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Gasthaus Reinthaler (Wien)
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Das gibts eigentlich nicht, dass da noch niemand vor mir drüber geschrieben hat. DAS Juwel in der Innenstadt, wenn man das echte Wiener Gasthaus sucht! Ungefähr sowas war einmal der Mnozil, nur für den Fall, dass sich wer fragt, aus welchem Nährboden gleichnamige Brass Band gewachsen ist.
Dreieck Oper-Dorotheum-Augustinerkirche, also zentraler als zentral. Souterrain, wie im Film. Schank aus den 30ern, Resopalwände und Linoleumboden, Wachstuch und Maggiflaschl auf den Tischen.
Die Uhr über der Trennwand zum "Speisesaal" stammt aus derGründerzeit dieses Betriebes (lt. Fenstergittern 1936...), und ja, sie geht, zeigt die heutige Zeit an! Als wär's ein Zeichen...
Die Speisekarte aus längst vergang'nen Tagen? Nein, nix vergangen, gottseidank!Kochsalat und Fisolengemüse, Leberkäs und Augsburger, Krautfleisch, faschierte Laberln, g'röstete Leber sowieso, lauter Sachen, die man in der Wiener Innenstadt mittlerweile schon recht lang suchen wird müssen.
Preise? He Leute, es gibt in der heutigen Tageskarte exakt EIN Gericht, das mehr als zehn Euro kostet, und zwar den Zwiebelrostbraten. Alles andere ist mehr oder weniger deutlich drunter, der Tagesteller belastet das Budget mit 5,90. Heute gab's Kümmelbraten mit Erdäpfelknödel und Rotkraut, allein das Bratensaftl wär schon einen Gemeindebesuch wert!
Weiters: Rindsuppen mit Einlagen, wie sie sein sollen, nicht mehr und nicht weniger, das Brathendl knusprig, das Krautfleisch mürb und mit genug Erdäpfeln, idealtypische Palatschinken, der Kaffee besser als man es erwarten würde.
Der (äußerst freundliche) Kellner kontrastiert mit seinen jugendlichen Lenzen das mehrheitliche Publikum, hier sitzt die Hofratswitwe neben dem Hausmeisterehepaar von der 3er Stiege, die Studenten essen mit den Mistküblern an einem Tisch - und das heißt zweierlei: dass erstens das Essen gut sein muss, denn die Letztgenannten wissen, wo man was kriegt für's Geld, und zweitens dass die Bude zumindest zur Mittagszeit gerammelt voll ist, da heißt's z'sammrücken, was hier eine freundliche Selbstverständlichkeit ist. Wer militanter Nichtraucher ist, hat halt Pech g'habt.
Und am Freitag sollte man wissen, wo man nachher hingeht, der 'bachene Fisch lebt noch lang im G'wand! Prost Mahlzeit!
33 Kritiken | Kritik verfassen
OberkllnerPatzig, 17.12.06 @ 18:26
... der Wirt muss halt damit umgehen können, dass dann auf einmal, zu mindest für ein paar Wochen, junge Leut kommen und dreinschauen wie die Kuh vorm neuen Tor, irgendetwas von der unglaublichen Authentizität reden, die Reduktion auf das Wesentlich loben und die neue Bescheidenheit ausrufen. Aber auch diese Phase geht vorbei und dann kehrt wieder Ruhe ein, die Stammgäste können an ihre Tische zurück, der Wirt kann wieder gewohnt den Einkauf kalkulieren und dann zusperren, wenn es ihm passt.
Rational kann ich es noch nicht erklären, aber ich glaube, es gibt 2 Grundtypen von Gaststätten: Die offenen, die sich über neue Gäste freuen und jene, die bereits von außen eher privat wirken, wo man das Gefühl hat, nicht dazuzugehören wie all die anderen Gäste, die sich das Gastrecht mühsam über Jahre ersessen haben. Man sieht es und spürt es. Seltsam.
kubse, 16.12.06 @ 23:32
Jo eh. Bin auch schon voll der Reue.
Andrerseits: Es gibt wenige Plätze, an denen sich die Wiener Identität so manifestiert wie beim Reinthaler. Und wennst dich in der Welt a bissl umschaust, kommst drauf, dass viele Städte die ihrige schon ziemlich verloren haben.
Jetzt kannst sagen, naa, schau ma, dass' unter uns bleibt, weil sonst kunnt der Reinthaler so werdn wie des große M. Oder du gfreist di, wenn der aufgeschlossene Tourist die echte Weana Sö, solang's es no gibt, inhaliert und ned nur die Mozartkugln. Weil wenn er ned hingeht und der Reinthaler daran z'grundgeht, dass eam sei Stammkundschaft dahinscheidet, hamma alle nix davon ghabt.
OberkllnerPatzig, 16.12.06 @ 13:11
... bei manchen Lokalen hofft man halt, dass sie von der Öffentlichkeit unentdeckt bleiben. Es warad wegen der Folgen.
+
ø 1.32 Punkte (25x bewertet)
empfohlen am 14.12.06 @ 23:18
Gluckgasse 5
1010 Wien
Telefon: 01.512 33 66
Ruhetag(e): Sa, So, Feiertags
Küchenzeiten: Mo-Fr 9-22 Uhr
Menüpreis:
Besonderheiten: Im Slow Food Führer 2011
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