Locanda Miranda (I - Tellaro)

Wenn man von La Spezia die Küste entlang nach Süden fährt, endet die Straße nach ca. 20 Minuten mitten auf einer kleinen Piazza. Dort ist Tellaro, ein 500-Seelendorf am südlichsten Zipfel Liguriens, quasi dem sprichwörtlichen Ende der Welt. Ockerfarbene und ochsenblutrote Häuser mit blumengeschmückten Terassen und Balkonen ducken sich an den Hang vor der kleinen, intakten Marina. Dazwischen steile verwinkelte Gassen. Keine Ketten-Hotels, keine Andenkenläden. Wenige Bausünden. Tellaro ist unbestritten eines der schönsten Dörfer Italiens. Von der Piazza sind es nur ein paar Schritte zur Locanda Miranda, mit ihren sieben einfach aber geschmackvoll eingerichteten Zimmern und dem Speisesaal mit den schweren Tischen und Muranolustern.

Es gibt Köche, die haben Talent, arbeiten ein paar Jahre an ihrer Performance und biegen dann in kulinarische dog-and-pony-shows oder sonstigen einkommensstärkeren Firlefanz ab. Und es gibt Angelo Cabani. Seit über 50 Jahren steht der mittlerweile 75jährige am Herd seiner Locanda Miranda und kocht mit unglaublicher Sicherheit und Talent. Er arbeitete bereits regional, als sonst wo noch die Nachkriegsexotik in Form von Toast Hawaii auf den Tisch kam. Er beherrscht die Technik, lässt sich aber von ihr nicht zum Sklaven machen. Seine Küche ist geradlinig, auf das Wesentliche reduziert und extrem harmonisch. Kein Wunder, dass er dafür mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde.

Am besten man bucht Halbpension, denn so kommt man an bis zu sechs Abenden die Woche zu einem wohlfeilen fünf-gängigen Menü, das Angelos fünf Jahre jüngere Frau Giovanna charmant und mit viel Grandezza serviert.

Und das könnte so aussehen: Zum Einstimmen ein Antipastiteller mit Tatar von der geräucherten Meeräsche, Stockfischlaibchen und Polenta mit frittierter Sardine. Als primo ein Salat aus dickfleischigen, saftigen Garnelen, butterweichem Tintenfisch und Tomaten-Basilikumessenz, gefolgt von einer Lasagne mit ligurischem Pesto zu dem Scampi mit ihrer Süße eine wunderbare Ergänzung bilden, sowie als Hauptgang im Dampf gegartem Branzino mit Orangensauce und Kartoffeln. Als Dessert gibt es u.a. Zitronenmousse mit Karamellsauce und frischen Früchten, sowie Caffè und Grappa.

Alles subtil gewürzt, natürlich mit ordentlich viel vom guten ligurischen Olivenöl, aber ohne dadurch schwer zu sein. Erfreulich auch die Weinkarte, die neben fruchtig frischem Vermentino und Pigato auch einige biodynamisch ausgebaute Weine umfasst.

Mögen Angelo und Giovanna noch länger so vital bleiben, denn diese Küche an diesem wunderschönen Ort möchte ich noch öfter geniessen.

Für eine Großansicht das jeweilige Bild anklicken!

0 Kritiken | Kritik verfassen