Le Bol (Wien)

Wer, wie ich, ein Frühstücker aus Leidenschaft ist, wird wahrscheinlich, wie ich, Trauer um das High Tea in der Paniglgasse tragen. Als Kurzlösung, leider ohne Brunch, entdeckte ich folgendes Restaurant: das Le Bol in der Wiener Innenstadt. Was für ein Ambiente! Man betritt das französische Lokal und fühlt sich, selbst um 8 Uhr morgens, plötzlich nicht mehr müde. Produkte und Zeitschriften aus dem Land der Haute cuisine, stimmige Beleuchtung und nicht ausschließlich französische Musik vermitteln den Eindruck, mitten in Paris zu sein - nur gemütlicher.

Im Nichtrauerraum (erfreulich: der größere der beiden) stehen einige kleine Holztischchen, aber auch etwas, das ich in dieser Form noch nicht so oft bemerkt habe: ein einziger, großer, langer Tisch in der Mitte, an dessen Seiten mehrere Genießer verschiedener Provenienz Platz nehmen können. Das ist gemütlich und stiftet eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl.

Bestellt man den Café Le Bol, kommt er sogleich: in einer sympathischen Übergröße ohne Henkel, dafür mit einem göttlichen Milchschaumhauberl. Das dazugehörige Frühstück Le Bol dauert gerade mal so lang, dass die Hände schön gewärmt sind und ist so reichhaltig, vor allem das Brotkörberl, dass man sogar den High tea Verlust für wenige Minuten vergessen kann. Schinken, Brie, Ei, Marmelade (unfasslich flauschig-säuerliche Ringlottenkonfitüre), alles von höchster Güte.

Der Service (lauter junge Damen) ist, entgegen der landläufigen Meinung bezüglich Franzosen, absolut nicht arrogant, sondern freundlich, zuvorkommend und charmant, es wird dezent danach gefragt, ob alles passt und mit einem Augenzwinkern ein schon wartender Gast vertröstet. Laissez-faire mit Verve und Akkuratesse, ein Genuss für Leib und Seele.

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