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Gaumenkitzel (Kirschlag am Wechsel)
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In Kirchschlag am Wechsel, ein wenig oberhalb der Ortschaft, liegt das Anwesen des Hotels Molzbachhof. Über fünfzig Jahre ist der Betrieb in jeder Hinsicht gewachsen; heute präsentiert er sich als fescher Wellnessbetrieb, der sehr geschickt die umgebende Natur mit in seine Gestaltung einbezieht. Der Molzbachhof ist ein Familienbetrieb, und Chef Peter Pichler steht in der Küche, während Chefin Nina Pichler sich um die Hotel- und Restaurantgäste kümmert. Das Hotelrestaurant, sie nennen es Wirtshaus, habe ich nicht kennengelernt, sehr wohl aber das im Hotel integrierte JRE-Gourmetrestaurant Gaumenkitzel mit 16/20 Punkten und damit 3 Hauben. Das Küchenkonzept nennen sie „Cook the Gart´l“.
Pichlers sind seit der Tourismusschule am Semmering ein Paar und arbeiteten stets gemeinsam, so u.a. im Taubenkobel unter Eselböcks, in der Vila Joya und im Gidleigh Park. Gut, dass sie zurückgekommen sind.
Das Gaumenkitzel ist atmosphärisch intim, nur 16 Sitzplätze, das Design hält sich in angenehmen Grenzen und der Service ist flott und sehr effizient. Sämtliche Lieferanten werden angeführt. Man kann zwischen einem 4- und 6-gängigen Menü wählen. Peter Pichler erklärt am Tisch die meisten Gerichte selbst, das Tempo ist jedoch zu hoch, als dass am Ende der Produkterläuterungen deren Anfang noch erinnerlich wäre. Liebenswerterweise hat mir Nina Pichler das detaillierte Menü per Email geschickt – here we go:
Jeder ein Radieschen in essbarer Erde. Nett.
Zum selbst gebackenem Brot (eigene Mühle) wurden eine leicht geräucherte Zitronenbutter und eine Schnittlauchbutter eingestellt – die Schnittlauchbutter war der erklärte Favorit am Tisch. Sehr, sehr geil.
Dann kamen Fingerhäppchen, also Miniaturen von höchster Handwerkskunst und aromatischer Zusammenstellungsgabe:
Cannelloni gefüllt mit einer Hühnerleberpastetenfarce und Rhabarber.
Gebackene Blunzenbällchen mit einer Currycreme.
Ein Taco mit grünem Spargeltartar und steirischer Alpengarnele.
Ein Topinamburmousse mit Soja-Baiser und Apfelcreme.
Ein Mousse vom weißen Spargel mit einem Blättchen Mädesüß und einem Tapioka-Chip.
Wie so oft ist dieser eine Happen zu wenig für ein Gesamtbild und erzeugt Unmut, nicht mehr davon essen zu dürfen. Jedes für sich war ausgezeichnet, aber zwei Wochen später habe ich immer noch die Topinambur-Mousse in Erinnerung, die hat mich sehr geflasht. Die Häppchen werden höchst kreativ angerichtet serviert.
In Folge eine Rübenvariation: Eine Ofenrübe mit Frischkäse, Gartenkresse, Rübenpürre, Rettich, Sprossen und karamellisierten Walnüssen. Schön anzuschauen, gut.
Ein sehr gutes Stück gedämpfter Lachsforelle mit Kohlrabi (am Tisch geräuchert), Apfeltapioka und Bronzefenchel. Gut.
Escabeche vom Amurkarpfen und Buchweizen, mit Olivenkraut, Olivenpulver und Buchweizenknusper. Sehr geiles Gericht, tolle Texturen, konnte auch Karpfen-Hater überzeugen.
Kalbsbries, erst faschiert, gewürzt, dann geformt und knusprig frittiert, mit viel Estragon, wenig Morcheln, Kalbjus und zarten Erbsen angerichtet – I love it!
Rücken vom Maibock mit Spargel, Kirschen und Amarant – unfassbar gut. Könnergericht. Absolut überzeugend.
Sellerie-Eis mit Rhabarber, Haselnuss, Verbene, Crumble und Hippe – sündig.
Eine dekonstruierte Zitronentarte mit Agrumen aus dem Garten/Zitronenglashaus: Buddhas Hand, Kaffierlimette, Kumquats. Das mit Weißer Schokolade und Sud vom Australischen Zitronenblatt – oh dear, so ein gutes Dessert hatte ich ewig nicht. Sensationell.
Zum Abschluss: Kaffee Macarons, Nougatsteine und Apfeltörtchen, wieder extrem kreativ serviert, u.a. auf einem Tellerbrunnen (Minimotor, der tatsächlich das Wasser zum Kreisen bringt. Schräg.).
Zusammenfassend:
Tolle Aromen und Texturen, nachhallend gute Speisen, bleibt in Erinnerung. Mir zu viel Kreativität beim Anrichten (Drahtgittergestelle, hölzerne Kerzenständer, Tellerbrunnen, ….), das haben die Gerichte nicht notwendig. Sehr schönes Geschirr. Weiters scheint es mir den Pichlers sehr wichtig zu sein, auf die einzelnen Ingredienzien hinzuweisen – wenn das jedoch etwas bewirken soll, brauche ich als Gast mehr Zeit, das zu erfassen und womöglich sogar am Teller zu erkennen.
Ich kann das/den Gaumenkitzel von ganzem Herzen empfehlen – auch der Weine wegen.
Gregor Fauma
empfohlen am 18.05.23 @ 13:04
Tratten 36, /
2880 Kirchberg / Wechsel
Telefon: +43 2641 2203
Email: office@molzbachhof. at
Ruhetag(e): Mo, Mi, Do, So, Feiertags
Küchenzeiten: Dienstag, Freitag und Samstag ab 18.00 Uhr
Menüpreis:
Inhaber: Fam. Pichler
Küchenchef: Peter Pichler
Kreditkarten: Visa, Mastercard
Besonderheiten: Keine Hunde erlaubt, Kinder ab 6 Jahr
Hotel: ****
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