Johnson (HR - Mošćenička Draga)

Moscenicka Draga

Das auf tagfrischen Fisch spezialisierte Restaurant hat seinen Namen zu Ehren Lyndon B. Johnsons. Es liegt ein wenig oberhalb Moscenicka Dragas und macht von außen keinen besonderen Eindruck. Von innen auch nicht. Es ist nett eingerichtet und sauber mit Stoff eingedeckt. Eindruck haben da schon eher Gastro-Journalisten hinterlassen, die das Johnson zu den besten Fischrestaurants Istriens zählen. So hat zum Beispiel Christian Seiler hier seine ersten selbstgetöteten Scampi gegessen, hier nachzulesen: www.zeit.de/2013/11/Scampi-Kroatien-Johnson
Vor fünfzehn Jahren hatte ich auch dieses Vergnügen, in Ostia draußen. Seiler hat mit seinen Worten bezüglich des Geschmacks recht.

Wir sind zu viert, nehmen Platz und warten auf die Empfehlungen der Chefin.

Wir essen eine Vorspeisenplatte, mit Kalmar- und Oktopussalat, mit Sardellen und kleinen Sardinen. Mit roher Goldbrasse und mit rohen Muscheln. Aber auch mit sautierten Muscheln. Wir essen ein grellgelbes Safranrisotto mit Meeresfrüchten und Tagliatelle mit Scampi "Buzara". Alles ist ganz ausgezeichnet, vielleicht eine Spur besser als anderswo? ... schwer zu sagen. Einfach nur sehr gut, zum Beispiel weniger derb als im Viking am Limski Kanal. Aber auch nicht besser als im Puntulina in Rovinj.

Zu den Vorspeisen trinken wir einen Malvazija istarska 2011 von Moreno Coronica, der in der Nähe von Umag seinen Weißwein erzeugt. Die Empfehlung der Chefin entsprechend meinem Wunsch "bitte nichts Florales, Fruchtiges zum Fisch" ist schlicht perfekt. Traumwein.

Als Hauptgang kommt "the catch of the day", eine riesige Brasse vom Grill. Hier trennt sich für mich die Spreu vom Weizen. Das ist mit Abstand der beste Fisch, den ich je gegessen habe. Und das als ein Satter ... das soll etwas heißen. Was auch immer ich an Fisch mag, die sorgsam herausezierten Filets übertreffen jede Eigenschaft, die ich Fisch zuschreibe. Das ist fürwahr beeindruckend.

Dazu floss ein etwas kräftigerer Chardonnay von Radovan, ebenso ein 2011er. Mehr Körper, kristallin trocken, schöner Nachhall, knackig, fast steirisch- pardon ... ja, viel zu süffig.

Um nicht in dem Tempo weiterzusüffeln etwas Oranges zum Abschluss: Ein Ottocento bijeli, 2011er von Giorgio Clai. Ich bin überzeugt, Danke - besser geht es nicht. Pinot gris, Malvazija und Sauvignon, orange vinifiziert, weich, Honig, Blütennektar und Pollenstaub, Propolis, Birne, madegassische Baobab-Rinde ... immerhin 15% Lallohol ... 15 Monate im Holz, sur-lie ...

Zum Knabbern dazu, quasi als Dessert, noch eine Portion Calamari fritti ... und die Glückseligkeit war vollendet.

Vier essen und trinken, als wäre es der letzte Abend einer dreitägigen Schlemmerreise auf Istrien, um Euro 315 vor Trinkgeld.

Auch am Tag darauf bin ich der Meinung, dass sich der Ausflug zum Johnson lohnt. Wegen dem pittoresken Fischerdorf, und wegen dem Johnson. Aber man sollte die Chefin regelrecht ausquetschen beim Bestellen. Nur zögerlich gibt sie preis, was es alles gibt, und wenn man sich zu früh festlegt, auch im Glauben, dass das Genannte das komplette Angebot sei, so sieht man dann die spannendsten Sachen durch den Raum zu anderen Tischen serviert werden und fragt sich, warum man von diesen Speisen nichts erfahren habe ...

Gregor Fauma

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