Ganeum (HR - Lovran)

Mitten in die entzückende, verwinkelte Altstadt hinein gestreut, stehen auf Terrassen die Tische, zum Teil unter einem großen Nussbaum - sehr sanfte Beleuchtung - alles angerichtet für einen kulinarisch schönen Abend. Der Patron des Ganeum, Robert Benzija, hat im Ariston/Opatija gearbeitet, ein Kollege war in der Zijavica Teil des 3-Hauben-Teams.
Wir bestellten das sechgängige Menü (69) samt Weinbegleitung (40).

Gruß: Käsecreme mit Zwieback. Nett.
Branzino-Carpaccio mit Agrumensaft, Minze und Erbsenkeimlingsblättern - sehr gut, auch weil kaum gekühlt.

Eine Rolle aus Rindercarpaccio mit Grana und Rucola gefüllt, auf knackigem Gemüse und Erbsenkeimlingsblättern . Gut, aber frei jeglicher aromatischer Überraschung.

In dickem Tempurateig gebackene Sardellenfilets mit Mangold/Erdäpfeln und Erbsenkeimlingen: Die Anchovis kaum zu schmecken, der Teig viel zu dick und fettig.

Dickteigige Ravioli mit Skuta-Frischkäse gefüllt, auf einer leichten Scampisauce, mit Erbsenkeimlingsblättern. Hm, naja.

Gegrillter Branzino mit gegrilltem Fenchel und Artischockenböden, auf einer leichten Scampi-Sauce, und Erbsenkeimlingsblätter: Womöglich das beste Stück Fisch, das ich je gegessen habe. Ich glaube nur bei den Mrazens in der Brigittenau hatte ich ein ähnliches Fischerlebnis. Perfekt glasig, die Haut ein knusprig-aromatischer Traum, das Fleisch mit einem sagenhaften Aroma (tippe auf ein Bad in Salzlake). Die Scampisauce ausreichend leicht, um nicht zu killen, der Fenchel top und die Artischockenböden ebenso.

Kalbswangerlscheiben in Teran geschmort, mit mitgeschmorten Zwetschkgen und Mandeln: Sehr gutes Gericht, gut abgeschmeckt, kräftige Süße seitens des Schmorobsts - der kühle Teran dazu im Glas ideal.

Waldbeerensemifreddo und weiße Schokomousse: Eh.

Wäre ich einfach so auf dieses Lokal gestoßen, hätte ich mich über die gute Küche gefreut und basta. Da jedoch drei Hauben auf der Tür prangen, der Koch eine super Nachred´ genießt, die Fotos auf der Facebookseite ansprechend sind, war die Erwartungshaltung dann doch in Richtung Zijavica gehend. Und mit der Zijavica sollte das Ganeum nicht in einem Atemzug genannt werden. Dazu müsste der Betrieb deutlich weniger Couverts abwickeln, die Erbsendeko verbannen und fokussierter zubereiten. So jedoch ist da Ganeum ein gutes Restaurant, das mit dem Ansturm kämpft und sich für den Umsatz entschieden hat.

Die MitarbeiterInnen allesamt ausgesprochen freundlich, mehrsprachig, kompetent und sehr persönlich im Umgang. Kompliment, das bei diesem Druckgeschäft aufrecht zu halten.

Ich werde wieder ins Ganeum gehen, es hat mir größtenteils geschmeckt, zum Teil sogar umgeworfen (gegrillter Branzino). Meine Erwartungshaltung wird mir dann keinen Strich mehr durch die Rechnung machen.

Gregor Fauma

Für eine Großansicht das jeweilige Bild anklicken!

0 Kritiken | Kritik verfassen