Stadtwirt (Wien)

Die normale Genese eines guten Restaurants funktioniert so: Es beginnt mit einem kleinen, engagierten Beisel, aus dem allmählich, bei ansteigenden Preisen, zunächst ein bürgerliches, dann ein gutbürgerliches und zuletzt — bei anhaltendem Erfolg — ein Luxusrestaurant wird. Beim „Stadtwirt” scheint es sich genau umgekehrt zu verhalten.

Er zählte als „Gottfried” unter Josef Fadinger zu Wiens drei, vier echten Spitzenrestaurants, nunmehr präsentiert es sich im besten Sinne des Wortes althergebrachtes als „Beisel vom Grund.” Dahinter steckt kein Geringerer als der in Beiselkreisen einschlägig gerühmte „Wickerl” aus der Porzellangasse (nicht zu verwechseln mit dem Gourmetwirtshaus „Vikerl” im 15. Hieb), genauer gesagt: die Wirtsleute Martin und Elfi Lang.

Auf der Habenseite des Hauses stehen vor allem Gerichte wie ein sehr feines Schulterscherzl mit Kren in der Rindsuppe, der Waller mit Paprikagemüse und Polenta, das — schon zu Wickerl-Zeiten weithin gerühmte — Backhendl, Lammstelze, Ochsenschleppgulasch, Wurzelfleisch oder ein Fleischtopf von Kalbszüngerl, Schulterscherzl und Schweinsbrüstl.

Meriten gibt es aber nicht nur von der Küchenfront zu vermelden: Über bestens gepflegtes Bier kann ebenso berichtet werden wie über guten Schankwein sowie eine Weinkarte, auf der von F.X. Pichlers Kellerberg über Bernhard Otts „Der Ott” bis zu Velichs Tiglat und Winkler-Hermadens „Olivin” kaum eine prominente Weinadresse fehlt.

Christoph Wagner

8 Kritiken | Kritik verfassen