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Haslauerhof (Haslau)
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Die Ortschaft Haslau hat nicht viele Sehenswürdigkeiten. Die eine davon, die Wallfahrtskirche Maria Ellend, lässt schon durch ihren Namen auf die Lage schließen. Die andere, eine kaum bekannte Donaufähre, erfreut sich vor allem bei Roland Lukesch, dem Wirt vom Haslauerhof, größter Beliebtheit. Denn die Fähre ist Lukeschs Direktkontakt zum Marchfeld. „Dank ihr dauert es keine Stunde, bis der frisch gestochene Spargel bei mir im Topf landet”, sagt er stolz.
Der 37jährige Lukesch, der die Kochkunst noch beim mittlerweile emeritierten Klassiker Werner Matt erlernt hat, ist ein „Koch für jede Jahreszeit”, und fühlt sich als solcher mitten im Auland in seinem Element. Er hat nicht nur, ebenso wie seine Gäste, die Donau und damit auch deren Fischlein im Blickfeld, sondern auch zahlreiche Freunde in der Umgebung: Da sind etwa die Winzer von Arbesthal und Göttlesbrunn, von denen viele — wie etwa „Bienenfresser” und „Pegasos”-Reiter Hans Pitnauer — auch „g'standene Jaga” sind. Der Forst führt fast bis vor die Wirtshaustür, und wenn es auf Oktober zugeht, so kauft Lukesch nicht, wie die meisten anderen Köche, zerlegte Tiere beim nächsten Frischdienst, sondern verarbeitet ausschließlich, was frisch geschossen „aus der Decke” springt.
Ob Muffel, Auhirsch, Wildschwein, Reh oder Hase, alles kommt zwischen der letzten Septemberwoche und Allerheiligen auf den Tisch. Besonders stolz ist Lukesch auf „seine” Wildenten. Denn die werden während der Jagdzeit von listigen Auland-Bauern mit „Gerstln” gefüttert, was ihnen jegliches Animo raubt, sich allzu weit von den Flinten der Aulandjäger zu entfernen.
Das Lokal liegt begnadet. Am höchsten Punkt einer steil abfallenden Terrasse über der Donau schwebt der Haslauerhof förmlich über dem Wasser. Bereits beim Betreten des Lokals überwältigt einen der Blick in den Norden, über die Donau und deren Auen. Große Fensterfronten mit den fesch eingedeckten Tischen davor geben diesen Blick frei.
In der Mitte des Raums befindet sich eine uralte Küche, die auch den Raum mit Holz heizt. Sie verströmt an einem tristen Novembermittag Gemütlichkeit.
Kaum hat man das Lokal betreten, helfen einem schon die Kellner aus den Mänteln und führen zum Tisch. Kurz darauf steht auch schon das Gedeck zwischen den noch leeren Gläsern: Dreierlei Brot, hausgemachte, hauchdünn aufgeschnitte Wildwürstel, Gänseschmalz und ein Frischkäseaufstrich, beides gepimmt durch fruchtig-scharfe Chutneys und Sprossen. Was für ein Ausblick in jeder Hinsicht
Weinkarte wurde uns nicht unaufgefordert angetragen, wir bestellten ergo a la Schiefertafel lokales Weißes und Rotes glasweise.
Ich fange wieder einmal mit den Gerichten an, die ich nicht essen konnte, aber so gerne wollte:
Zu gerne hätte ich mir zweierlei Gans bestellt. Einmal die um Euro 24.50 von der heimischen Weide, und einmal die um 18.50, eine klassische Mastgans. Ich hätte gerne die 6 Eurini geschmeckt.
Auch den Karpfen serbisch musste ich auslassen (14.80), die Carnuntiner Fischsuppe (5.20) und das Beuscherl vom Hendl. Da ist zwar keine Lunge drin, aber jede Menge Hühnerherzen und Mägen, dazu ein gebackener Knödel, ach, wie gerne hätte ich das als Zwischenmaul eingeschoben. Wie auch das gebackene Hirn. Herrschaftszeiten, wo bekommt man sonst noch gebackenes Hirn als Zwischengangerl ...?
Übrigens, das Schweinswiener vom Karree kommt um Euro 9.80 daher. Warum aus dem Karree, verstehe ich nicht, da bin ich halt ganz anders gestrickt, mehr von der Schopfseite kommend.
Das zu den Speisen, die nicht serviert wurden.
Serviert wurde:
Die Variation der Vorspeisen für zwei Personen (21):
Ein viel zu kalt serviertes Carpaccio mit Grana. Ich bewahrte es mir als letzten Biss der Variationen auf, da hatte es schon ein wenig angezogen und war folglich perfekt in Biss und Geschmack.
Ein Rollmops von der Forelle mit Kürbiszwiebel. Weil sauer lustig macht, hatte ich einen Lachkrampf. Nein, ehrlich, das war zu sauer, das tötet die Geschmacksnerven. Brot!
Blunzenstrudel mit gebratener Gänseleber und Mangoschaum - die Blunze cremig, fett, süßlich. So auch die Gänseleber. Verbunden wurden die beiden vom frischen Mangoschaum, der zu einer perfekten Harmonie der beiden Geschmacksprimadonnen führte.
Gänseleberpralinen mit Brioche und marinierter Birne - selbstgemacht! Große Freude über großen Geschmack und endloses Aroma ...
Donaufisch-Erdäpfelpuffer mit Rahmgurken-Melissensalat war sehr fein und zart, sensibel im Biss und das Fischaroma war schwebend statt pampig. Große Kunst in kleiner Form. Liebenswert auch der zu Spaghetti geschnittenen Gurkensalat mit Rahmklacks.
Nach den Vorspeisen waren wir vier satt.
Hauptspeisen
Der Zwiebelrostbraten war gut, ohne zu glänzen.
Ragout von der Schulter und Filet vom Lamm waren absolute Spitzenklasse.
Die Hasenkeule mit Grießnudeln und Steinpilzen war muskulös und trotzdem zart von Biss. Das Aroma war tiefgründig, hasig - wie ich Wildhasen liebe.
Geschmortes und 12h-Filet vom Hirschkalb mit Steinpilzen und Kroketten kam in einem so intensiven Saft, der mir schon zu weit reduziert war. Da hätte ein simpler Schuss Wasser geholfen. Dann wäre dieses wunderbar gegarte Fleisch auch elegant getragen worden.
Einige Gläser Wein, Kaffee, Vorspeisen für vier Gäste und vier Hauptgänge samt Kinderschnitzel Euro 194 vor Tipp.
Für den Haslauerhof schreibe ich einen Text, wenn auch verärgert, ein zweites Mal (Systemabsturz). Es war ein wunderbarer, bestimmt bald wiederholter Nachmittag, den ich allen Fäaken und Gourmets ans Herz legen kann.
Gregor Fauma
+
ø 1.82 Punkte (17x bewertet)
empfohlen am 04.10.04 @ 19:54
Hauptstraße 17
2402 Haslau an der Donau
Telefon: 02232.80221
Ruhetag(e): Mo, Di, Mi
Küchenzeiten: Do-So, Fei 11-21.30 Uhr
Menüpreis:
Inhaber: Roland Lukesch
Küchenchef: Roland Lukesch
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