Abadia do Porto (PT - Porto)

Der sehr vertrauenswürdige Concierge des empfehlenswerten Mercure Porto Central Hotel hatte uns ohne lange zu überlegen das Restaurante Abadia do Porto in der Altstadt empfohlen. Wir standen davor, in einer echten Drecksgasse, zögerten, dachten an Touristenfalle und/oder Rosenberger und traten dann hungergetrieben doch ein. Den zugedachten Tisch lehnten wir ab, die Klimaanlage hätte selbst einen Tee in wenigen Minuten runtergekühlt. Der nächste Tisch war besser - direkt am Mise-en-place der Kellnerbrigade.

Und dann begann ein perfekter Abend:
Die Venusmuscheln mit Koriander und Knoblauch waren mit Abstand die besten des Zweiwochentrips durch Portugal. Und wir hatten diese fast täglich irgendwo gegessen. Perfektes Safterl, saftige Muscheln ... und dazu ein frisches Maisbrot, das alles in den Schatten stellte.
Die gegrillten Garnelen waren überhaupt das Beste, das ich in Portugal gegessen hatte. Sie waren so scharf angegrillt, dass sie teilweise schwarzschalig waren. Die knusprigen Beinchen alleine waren schon traumhaft gut, der freigelegte Schwanz und der Kopf ebenso. Dazu gereicht wurde ein Schüsserl mit süßer, zerlassener Butter. Was soll ich sagen ... diese Süße, dieser alles durchdringende Geschmack der Garnelen, kein Kaisergranat konnte da jemals mit. Mir war sofort klar, dass das Bio-Garnelen aus dem nahen Hafenbecken oder so sein müssten, das würde man schmecken. Die freundlichen Herren vom Service hingegen klärten mich auf: Tiefkühlware aus Madagaskar, erst gekocht, dann gegrillt. Der Illusion zwar beraubt, aber trotzdem glücklich, so fantastisch zu speisen.
In Folge geschmortes Zicklein in abundanter Menge, super zart und saftig - wie auch sonst überall in Portugal.

Zu den Muscheln und den Garnelen fragten wir nach einem buttrigen, gereiften Wein, am besten in Eiche ausgebaut ... und ohne zu zögern servierte uns ein bester Kellner der Welt eine Flasche Chocapalha Branco Reserva 2012, ein 95%iger Chardonnay mit 5% Viosinho. Er würde sonst nur heimische Trauben empfehlen, meinte der Ober, aber zu diesen Speisen mit diesen Ansprüchen würde er eine Ausnahme machen - dieser Wein sei weltklasse. Er hatte recht. Wir tranken gleich zwei. Dieser Chardonnay und diese gegrillten Garnelen erzeugten ein Gaumenfeuerwerk wie ich es noch selten zuvor erlebt habe. Wein und Speise? Chocapalha und Madagaskar-Garnelen vom Grill in Butter!

Für mich ehemaligen Kellner war es vergnüglich, die Servicebrigade am Mise-en-place arbeiten zu sehen, zu sehen, wie jeder jeden unterstützte und mit welcher endlosen Freundlichkeit sie die Wünsche der Gäste flink und ohne jeden großen Gestus erfüllten. Echte Profis, keine nur-freundlichen aber sehr-dilletantischen Studenten. Eine Wohltat. Ein weiterer Grund, wieder zu kommen.

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Wir kamen ein zweites Mal, aßen dieselben Gerichte und badeten wieder in Chocapalha Branco Reserva. Und die Enttäuschung, die sich oft bei zweiten Besuchen einstellt, blieb aus. Ich nahm ein zweite Portion Garnelen - und weniger Wein war es bestimmt nicht.

Was für eine Hütte.

Gregor Fauma

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