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Motto am Fluss (Wien)

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Das Lokal ist einfach nur schön, ohne dabei zu dick aufzutragen. Diese lässige Eleganz muss man erst einmal hinbringen. Die zentrale, langgestreckte Bar verleitet zum Barlümmeln mit Blick auf die Decke des Sofitels gegenüber am anderen Ufer und trennt das Restaurant in einen Raucher- und Nichtraucherbereich. Man wird am Eingang empfangen, zu den einfach eingedeckten Tischen geführt (keine Tischtücher, aber Stoffservietten) und sofort von der Freundlichkeit des herumwuselnden Personals gefangen. Die Zweiertische stehen direkt an der Panoramascheibe. Es muss wunderbar sein, hier zu sitzen und auf das träge vorbeiziehende Wasser darunter zu sehen. Die mittlere Tischreihe bietet auf je zwei Stoffbänken vier Gästen Platz und an der Wand sind sehr kuschelige Nischen für gut sechs Gäste. Es ist recht dunkel, was die sehr stylischen Beleuchtungskörper gut zur Geltung kommen lässt.

Der Aperitif ging daneben. Ich wusste nicht, dass ein Rosé-Sekt (Bründlmayer) nach so wenig schmecken kann. Was für ein Unterschied dazu die Drinks vorher an der Bar: Dort kommt der Prosecco mit Salbei und a dash of lime - Spitzengetränk!
Überhaupt passt die Weinkarte nicht zu dem Lokal und dem, was kulinarisch geboten wird. Die Auswahl ist keine und die Preise für manche Weine legen den Schluss nahe, dass der Wirt seine Gäste kennt und weiß, dass diese von rechts nach links auswählen. Aber er soll sein Geld verdienen, das sei ihm unbenommen. Dass die Weissweine dann viel zu kalt an den Tisch kommen und kein Aroma im Eiskübel entfalten wollen, sei leider auf die anderen Gäste zurückzuführen, erklärt uns der Kellner. Die wollen in der Regel krachkalte Weisse. Schade drum.
Zu Tisch kommen vorweg zweierlei Brot samt Karotten- und Kräuter-Shmeer. Aber oho, was für ein Brot! Satt essen wollten wir uns daran, so gut war es - sie backen es selber. Fantastisch, und sollte für jeden anderen Wirten ab nun verpflichtend sein. Am Rive Gauche wird im NENI übrigens auch selber gebacken, vielleicht liegt es an der Gegend.

Zu den Vorspeisen, and the winner is: Die Almochsenbeiried, mariniert "Motto am Fluss". Nicht zu dünne Scheiben allerbesten Rinds schwimmen leicht auf einem Aromaöl auf und sind ein beglückender, cremiger Genuss - ganz ganz großes Geschmackskino. Ähnlich gelungen sind die hausgemachten Erdäpfel-Maroni-Gnocchi mit Trüffelschaum, die sich als flaumig-luftiges, leichtes Gericht antrugen - so ganz gegen die Erwartung beim Lesen und Bestellen des Tellers. Wie bekommt man bitteschön Gnocchi derart fluffich (Hallo, Major!) hin? Und warum war das so viel? -> Damit es alle kosten können, Depperter.
Die Gänselebervariation auf Quitten mit Balipfeffer war ebenso sehr großzügig portioniert, sehr fein und von den Aromen her ganz bei sich und puristisch. Alle Achtung so far und es geht weiter mit einer Maronisuppe mit Chiliganache und Speckaroma. Endlich einmal eine leichte, dünne Maronisuppe, die unglaublich vorsichtig und subtil gewürzt ein zustimmendes Staunen bei Tisch bewirkt hat.

Die Hauptgänge. Zu meinem Loup de Mer mit Jakobsmuschelschuppen, Chicoree und Lauchpuree hatte ich ein gespaltenes Verhältnis. Der Fisch war an manchen Stellen strohig bis trocken, an dickeren noch eine Idee von glasig - seltsam, das passt nicht zum Können der Küche. Die Idee mit den Muschelschuppen darauf ist nett und geschmacklich stimmig, das Lauchpuree absolut top, der Chicoree hat jedoch jedes Aroma um sich derschlagen. Der passte gar nicht.
Als Marios Empfehlung gab es Seeteufel mit Erbsenpuree und Paprikasauce - auch hier war der Fisch strohig trocken, mir kam der Verdacht aufgetauter Ware hoch. Das Erbsenpuree war so dicht, dass es bestimmt nur aus Erbsen bestanden hat - ganz wunderbar. But the Oscar goes to .... dem geschmorten Kalbsschulterscherzel mit Pastinakenpuree, Kamptaler Speck und Schmorgemüse. So etwas Gutes habe ich schon lange nicht mehr gegessen. So stimmig abgeschmeckt, so rund, so beglückend in jeder Hinsicht - eingraben hätt´ ich mich können! Fantastisches Fleisch, tief aromatisch geschmort, endlos schmeckende Sauce - wunderbar knackige Gemüse darin, das Puree ein kompakter Geschmackswahnsinn - ja, so gut soll es mir im neuen Jahr auch wieder gehen.

Pappsatt, aber nicht unangenehm angegessen kam noch ein Dessert mit vier Löffeln in die Tischmitte: Der Motto Bratapfel im Glas mit Nuss - Cassisfülle und Vanillecreme. Andächtig teilten wir uns diese perfekte Zusammensetzung an Aromen, Konsistenzen und Temperaturen, besser geht es nicht. Man muss schon sagen: Wenn "Motto" beim Gericht dabei steht, ist es in der Tat von ganz besonderer Qualität, siehe Almochsenbeiried bei den Vorspeisen.

Zurück an den Start, zurück an die Bar, aber nur, um zu erwähnen, dass hier Ottakringer Pur ausgeschänkt wird, ein Bio-Bier. Bio sind auch das Brot (sogar Demeter-Qualität), die Patisserie sowie alle tierischen Erzeugnisse wie Milchprodukte, Käse und Freiland-Eier. Die Hütte ist also nicht nur lässig edel, schick und verdammt gut bekocht, sondern auch noch nachhaltig wirtschaftend. Da kann ich zusammenfassend nur sagen: Die Braut ist mir zu schön!

Für das Motto am Fluss schwimme ich auch gerne gegen den Strom.

Gregor Fauma

12 Kritiken | Kritik verfassen

kubse, 07.06.11 @ 23:13

schön und gut...
Muss bald wieder hin. Großartiges Schweinderl, ebensolches Beef Tartare.

Über Schönheit von Lokal und Aussicht wurde hinreichend geschrieben, aber: die Konversation mit dem Gegenüber ist leider nicht grad gemütlich. Das Licht ist so schummrig, dass man kaum die Karte lesen kann, der Lärmpegel dagegen ist ständig am Anschlag. Sobald sich später die Gäste und das (sehr kompetente und freundliche) Personal beruhigen, wird der Beat aufgedreht. Mühsam.

Dennoch ein bester Platz von Wien.

HIrn-mit-Ei, 18.03.11 @ 17:28

Premiere im Motto am Fluss. In einer der Logen genießen wir selbstgemachtes Brot, Gänselebervariationen, Heringsschmaus, Loup de mer, geschmortes Kalbsschulterscherzel, flüssigen Schokokuchen. Was ich soll ich sagen: Mindblowing Kitchen! Uns sonst? Das Gesamtpaket Motto am Fluss ist einfach stimmig as can be: Der Blick auf die Lichter der Stadt, das schöne Lichtkonzept, die angenehme Launchmusik und die herzliche Kompetenz des Personals. Man fühlt sich wie eingesponnen in einem wohligen Cocon. Und wenn die Welt untergeht, will ich an dieser Bar lümmeln mit einem Ingwer-Lime-Minze-Prosecco in der Hand.

TBolt, 23.02.11 @ 14:33

Vor knapp zwei Wochen erfolgte die Reservierung - per Telefon - für acht Personen. Aufgrund der Gruppengröße war ein Tisch nur noch für 20:30 zu bekommen, man willigte ein, erschien vollzählig und pünktlich - und wurde erstmal an die überfüllte Bar verwiesen. Zartes Nachfragen nach etwa zehn Minuten ergab, dass auf den betreffenden Namen lediglich ein Tisch für zwei Personen reserviert sei, was ja angeblich sogar heute noch per Telefon bestätigt wurde. Die Telefonnummer unter welcher diese (angebliche) Rückfrage getätigt wurde war dann aber eher nicht mehr auffindbar. Ein wirkliches Bemühen konnte man der Dame am Empfang jedenfalls nicht vorwerfen, und so warfen wir - über, ins Neni im Zweiten.

schischi, 24.01.11 @ 12:44

Das Motto am Fluss ist schon einen Ausflug wert.
Allerdings hats nicht viel Sinn soviel über die Karte zu schwaaaafeln,da diese sich ca. alle 2 Wochen ändert. (Wenn ich mir das richtig gemerkt habe)
Die Weine find ich auch etwas geschmalzen, zumal ich einen Wein( weiß nicht mehr welcher es war,hatte dann doch mehr als geplant)
in meinem Lieblingshaubenlokal in 1180 um satte 45 Euronen billiger ist.
Das Service war reizend, das Papperl supergut. Das Lokal sehr angenehm. Ich komm sicher wieder.

kjr1, 09.01.11 @ 09:32

Entgegnung
War am 5.1. da, und verbrachte einen kulinarisch hochwertigen Abend. Service sehr aufmerksam, die Zeit zwischen Vor- und Hauptspeise war ein bißchen lang, hat mich aber nicht gestört. Sehr schöner Raucherbereich. Billig ist es natürlich nicht, aber mir war es jeden Euro wert.

Seite 2 von 3     « zurück | weiter »alle anzeigen
Speising sagt

sehr gut

ø 2.50 Punkte (6x bewertet)

empfohlen am 31.12.10 @ 09:29

Adresse

Schwedenplatz 2
1010 Wien
Telefon: 01.2525510
Email: restaurant@mottoamfluss.at

Küchenzeiten: tägl. 12-14 Uhr und 18-22 Uhr
Menüpreis: €€€

Inhaber: Bernd Schlacher
Küchenchef: Martin Zeißl
Kreditkarten: Visa, Mastercard, American Express

www.motto.at/mottoamfluss/

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