Wetter (Wien)
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Eigennamen werden nicht übersetzt. Daher heißt das Wetter auch nicht Tempo. Sonst jedoch sind sämtliche Gerichte ausschließlich in italienischer Sprache in der Speisekarte notiert. Dass das das Service auf Kosten des Gastes nicht einfacher macht, liegt auf der Hand. Ich empfinde das als kindische und unnötige Authentischtuerei.
Der Nichtraucherbereich ist ein wenig schmucker als das Raucherzimmer, welches durch zwei Wildschweinköpfe geschmückt wird und optisch unter Kindergeburtstagslampen leidet. Ja ja, im Auge des Betrachters, ich weiß.
Zurück zur Speisekarte:
Es gibt u.a. dünn aufgeschnittenen Kalbsbraten, Schafsfrischkäse, marinierte Sardinenfilets und geräuchterten Schwertfisch mit Stengelkohl. Diese Gerichte kommen sehr ansprechend angerichtet und sind im Geschmack unglaublich präzise. Freunde des Stengelkohls (ital.: Cime di Rapa), hinter dem ich 15 Jahre her war wie der Teufel hinter der Seele, werden hier ihre Zelte aufschlagen, denn gefunden habe nicht nur ich den Bio-Großhändler am Yppenplatz, der Cime di Rapa dort rumliegen hat, sondern auch Raeton Wetter, Wirt und Namensgeber seines Lokals. Die Vorspeisen konnten absolut überzeugen.
Weniger präzise, dafür umso wuchtiger kommt die Pasta daher. Die Portionen sind auch für Primi zu groß und die Anzahl der Ingredienzien doch sehr hoch. Hier wird ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Die Aromen machen gewaltig Druck an den Papillen, beeindrucken mit ewigem Nachhall, jedoch fehlt die Raffinesse der Antipasti. Die schwarzen Tagliatelle waren von einer überraschend glatten Struktur, glitschig, und konnten den abundanten Saft des Sugos nicht aufnehmen, Pasta fresca wäre eine Möglichkeit. Der Teig der kleinen Teigtaschen war relativ zäh und viel zu dick für diese zarte Steinpilzfülle. Der schwarze Trüffel dazu hielt sich nobel bis unmerkbar zurück. Mit der Pasta werden sie nicht berühmt, zu mindest nicht an diesem Abend.
Noch brutaler, ungehobelter schmecken die Hauptgänge: Riesenportionen dick geschnittenen Kalbsbratens mit einem sagenhaft ätherischen Saft und dicken Artischokenblättern, und auch die Schweinswangerln waren von einer berückenden Derbheit.
Das Bier kommt aus Schrems und schön gezapft, die Weinkarte nimmt sich nicht sehr wichtig und ist mir daher grundsympathisch. Die Frau Kellnerin war ausgesprochen nett, kam unserem Durst flott nach und beriet bei der Speisenfolge.
Bei aller Raunzerei (weil ich mich bei italienischer Küche viel zu wichtig nehme), hat mich die Aromatik, die Wucht und die Form der Speisen nachhaltig beeindruckt und ich muss hier bald wieder her und den Gerichten auf den Grund gehen.
Für das Wetter würde ich quer durch Wien fahren.
Gregor Fauma
13 Kritiken | Kritik verfassen
OberkllnerPatzig, 21.10.20 @ 10:38
War das gut!
Über facebook angefixt, musste ich zwingend zu Raetus Wetter, weil es Hodenravioli auf der Karte gab. Rinderhoden, zart faschiert und zu einer wunderbaren Farce abgeschmeckt, dazu ein Sughetto mit Flusskrebsen ... das war ein perfektes Gericht. Hätte ich getrunken - ein Chardonnay mv vom Weingut Muster wäre perfekt gewesen. Danach ein Teller Kutteln, ebenso top. Ideal geschnitten, mild zubereitet, wohlig mollig, fast schwimmend ... #tränz
OberkllnerPatzig, 14.03.16 @ 10:54
Dal Sedano
Was hatte ich für einen Hunger! Der war nur von der Vorfreude übertroffen, wieder einmal im Wetter die Speisekarte rauf und runter zu essen. Doch eine Kleinigkeit machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ich bin auf Knollensellerie, vulgo Zeller, sehr allergisch. Ich bekomme Asthma.
Auf der Speisekarte des Wetter waren von 13 Gerichten (ohne Desserts) sage und schreibe 10 Gerichte so von Zeller durchdrungen, dass sie für mich nicht in Frage kamen. Und auf saure Alici, Ricotta-Spinattascherl oder pure Artischoke hatte ich einfach keine Lust.
Nicht einmal eine zellerfreie Paradeissoß´ war aufzutreiben. Noch nie zuvor hatte man ein so langes Gesicht gesehen wie an diesem Abend. Was Wunder?
Letztendlich konnte mir der Koch dann doch Nudeln mit Knofl, Chili und ein paar Spargelschnitzen zubereiten, und von einer Goaß gab es ein Filet, angerichtet mit Polenta. War eh fein, nur fast unschneid und unbeißbar. Aber der Hunger schafft das letztendlich.
Es hat einen Grund, warum die EU sich durchgerungen hat, die aggressivsten Allergene kennzeichnungspflichtig zu machen. Eventuell könnte man ja beim Schreiben der Karte daran denken, dass es wohl auch entsprechend viele Gäste gibt, deretwegen diese EU-Verordnung auch gestaltet wurde.
Mir wichtig noch zu schreiben: Es war wieder wunderbar im Wetter, ich habe mich sehr gut aufgehoben und liebevoll betreut gefühlt, und ich hätte gerne die gesamte, so exakt saisonal abgestimmte Karte rauf und runter gefuttert ... ich werde wohl in Zukunft beim Reservieren fragen müssen, ob wieder Zellerfestspiele veranstaltet werden ... ;-)
Das Wetter bleibt weiterhin ein kulinarischer Hotspot der Stadt, frei von modischem Schnickschnack und Attitudentrallala. Gehet hin und bereichtet!
jsegal, 24.04.13 @ 21:31
1A
Wir wollten ein guten Restaurant, aber weder Schicky-Micky noch mit unterwürfige KellnerInnen. Wetter war genau was wir wollten: original aber unkompliziert. Perfekte Bedienung, freundlich dazu. Also Vorspeise, gebackene Tintenfisch mit Linsen und kleine Fische auf rote Beete. Ein Glas Riesling dazu, alte Reben, sehr gut. Danach Schweinfleisch (irgendwo im Hals-rücken) mit Kräuterlinge, paradeiser und einem wunderbaren Zitronensauce. Dolce (Nachtisch) waren gen in Ordnung, mit einem Espresso. 75 € zu zweit, inkl. Wasser und 3 Gläser Wein. Dazu draußen, auf den Yppenplatz. Gerne wieder!
kubse, 17.01.11 @ 00:07
Der nörgelnde Freund hatte vielleicht Recht, aber was Zubereitung von besten Grundprodukten anbelangt, ist das (der?) Wetter große Klasse.
Dennoch tue ich mich mit dieser Art authentischer italienischer Innereien-Cuccina schwer. Ich denke, das Lokal hat sich die vielen Fans wirklich verdient, ob Bobos oder Dinks oder sonstwer.
ich muss es ja nicht sein ;)
saskia, 16.01.11 @ 22:21
@dschungeltier und Fauma
War zwar jetzt schon mehrmals am Yppenplatz(An-Do Fisch),Wetter nehm ich mir bald vor.
Dies,zumal ;) das fast schon das ausgestorbene Wort "sintemalen",heute an die Herzmanovskyschen "Quisquilien"knapp herankommen.:)
Ob man Wetter mit tempo oder meteo übersetzen würde ist wohl Geschmacksache.
Zum Besuch des Lokals scheint mir das kösliche Fresslexikon "Italienisch für Gourmets" von Cedric Dumont im Hallwagverlag hilfreich zu sein,das die Speisen auch in Dialektausdrücken übersetzt und mich in meinen Anfängen in Italien aus mach misslichen Situationen gerettet hat.
ø 2.40 Punkte (5x bewertet)
empfohlen am 13.03.10 @ 23:41
Payergasse 13/4
1160 Wien
Telefon: 01.4060775
Ruhetag(e): Mo, Di, Mi, So, Feiertags
Küchenzeiten: Do+Fr 17-23 Uhr, Sa 10-15 Uhr
Menüpreis:
Inhaber: Raetus Wetter
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