Lovac (Wien)

Rustikal ist eine brutale Untertreibung. In diesem Souterrain-Restaurant spielt Holz eine wesentliche Rolle. Es ist die gestaltende Kraft des Innendesigns. Der Gewölbekeller ist auch noch mit Weinreliefen geschmückt, Jagdutensilien samt Jagdtrophäen hängen an den Wänden. Die Speisekarte führt Reh, Hirsch, Hase, Fasan und Wildschwein. Die Wildkarte ist durchaus beeindruckend. Gekocht wird hier serbisch, die Rezepte sind vermutlich Klassiker des Balkans. Zusätzlich zur Wildkarte gibt es noch jede Menge Suppen, Vorspeisen, Salate und Typisches wie Rasnici oder Plescavica, Ente oder Gebackenes.

Wir hatten eine fantastische Kuttelflecksuppe (7.9), die kann man getrost zu zweit essen. Sie kommt im Kessel serviert, zwei Teller gehen sich aus. Der Fleck ist seidig bis butterweich, die Suppe schön tomatisiert und papriziert, cremig dicht und voll des wunderbaren Kuttelaromas. Perfekt ten!

Gegrillte, wenn auch kalte rote Paprika mit Knoblauch (4.5): Ebenso perfekt ten. Zwei Stück, hätten gerne auch vier sein dürfen, so schnell haben wir die verdrückt. Dazu hausgemachter Brotfladen (1.5), schön fett und heiß. Das nächste Mal probiere ich die serbischen Mais-Muffins dazu.

Der Teller Krautsalat (3.9), eiskalt, knackig frisch, tat gut. Irgendwie verschaffte er Erleichterung.

Es gibt auch gegrillte Innereien, oder Kalbs- oder Lammfleisch im Römertopf geschmort, gegrille Kalamari oder Karpfen serbisch, aber wir hatten von der Wildkarte:

Hase und Reh waren aus, so hatten wir Hirschschnitzel in Holundersauce und Wildschweinbraten in Zwetschgensauce:
Mein Wildschweinbraten mit Zwetschgensauce (17.9) war schön derb, drei gewaltige Scheiben vom Braten, mit viel einbrennter Pilz-Zwiebel-Specksauce und Bratkartoffeln.
Eine ähnlich klibbrige Sauce war über den dünn geschnittenen Scheiben vom Hirsch, nur dass ein anderer, recht kräftig geräucherter Speck dort den Ton angegeben hat. Bei den Kroketten, wie auch bei den Bratkartoffeln, vermute ich Convenience, aber ganz gute Convenience.

Zum Kosten haben wir auch noch eine Pljeskavica (4.9) bestellt, die kam mit einem Haufen Zwiebel, war recht dick und schmeckte fantastisch.
Vom Holzkohlengrill kommt jegliches Fleisch, gerne auch gemischt und per Kilo um 14.9 zu bestellen. Die Hauswürstel interessieren mich schon sehr.

Es gibt einige Weine vom Balkan, das Jelen-Bier war leider aus und wurde durch ein Wieselburger ersetzt.

Das Lovac hat auch ein Schwesterlokal in Favoriten, ebenso Lovac. Es muss einem und einer der Stil nicht gefallen, aber es ist in sich stimmig und hochwertig. Die Speisenkarte ist wirklich interessant. Wie auch die Tatsache, dass Sonntagabend nur ein Mitarbeiter die Küche schupfte - aber das durchaus überzeugend.
Ich finde das Lokal grundsympathisch und freue mich auf den nächsten Besuch.

Gregor Fauma

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