Zum Reznicek (Wien)

Herbert Prockl ist einer jener „Leib-und-Seel”-Wirte, die sich jeder Kategorisierung verweigern. Er sieht aus wie der Fleischhauer Oskar in Horvaths „G´schichten aus dem Wienerwald” und führt neben der Schubertkirche in Lichtental ein Hardcore-Beisl für die Zielgruppe „furchtloser Schlemmer”. In gleichermaßen verrauchter wie neonlichtdurchfluteter Gastrosphäre kocht Prockl zwar keine hohe, aber eine geradezu beispielhafte Schule der echten, wahren und schönen Wiener Küche.

Er hegt eine abgrundtiefe Abneigung gegen alles, was nach Convenience auch nur riecht. Er weiß wie man eine Wiener Salatmarinade anrührt, dass man Cremespinat statt mit Einbrenn auch mit geweichten Semmeln zubereiten kann und dass Hirn mit Ei, geröstete Nierndln oder glasierte Kalbsleber — alles übrigens köstlich! — nur am Schlachttag aufgetischt werden sollten.

Außerdem sind seine hausgemachte Gänseleberpastete und die Maroniknödel eine echte Sünde wert. Darüber hinaus hegt Prockl eine sympathische Liebe zu unkonventionellen Winzern. Die zahlreichen Stammgäste (darunter auch auffallend viele Politiker aller Couleurs) sind entsprechend sattsam zufrieden. Und wenn man einen Wunsch äußern dürfte, so keineswegs jenen, dass Prockl irgendetwas an seinem Beisl verändern sollte. Wünschenswert wäre lediglich etwas mehr Augenmerk auf gute Luft und Beleuchtung. Schließlich sind wir ja in Lichtental.

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