Wirtshaus Steuerberg (Kitzbühel)

Gleich vorweg: Wer ein Problem mit neureichen Münchnern hat, der sollte das Wirtshaus Steuerberg in Kitzbühel lieber meiden – im Übrigen eigentlich auch die Gamsstadt und Umgebung. Wem das wiederum herzlich egal ist – und auch „in-your-face Tiroler Kitsch“ inklusive freundlich überdrehter Wirtin für ein paar Stunden aushält – kann dort einen durchaus amüsanten Abend verbringen und vor allem erstaunlich gut essen und trinken.

Die Speisekarte offenbart auf den ersten Blick einen seltsamen Stilmix aus heimischer bzw. Tiroler Hausmannskost sowie internationalen Gerichten – frei nach der Devise: Rahmbeuschel und Schinkenspatzl meet Tacos Picadillo und Pacific Dream. Bei letzteren handelt es sich übrigens um einen geräucherten Sockeye Wildlachs mit roter Zwiebel und Sauerrahm, dreierlei leicht geräucherten Thunfisch und Wasabi-Espuma. Wieso auch nicht?

Die diesmal als Bobos aus der Bundeshauptstadt getarnten Speisingtester wählen zur Vorspeise Gambas (in Knoblauchbutter gebraten) und gratinierten Ziegenkäse (auf mediterranem Gemüse mit Trüffelhonig). Die Gambas sind knackig, frisch und – anders als befürchtet – wie das dazu gereichte Baguette nur zart mit Knoblauch gewürzt. Auch der Ziegenkäse ist ausgezeichnet und harmoniert perfekt mit dem g’schmackigen Gemüse und delikaten Trüffelhonig.

Zur Hauptspeise nimmt die aufmerksame und gleichzeitig angenehm unaufdringliche Kellnerin Schweinekotelett (von auf Stroh gehaltenem Schwein mit Ofenkartoffel) und Filets vom Bachsaibling (in Butter gebraten mit Braterdäpfel und grünem Salat) auf. Dazu ein Fläschchen Grüner Veltliner „Strasser Hasel“ (Weingut Allram). Sowohl Bachsaibling und Schwein machen glücklich (war es zumindest das Schwein zu Lebzeiten auch?), der Wein nur noch mehr.

Besondere Aufmerksamkeit erregt jedoch der Ofenkartoffel – bekanntlich nicht zwangsläufig eine Beilage über die man viele Worte verliert. Die einzigartige Zartheit dürfte wohl an der Zubereitung im hundert Jahre alten „Potatoe-Oven“ (ja so wird er genannt) liegen. Übrigens werden die dicken Dinger auch als Hauptgericht gereicht, etwa „Country Style“ (mit pikantem Hackfleisch) oder „Steuerberg“ (mit Chile Shrimps) – fürs nächste Mal sicher eine Überlegung wert.

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