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Durchs Frankenland
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Deutschland ist für ein verlängertes Auto-Wochenende zu groß. Aber es gibt ja das Frankenland, das angeblich deutscheste Deutschland Deutschlands. Somit ist die Entscheidung leicht gefallen, und Nürnberg, Würzburg und Bamberg standen auf der Speisekarte.
Nürnberg
In Nürnberg eröffnete sich eine wunderschöne, mittelalterliche Kleinstadt mit einem großen historischen Stadtkern. Quer durch die Altstadt zieht die Pegnitz und bietet an ihren verbauten wie begrünten Ufern prachtvolle Anblicke. Großzügige Plätze, gewaltige Dome, Fussgängerzonen mit den üblichen Langeweilershops wie überall auf der Welt, und jede Menge Gastronomiebetriebe, die mit ihren Würsten und Braten werben. Das Sudhaus, ein Prachtexemplar an bürgerlichem Restaurant, gibt einen guten Überblick über die Fränkische Küche.
historisch ist Nürnberg eine der bedeutendsten Städte Mitteleuropas, residierten hier sämtliche Kaiser des Heiligen Römischen Reiches von 1050 bis 1571. Aber auch Albrecht Dürer wohnte hier. Die Altstadt ist von einer intakten Stadtmauer umgeben, auf der man zum Teil auch spazieren kann und von wo sich ein schöner Blick über die rot geziegelten Dächer der Altstadt schweifen läßt. Der Westen der Altstadt, wo die Insel mit dem Trödelmarkt und die Maxbrücke einzigartige Fotomotive darstellen, ist der eindrucksvollste Stadtteil. Dort führt der Kettensteg hinüber zum Maxplatz und weiter in die Weissgerbergasse. Schöner ist Nürnberg nirgendwo. Ich empfehle im Gastgarten des Thairestaurants Tafelberg den before-dinner-drink zu nehmen, die Blicke über die perfekt restaurierte Fachwerkstrasse schweifen zu lassen, dann doch ein paar Häppchen zum Drink zu ordern … und dann ins unferne Wonka zu gehen.
Reichsparteitaggelände
Die Reste des von Albert Speer und Fritz Meyer geplanten Reichsparteitagsgeländes können ein Hauptgrund sein, Nürnberg zu bereisen. Nirgendwo sonst gibt es noch soviel bestehende Architektur aus den 30er und 40er-Jahren, als man versuchte, den Klassizismus noch zu überhöhen und Bombast das wesentliche Kriterium war. Faszinierend, wie die Nürnberger die Bauten in das Heute integriert haben. So dient die Tribüne am Zeppelinfeld heute als Tribüne für Autorennen und der Luitpoldhain ist ein riesiger Park, der intensiv in Anspruch genommen wird. Musealer ist die Kongresshalle. Im Stile des römischen Kolosseums war sie für 50.000 Menschen konzipiert, aber nicht fertiggestellt worden. Heute befindet sich darin das vom Österreicher Günther Domenig entworfene Dokumentationszentrum. Der Eingangsbereich bohrt sich aus Stahl und Glas wie ein Dolch in das Gebäude, durchdringt es und gibt spannende Blickachsen frei. Die Dauerausstellung "Faszination und Gewalt" beschreibt gut aufbereitet, wie es möglich war, erst jene Faszination und dann daraus die Gewalt zu generieren. Ein persönlich bereichernder, berührender und entrückender Pflichttermin. Schon alleine deswegen ist Nürnberg die 5 Autostunden von Wien weg wert.
Rothenburg ob der Tauber
Einmal voll aus dem Vorurteilskästchen: Würden Amis eine deutsche Stadt für einen Disney-Film entwerfen, er würde wir Rothenburg ob der Tauber aussehen. Vorurteilskästchen wieder zu.
Die Fahrt von Nürnberg nach Rothenburg ist über kleine Landstraßen am schönsten. Man bekommt einen guten Eindruck von dem Land, von der Weite, und ist überrascht, wie wenig zersiedelt das Frankenland ist. R.o.T. liegt über einem Tauber-Mäander, an einer Felsklippe. Aber das bekommt man nur von wenigen Positionen aus mit. Die Stadt ist dermaßen mittelalterlich, so was von schnuckelig, konditorsüß und entsprechend gut besucht. Mein erster Gedanke war:
„Wozu kommen die ganzen Marmeladinger nach St. Wolfgang, wenn sie doch eh R.o.T. haben …?“
Maximal sehenswert!
Ulsenheim
Eine Winzerempfehlung vom Tafelbergwirt führt uns in das Nest Ulsenheim an der Mittelfränkischen Bocksbeutelstraße, zum Weingut Meier. Vom Gault Millau mit zwei Trauben ausgezeichnet präsentiert sich das Weingut hoch professionell und mit einem sagenhaften 2010er Weissburgunder aus Alten Reben gekeltert.
Gleich nebenan hat der Weinbau Bergmann seinen Bauernhof, Herr Bergmann ist mit wenig Fläche ein Nebenerwerbswinzer. Wir füllten nach einer liebenswerten Verkostung unseren Kofferraum mit Flaschen schmeichelnden Rosés aus Domina- und Regenttrauben, mit Faberrebe und Riesling Kabinett im Bocksbeutel, jeweils vom Ulsenheimer Huttenberg. Die Faberrebe schmeckt richtig weinviertlerisch, Säure und Frucht tanzen Hand in Hand dem Schlund entgegen. Der Riesling verströmt seidige Aromen, hat eine schöne Länge und ist mit seinen 11.5% Alkohol ausreichend leicht. Sämtliche Weine werden spontanvergoren. Die Preise? Zwischen 3 und 4 Euro die Bottle.
Iphofen
Auf dem Weg nach Volkach bietet sich Iphofen für eine kurze Rast an. Der Ort wurde 741 erstmals erwähnt, ist also ausreichend alt, um Schönes angesammelt zu haben. Er präsentiert sich als kleiner, entzückender Weinort, am Fuß der wichtigten Lage „Julius-Echter“ am Schwanberg gelegen. Das touristische Zentrum ist die Vinothek in einem denkmalgeschützten, ehemaligen Traufhaus. Auf vier Ebenen und 600 m2 wird das Phänomen Wein ausreichend beleuchtet. Iphofen bietet so unglaublich viele Prachtbauten, dass man durchaus auch eine Nächtigung in Erwägung ziehen kann. Ein Schmuckkästchen sondergleichen. Das meistfotografierte Motiv ist das Rödelseer Tor, gleichsam das Wahrzeichen der Stadt.
Volkach
Ähnliches läßt sich über Volkach und all die anderen Weinorte am Main schreiben. Alt, schön, herausgeputzt, putzig, … bei Volkach kommt dazu, dass es an der Mainschleife liegt und Eingang zum atemberaubenden Weinberg mit vielen berühmten Lagen liegt. Dieser Weinberg steht wie ein Solitär in der Landschaft, ist von der Mainschleife und einem Kanal umspült und so zu einer Insel geworden. Einer Insel der Seligen. Mit einer Autofähre übersetzt man von Escherndorf auf die Insel und fährt mit dem Auto den Berg hinauf, um mit jedem Höhenmeter immer mehr zu staunen. Diese Größe, diese Fläche, diese Steilheit, dieser Blick ins Land … ich verstehe nicht, was unsere Bundesdeutschen Freunde in der Wachau suchen. Aber bitte. Quasi am Gipfel dieses Weinbergwunders befindet sich das Weinrestaurant Schloss Hallburg, dessen Gastgarten unter Linden, Kastanien und Akazien die schönsten Blicke freigibt.
Ich plädiere für die Aufnahme auf die Liste des SPEISING.NET-Welterbes.
Nicht unerwähnt soll Sulzfeld am Main bleiben – unter all den alten Ortschaften vielleicht noch die speziellste. Dort hat auch der Weinbau Luckert sein Domizil – jener Luckert, dem man im Restaurant Wonka in Nürnberg so schön zusprechen kann.
Würzburg
Die Weinmetropole hat man in 20 Minuten besichtigt, sofern man nicht Führungen durch die weltberühmte Würzburger Residenz mit Hofgarten und Residenzplatz in Anspruch nimmt. Diese wurde 1981 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Wirklich sehenswert ist die Alte Mainbrücke, auf der sich zu Sonnenuntergang viele Menschen einfinden, um in den warmen Strahlen der bronzenen Sonne fünf bis sechs Aperitife einzunehmen. Während in Bamberg und Nürnberg eindeutig Bier am Programm steht, gilt in Würzburg das Interesse der Trinker dem Wein. Und die Stadt ist auch von einer sehr schönen Weinlage gerahmt, dem Würzburger Stein. Drei große Weingüter schenken in der Stadt in riesigen Sälen ihre Produkte aus: Der Staatliche Hofkeller Würzburg am Residenzplatz, das Julius-Spital in der Klinikstraße 1 und das Bürgerspital zum Heiligen Geist in der Theaterstraße 19. Der österreichische veltlinergegerbte Gaumen kommt mit den frischen Weißen Unterfrankens gut klar. Was bei uns die Buschenschank sind dem Würzburger die Bäcken – simple Weinstuben, zu denen man seine Brotzeit auch mitnehmen kann.
Bamberg
Tausend Jahre Baukunst von Gotik bis bürgerlichem Barock prägen diese vom Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs verschont gebliebene, zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörende Altstadt- ein denkmalgeschütztes Gesamtkunstwerk. Darüber hinaus schein Bamberg eine einzige Brauerei-Ausschank zu sein. Hinter uralten Portalen dampfen urige Bierlokale, Schulter an Schulter buhlen sie um die Tagestouristen, die sich durch die engen Gassen schieben. Hier gibt es auch das Rauchbier, ein fast schwarzes Bier, dass durch das Räuchern des Malz seine spezielle, geselchte Geschmacksnote erhält. Von der Unteren Regnitzbrücke hat man einen schönen Blick auf Klein-Venedig, pittoreske, ehemalige Fachwerk-Fischerhäuschen, die direkt am Wasser stehen. Einen schönen Blick auf Bamberg hat man von den Bierkellern - das sind, ähnlich unseren Heurigen, Ausschanklokale am Berg mit schönen Gastgärten, seine Brotzeit darf man sich mitbringen. Uns trennt wieder einmal das Gemeinsame.
Weltenburg
Am Heimweg bietet sich ein kleiner Umweg nach Kelheim an, in dessen Nähe das Kloster Weltenburg an einem Donau-Mäander liegt. An dieser Stelle durchbricht die Donau den deutschen Jura und stellt die atemberaubend schöne Kulisse zur selbst schon sehr beeindruckenden Benediktinerabtei dar. Seit 620 exisitierend, beheimatet das Kloster Weltenburg auch die älteste Klosterbrauerei der Welt – soweit überliefert.
Fazit
Das Frankenland ist ein großartiges Reiseziel. Wunderschöne Städte, mittelalterliches Flair, die Natur teils endlos weit, teils in entzückend großzügigen Weinlagen kultiviert - für Autowanderungen wie geschaffen. Und satt wird man auch. Garantiert.
Gregor Fauma
empfohlen am 21.07.11 @ 13:54
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3) Kettensteg (D - Nürnberg): In Nürnberg sollte man die Regnitz unbedingt über den Kettensteg überqueren,... [mehr]
4) Wonka (D - Nürnberg): Christian Wonka scheint mir zu bescheiden. Er sollte sich noch mehr trauen, dann... [mehr]
5) Weinstuben Juliusspital (D - Würzburg): Die Ausschank und das Restaurant gehören zum Gesamtbetrieb Juliusspital, und... [mehr]
6) Weinbau Bergmann (D - Ulsenheim): Herr Bergmann ist mit wenig Fläche ein Nebenerwerbswinzer. Wir füllten nach... [mehr]
7) Historischer Brauereiausschank Schlenkerla (D - Bamberg): In diesem wunderschönen Fachwerkgebäude findet seit 1405 konzentriertes,... [mehr]
8) Hofbräu Bamberg (D - Bamberg): Das Hofbräu wird als erste Anlaufstelle für in fränkische Küche Interessierte... [mehr]
9) Hotel Wohnbar (D - Bamberg): Wenn sich eine junge Frau ein Hotel einrichtet, sieht es in etwa genau so aus.... [mehr]
10) Hotel Würzburger Hof (D - Würzburg): Schöne Zimmer, toller Blick in die Weinberge, perfekte Lage, sehr... [mehr]
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