. Aus genau diesem hat es vor noch gar nicht langer Zeit Padrone Tiziano Davanzo geholt, ein Umberto-Eco-Typ mit hedonistischem Flackern hinter den streng geschnittenen Augen. Er renovierte die alte Trattoria an der Landstraße, ohne ihr jedoch ihre Seele zu nehmen — nämlich die Dialektik von Ristorante und Osteria.
Im Restaurantteil sitzt man in äußerst bequemen Sesseln, umgeben von einer reduzierten, ein bisschen japanisch anmutenden Architektur mit viel Holz und weniger Samt sowie viel Ocker und weniger Rot. Maître Roberto Menin tritt auf und verkündet das ziemlich knapp gehaltene Menü. Ich entscheide mich nach einigem Überlegen für eine kleine Platte von rohen Scampi, Heuschreckenkrebsen, Thunfisch, Branzino und Garnelen, alles von edelster Qualität, perfekt zugeputzt bzw. dekorativ ausgeschält, mit köstlichem Olivenöl vom Gardasee und Meersalz serviert. Schlicht ein Genuss. Weitere Genüsse aus der Küche der beiden jungen Köche Silvio Santinon und Christian Ziciotto folgen. Etwa die mit Seespinnenfleisch gefüllten Capellaci mit kandierten Tomaten. Oder der "Fritto misto alla tempura", bei dem wiederum nicht an der Produktqualität gespart wird und der sich zum klassischen Touri-Fritto-Misto verhielten wie ein Ferrari zu einem Fiat Punto. Alle Ansprüche an japanische Tempura-Transparenz werden erfüllt, wobei es einen doch seltsam berührt, dass dieses urtümliche mediterrane Fischergericht, das von portugiesischen Missionaren nach Japan gebracht wurde, nunmehr über den Umweg der Japanwelle wieder ans Mittelmeer re-importiert wird.
Dafür bleibt die beachtliche Weinkarte zum überwiegenden Teil im Land. Und auch die Wege der munteren Einheimischen an der Bar und der eleganten Genießer im Hinterzimmer führen irgendwann zusammen. Spätestens im Zwischenreich beider Abteilungen: der gemeinsamen Toilette.
Christoph Wagner
empfohlen am 09.02.06 @ 07:37
Via Fratelli Bandiera 34
30175 Mestre-Marghera
Italien
Telefon: 0039.041.93 02 14
Ruhetag(e): Sa, So
Küchenzeiten: Betriebsferien: August
Menüpreis:
Inhaber: Tiziano Davanzo
Küchenchef: Silvio Santinon, Christian Ziciotto
Kreditkarten: Visa, Mastercard, American Express
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