Restaurant ZentRuhm (Wien)

Mut haben sie, die Gebrüder Ruhm. Den braucht man auch, wenn man sich mit den Schubertstüberln auf der Mölker Bastei einlässt ;-) An keiner Adresse musste das SPEISING.NET Team öfters die Betriebe löschen und neue beschreiben.

Das Zentruhm ist der einfacher ausgestaltete Ableger des wunderbaren Restaurants Dining Ruhm. Zu essen gibt es Nikkei-Küche, jedoch im Tapas- bis Pinxos-Format - also sehr kleine bis gar nicht so kleine Portionen fantastischer Nikkei-Gerichte (Japanisch-Peruanisch). Und das alles mit ein paar Klassikern der mediterranen Küche durchsetzt - da sollte nichts schiefgehen. Die Idee dahinter ist das klassische Sharing-Konzept: Fast alles bestellen, jeder greift zu ...

Die Stüberln sind fesch geworden, jedes hat seine eigene Atmosphäre - ich würde aber nicht in jedem den Abend verbringen wollen.
Die Karte ist umfangreich, alles macht gleich Lust, sich querbeet durchzubestellen. Die Service-Mitarbeiter bremsen gottseidank gleich ein wenig, erstmals drei Gänge, dann kann man ja weiter sehen. Nach sechs Gängen hätte man bestimmt ausreichend gegesssen. Stimmt.

Los geht`s:
Sardines Ponzu marinated (6): nett, nothing special
Crunchy Anchovies (6): mehr als nett, schon sehr gut
2x Sweet Potato Fries (je 5,50) mit Creamy Tahini und Creamy Truffle

Beef Anticucho (2 Stk. 8): ja eh gut
Tostada: Crunchy Corn Tortilla, einmal mit Prawn Ceviche, einmal mit Octopus Anticucho (je 5.9): brav
Sweet Corn Miso Butter (5): fingerlicking good, ein halber Kukuruz, halbiert - demnach 2/4 Kukuruz aus dem Rohr, mit Misobutter gewürzt - das Abknabbern ein Vergnügen

1 Pizza Napoletana mit Mozzarella und Basilikum (7): auch gut, nicht mehr zu sagen.
Die Chicken Liver Cocotte (6.5), laut Karte Chef´s Choice: Sehr, sehr gut, richtig süchtig machend. Und viel. Dazu wurde Rosmarin-Focaccia (5.5) empfohlen, die kam jedoch 10 min vorher zur Pizza, dementsprechend kalt war sie dann als Zuspeis zur Leber - aber erkennbar gut.

Tja, wir haben sehr gut gegessen, aber ohne jedes Aha und Oho, sondern eine Spur unter der Erwartungshaltung, die wir als DiningRuhm-Gäste aufgebaut hatten. Logo, ist preislich Lichtjahre davon entfernt, trotzdem hätte ich mir ein wenig mehr vom versprochenen "Twist" bzw. Mut beim Würzen gewünscht. In Summe sehr sympathisch. Die Speisen spielen hier nicht die Hauptrolle, eher das Soziale, und da gehört in Österreich natürlich auch der Alkohol dazu:
Glasweise ist das Angebot in Ordnung (u.a. 3 Sakes), flaschenweise wird es dann interessanter: Die Kategorien Easy Drinking, Advanced und Powerful haben jeweils recht interessante Flaschen vorgesehen; ein paar Naturals und Bubbles gibt es natürlich auch. Spice Margarita, Negroni, Pisco Sour ...

Für die Sober Society gibt es nichts Interessantes ... naja, das spricht sich noch nicht wirklich herum, dass auch das alkoholfreie Segment ähnlich sorgsam kuratiert gehört wie das alkoholische. Wie das geht, kann man beim Gemütlichen Weinhauser in Währing erleben.

Die Idee, mit FreundInnen auf einen Drink zu kommen, dazu ein paar Kleinigkeiten zu essen und dann weiter um die Häuser zu ziehen, ja eh - wir werden sehen, ob die ÖsterreicherInnen es schaffen, nicht picken zu bleiben. Wir drücken den Fratelli Ruhm die Daumen, dass es so angenommen wird.

Gregor Fauma

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