Der 49er Würstelstand (Wien)

Für die "alten" Hütteldorfer war der Kiosk am Ende der Straßenbahnlinie 49 für etliche Jahrzehnte eine Institution. Jeder kannte die "Lintschi" und Generationen von Schulkindern haben dort ihre Groschen für Zuckerln ausgegeben.
Aber auch die Lintschi wurde älter und irgendwann war der Kiosk geschlossen. Sehr lange geschlossen.

Erst 2008 kehrte wieder Leben an den Standort zurück. Robert Schery, vorher am Südtiroler-Platz tätig, hat die Herausforderung angenommen und im fernen Westen Wiens einen Würstelstand eröffnet.

Das Angebot umfasst selbstverständlich sämtliche Klassiker die man in so einem Etablissement einfach haben muss. Frankfurter, Burenwurst, Leberkäse, Käsekrainer, Bratwurst usw.
Zusätzlich gibt es Hot Dogs und Bosna mit so gut wie jeder Wurstsorte, Cevapcici, Ham and Eggs, diverse Schery-Burger und Pizza (30 Minuten Wartezeit). Mit Sicherheit habe ich etliche Dinge vergessen – die Speisenliste reicht von Hütteldorf bis mindestens zu Kennedybrücke, so lange ist sie.

Mein persönlicher Favorit ist der Schery-Burger. Wer sich mit Grausen von Papp-Brötchen-Burgern der bekannten Ketten abwendet sollte einmal diese sehr österreichische Variante eines Burgers probieren.
Z. B. den "Schery-Burger Farmer" (es gibt mittlerweile eine Latte von Varianten – auch vegetarische mit Tofu bzw. Gemüselaibchen)

Eine Kaisersemmel wird aufgeschnitten und leicht angetoastet. Ebenso werden 2 Cevapcici der Länge nach geteilt und auf den Grill gegeben. Dazu ein am Griller geschmolzener Käse, gebratener Speck, ein Klecks der pikanten Schery-Souce, Zwiebeln, Tomate und ein Spiegelei. Die etwa 10 Minuten Zubereitungszeit lohnen sich wirklich. Das ist der teuerste Burger (€4,60, Burger Classic €2,90) und hält preislich jedem Vergleich zu Mäcpapp locker stand.

Generell finde ich die Preisgestaltung angemessen. €2,20 ein Paar Frankfurter mit Senf, Bosna Spezial (mit 2 dünnen Bratwürsteln €3,90) die Qualität der Fleischwaren durchwegs ausgezeichnet. Das Gebäck ist von Resch&Frisch.

Die erwähnte Schery-Souce ist übrigens eine Erfindung des Betreibers, der diese zur Zeit in zwei Varianten anbietet. "Pikant" und auf Sonderwunsch "Aber-so-was-von-fürchterlich-scharf" weil mit Habañeros gemacht, so das es bei Letzterer auch mir, als geübte Scharfesserin, nur mehr die Tränen in die Augen treibt. Also Vorsicht.

Überhaupt ist Herr Schery recht innovativ unterwegs. Er probiert immer wieder mal neue Angebote aus – nimmt das p.t. Publikum diese an, dann findet es auch den Weg auf die Karte.
Seit einiger Zeit gibt es sogar glasweise recht ordentliche Burgenländische Rotweine. Z. B. "Blaufränkisch Classic" vom Igler oder "Das Phantom" von K+K Kirnbauer.
Mir ist jedoch bei weitem wichtiger dass es neben Gösser, Stiegl, Ottakringer und Wieselburger auch immer ein paar tschechische und/oder slowakische Flaschenbiere (0,5l € 2,40) gibt.

Natürlich ist jede Menge Süßkram, Hard- und Softdrinks verfügbar, auch Himbeerkracherl – was ja bei einem Würstelstand mit Geschichte (Lintschi) absolut unverzichtbar ist.

Dass es sogar Nespresso (€ 1,70) gibt soll nicht unerwähnt bleiben.

Bei einigermaßen trockenem Wetter ist der Würstelstand immer sehr gut besucht. Samstag und neuerdings auch am Sonntag ist Ruhetag. Was die vielen Spaziergänger am Wochenende nicht freuen wird. Aber natürlich hat auch ein Würstelstandbetreiber das Recht auf ein wenig Freizeit. Von Mitte Dezember bis Anfang Februar ist geschlossen.

Die Bujattigasse führt entlang des Halterbaches und ist einen Sackgasse. Dem entsprechend wenig Verkehr und angenehme Umgebung. In regelmäßigen Abständen quietscht sich die Straßenbahnlinie durch die Schleife der Endstelle und sorgt so für ein wenig Abwechslung. 50 Meter weiter vorne tobt der Verkehr in der Linzer Straße.

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