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Veneto für Eilige
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Ein anständiger Kurztripp nach Italien beginnt für Wiener mitunter in Kärnten. Wir wählen diesmal das Hotel Karnerhof in Egg am Faaker See. Es ist ein über Jahrzehnte hinweg erweitertes Anwesen, das mit einer begnadete Lage über dem See thront, über ein doppelbehaubtes Restaurant verfügt und sehr schöne, luftig-helle Zimmer mit Traumpanorama den Gästen zur Entschleunigung anbietet. Als Durchreiseposten ist dieses Hotel wahrlich viel zu schade, aber ein wenig Entschleunigung vor den italienischen Autobahnen tut durchaus wohl. Der Chef himself erzeugt übrigens einen eigenen Essig, für den er die Essigmutter aus Bologna bzw. Modena importiert. Für Salat ist dieser Balsamessig fast zu schade - ich nippe regelmäßig daran.
Am Folgetag beschleunigen wir nach Padua, lassen Auto und Gepäck im steilischen Hotel Methis zurück und erobern uns die Stadt. Die Stadt, die scheinbar ausschließlich aus Markthallen, Marktständen, Trattorien und Bars besteht (Gruß an die selektive Wahrnehmung). Weil ich hin und wieder vorgebe, weltoffen zu sein, koste ich gerne einmal die lokalen Spezialitäten, um mich deren Kenntnis später einmal bei Champagnerempfängen in, nehmen wir zum Beispiel Brüssel (sprich: Bruxelles), zu brüsten. Hier in Padua sind das die Folpi. Kleine Achtfüßer aus der Gruppe der Kopffüßer, Ignoranten sagen auch Tintenfisch oder Krake dazu. Diese werden in würstelstandanalogen Buden in siedendem Wasser gegart, mit wenigen Schnitten grob zerlegt und mit Zitronensaft und Salz gewürzt dem gierenden Gast auf Tatzerln zum Verzehr hingestellt. Das Neue daran für mich ist die Tatsache, dass der Mantelraum (Neclektiker würden Kopf dazu sagen) nicht ausgeräumt und gesäubert wird, sondern einfach mitgegessen. Ich erlebe es, schmecke es - das muss reichen. Noch einmal brauche ich das nicht. Aber ich bin ja sowas von authentisch und aufgeschlossen, hoffentlich werde ich beim Verzehr beobachtet.
Padua steht auch für modern diseinte Weinhütten, wo wir Gewächse des Veneto in Ichseheauswieriedlgläsern probieren: Rot sticht Weiss, und wie auch noch!
Stundenlange Moderne läßt Lust auf simple Abendgastronomie wachsen und so finden wir uns in der Osteria dei Fabbri wieder (mittlerweile leider geschlossen), verzehren feinstes Kaninchen in Balsamico und freuen uns an der akzentuierten Schnörkellosigkeit in allen Facetten. Möglicherweise der Figlmüller Paduas, aber hu keas (sprich: chi se ne frega)?
Am Folgetag umrunden wir die Colli Euganei, sehen im Nebel kaum mehr als die beeindruckend erhaltene Stadtmauer von Montagnana und cruisen nach Verona.
Ach ja, Verona. Wer kennt nicht die Bilder von der Arena? Mich hatten diese monopictoralen Werbebotschaften stets abgeschreckt, denn Arenen liegen mir nicht. Der Rest der Stadt hingegen liegt mir ausgesprochen. Die schönsten Plätze der Welt, dicht an dicht, grundiert von einer atemberaubend schönen Alpenkulisse. Da stört selbst die Arena nicht.
Geringes Zeitbudget bedeutet zwingend eine Maximierung der Gasthauszeiten. Wir beginnen den frühen Nachmittag im Bacaro dell´Arena, ein einfaches Wirtshaus mit grünweißfärbigem Holzboden, schnörkellosen Tischen und schlichter, aber wohlfeiler Küche. Wer Polenta mag, ist hier richtig und bekommt diese mit Scheiben von Lardo, Käse oder Prosciutto vor den Latz geknallt. Es bedarf vieler Runden in der Stadt, um neuen Appetit aufzubauen, aber es geht. Es geht auch mit Hilfe einiger Predinner-Achterln im Cappa Cafe am Ufer der Etsch. Dieses Lokal sieht so aus, als hätte es früher massiv nach Rauch gerochen: düsteres Holz und viele Studenten. Ein feiner Ort, um den Gaumen mit Ripasso-Aromen auszukleiden. Ripasso ist ein Valpolicella, der auf den alten Trestern eines Amarones noch einmal angesetzt wird. Dadurch bekommt er die wunderbaren Amarone-Noten, ohne jedoch dessen Dichte und Gewicht zu übernehmen. Erinnert an italienische Autos: Weniger Hubraum aber mehr PS.
Gut anviniert nehmen wir unsere reservierten Plätze im Ristorante Antica Torretta ein, um dieses später verarmt aber nicht restlos glücklich zu verlassen. Ein wenig zu viel Effekthascherei für eine Küche, die in Ordnung ist aber nicht mehr.
Den Wechsel auf den nächsten Tag vollzogen wir im Hotel San Luca***, ein zentral gelegenes Haus mit Garage, das ich durchaus empfehlen kann, wenn man den Aufenthalt auf Frischmachen, Schlafen und wieder Frischmachen reduziert. Hübsch eingerichtet, kleine Zimmer, tadellos.
Der dritte Tag der Rundreise führt uns über Bassano di Grappa zurück Richtung Padua, nämlich nach Dolo.
Bassano di Grappa ist wahrscheinlich das St. Wolfgang des Veneto. Phantastilliarden italienischer Touristen besetzen dieses entzückende Nest an der Brenta – zu Recht. Berühmt ist es für seine Plätze und die alte Holzbrücke, jedoch läuft diesen Attraktionen die Distilleria a Vapore Bortolo Nardini den Rang ab. Direkt an der Holzbrücke, eingenistet in alte Gemäuer, steht eine Budel mit einem Regal aller Produkte zum entgeltlichen Kosten zur Verfügung. Und offensichtlich saufen sie alle, denn kaum jemand lässt sich die Gelegenheit entgehen, am frühen Nachmittag einen doppelten Grappa, Acquavite oder Likör den Schlund runtergleiten zu lassen. Mein Favorit ist Nardini a la Mandorla, ein Acquavite mit Bittermandelaroma und 50 Pferdestärken, Hallelujah!
Mit glühenden Ohren aber klarem Verstand fahren wir nach zwei Stunden Bassano-Intensivum weiter nach Dolo: Das Dolo! Grande Dolo! Il centro del mondo Dolo …
So sehen es zumindest die fast 15.000 Dolonokeln, wenn man diese auf die Bedeutung ihres Ortes hin anspricht. Dolo liegt zwischen der Bundesstraße von Mestre nach Padua und dem Brentakanal. An diesem Kanal liegen wunderschöne, verfallene bzw. teilrenovierte Villen, die den Venezianern als Ausweichquartier dienten. In einem der Herrenhäuser am Kanal führt die Familie Minchio Ihr bezauberndes Hotel mit einem feinen Restaurant, die Villa Goetzen.
Dolo im Spätherbst bedeutet ob des Brentakanals viel Nebel, fein zerstäubtes Wasser, milchig-warmes Licht der gelben Straßenbeleuchtung, schemenhaft erkennbare Weiden am begehbaren Ufer und spitze Jubelrufe abnötigende Brücken, eine Mühle mit Gastronomie, kleine, verwinkelte Plätze am Ufer und die coole Bar, die von einer jungen Frau versiert geführt wird, die Squero Enoiteca con Cucina. Squero steht für den Platz, an dem früher Gondeln und Boote gebaut und dann gewassert wurden. Als ersten Aperitif verkosten wir den Veneto in Weiß und Rot, um dann in der Villa Goetzen unser Abendessen des Jahres einzunehmen, zu verinnerlichen und allen mitzuteilen, auch jenen, die es nicht hören wollen. Wer in Italien schon viel gesehen hat, soll ruhig einmal die Brenta und deren Kanäle bereisen: Vale la pena!
Der folgende Tag dient der Rückreise nach Wien, nicht jedoch, ohne Marano Lagunare abzustechen. Ein nettes Fischerdorf in Friaul Julisch-Venetien, gegen das sich Dolo wie eine pulsierende Metropole ausnimmt. Die Osteria Ristorante Porta del Mar verbindet dort in sich eine alte Hafenspelunke mit dem Wunsch nach moderner Ausstattung. Die Gerichte sind traditionell, unspektakulär aber sättigend. Mehr leider nicht. Wiewohl der in großen Gläsern servierte Tokai Friulano ein längeres Bleiben nahelegt. Während ich Dolo gerade im Spätherbst für ausgesprochen erreisenswert halte, so ist man mit Marano Lagunare im Frühjahr oder Sommer bestimmt besser bedient – dann trifft man vielleicht sogar Menschen auf der Straße an.
Die letzte Station auf der Rückreise ist selbstverständlich ein riesiger Coop-Markt an einer Superstrada, um die heimische Kammer des G aufzufüllen. Von den Salsiccie werden wir noch lange zähren.
Gregor Fauma
www.karnerhof.com/
www.methishotel.com/
www.osteriadeifabbri.it/
www.verona.com/en/Pizzerie-Verona/Ristorante-Il-Bacaro-dell-Arena-Verona/
www.cappacafe.it/
www.verona.com/en/Ristoranti-Verona/Ristorante-Antica-Torretta-Verona/
www.hotelsanluca.it/
www.nardini.it
www.villagoetzen.it
www.molinidolo.com
empfohlen am 21.12.08 @ 23:40
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6) Ristorante Antica Torretta (I - Verona): ... gut anviniert nehmen wir unsere reservierten Plätze im Ristorante Antica... [mehr]
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