Restaurant Galerie Tanglberg (Vorchdorf)

Alleine schon wegen der Zimmer im ehemaligen Bürgerspital sollte man das Tanglberg aufsuchen, abessen, leertrinken und in Folge ausschlafen. Zimmerminiaturen aus einer Zeit, als die Menschen noch gut 30 cm kleiner waren als die kleinen Menschen heute. Museal.

Das Restaurant Tanglberg ist einige Meter zuvor in einem ebenso alten Gebäude untergebracht, es steht seit ca. 1520, das Restaurant wird seit den 80ern betrieben.

Erich Spitzbart ist der Galerist, Ricki Staudinger die Gastronomin und Rainer Stranzinger der Koch. Was für ein Team ...

Zu Sternezeiten deren zwei, Hauben drei und eine Nachred, die wie kaum ein anderer Betrieb auf diesem Niveau. Dazu der hohe Sympathiefaktor - das Tanglberg ist ein ziemlicher Darling der über Essen&Trinken Schreibenden.

Zwei Menüs, nach Belieben zu variieren.
Siehe Fotostrecke, ein Abtippen ist obsolet.

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Hervorheben möchte ich den Gang mit dem Kaisergranat und Stubenküken: Irgendwie war mir bereits beim ersten Bissen klar, dass das nicht mehr zu toppen sein wird. Nicht an diesem Abend, nicht in diesem Jahr. Auf eine mir unbeschreibbare Weise glichen einander Konsistenz und Geschmack. Die jeweilige Konsistenz muss diesen Geschmack haben, er ist ihr Attribut - oder umgekehrt: Das jeweilige Aroma darf eigentlich nur in exakt dieser Konsistenz aufscheinen. Sagenhaft.

Auch die Bluttaube mit Buchenpilzen war von einer aromatisch berückenden Klarheit.
Mir drängt sich der Begriff Stille auf, wenn ich an diese Speisen denke. Die Gerichte von Rainer Stranzinger sind still, introvertiert und hinterlassen einen Eindruck, der nicht von Worten begleitet werden will. Sie bewirken ein totales In-sich-Kehren und Verstummen. Verweile doch ...

Stranzinger scheint mir die bestmögliche Ware zu besorgen und dieser mit entsprechender Wertschätzung und Würde in der Zubereitung zu begegnen. Nicht er, der Koch, stielt dem Gericht die Show, sondern er überlässt es sich. Das ist wahre Kunst, hinter der unglaubliches Können stehen muss.

Mit wahrer Kunst hat uns gegen Ende des Abends auch Erich Spitzbart beehrt: Eine Plastik in Knackwurstoptik, möglicherweise ein Schwein darstellend, von Erwin Wurm soeben erstanden ... ein Jahresgehalt wert.
Kunst hängt auch an den Wänden, Kunst ist das gesamt Lokal, dabei aber nie abgehoben oder in der Wirkung prätentiös, sondern den Gästen im Rahmen eines kulinarischen Abends dienlich.

Patrona Ricki Staudinger kümmert sich um ihre Gäste, nicht um die Gäste. Das ihre macht den Unterschied, und genau das macht den Unterschied. Die Gäste sind ihre Gäste und werden mit Liebenswürdigkeit, Kompetenz und Präsenz perfekt durch den Abend begleitet.

Es ist legitim, sich in das Tanglberg zu verlieben.

Gregor Fauma

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