Alcova del Frate (I - Verona)

Verona ist zu schön, um wahr zu sein. Und Verona ist gut ausgestattet mit Gastronomiebetrieben, die Einfachheit mit hohem kulinarischen Niveau paaren. So einer ist die Osteria Enoteca Alcova del Frate.

Die Decke mit Tüchern abgehängt, die Wände mit Weinkisten hochtapeziert, die Tische ein Sammelsurium, eine kleine Schank und viel viel Liebe zum Detail beim Essen. So mag ich das schon sehr. Selbst wenn man nach einem Mittagessen in der Dispensa www.speising.net/essen/detail/8757_DE_O/ absolut satt ist, so versteht die Enoteca einen noch zu weiteren Gerichten zu verführen. Bereuen kann man das dann, wenn man statt schlafend hellwach im Hotelbett liegt und die Gier verflucht.

Der Patron hat sich dem Pferdefleischkonsum verschrieben, und das glücklicher Weise auch in roher Form. Esel gibt es auch, und zwar im Ragu zu den Bigoli: tiefe Tieraromen, leichte Süße, fett und fettig - gerne wieder nach dem Holzhacken bei Minusgraden.

Als Hauptgang, quasi zum Kennenlernen auf einer Schiefertafel serviert: Ein Rindstartare (Black Angus), ein Pferdstartare (geschabt), rohe Stückerl vom Pferdsfilet und zwei, drei Happen gegrilltes Pferdsfilet. Dazu Maldon Salz, Olivenöl mit Mascherl vom Garda See und ein wenig Pan carasau. Ung gut war es. Das spannenden Momentum war die Erfahrung, dass mir das vertraute Rindstartar nach den Pferdehäppchen eher mau bis uninteressant schien. Das macht deutlich, dass Pferd schon eine recht aromatische Angelegenheit ist.

Ich habe es sehr bereut und bereue es noch immer, dieses Lokal satt betreten zu haben. Hier gibt es Veroneser Küche, straight, schnörkellos und maßlos interessant klingend. Der Chef scheint mir diesbezüglich, und auch im Umgang mit dem Gast, ein ziemlich Nerd zu sein, im positiven Sinn.

Randbemerkung: In Verona habe ich das erste Mal in all meiner Zeit auf dem Stiefel erlebt, dass "Italiener" ausländische Produkte wertiger reihen als die einheimischen. Ich bin beeindruckt, das Land wird sich doch nicht etwa öffnen? Anlass: In der Alcova gibt es eine Prosciuttokarte, beginnend mit einem Gran Riserva, der 20 Monate gereift ist (12), dann einen Culatello cotto (12). Es folgt aus Spanien ein Cecina de Leon, von über 5 Jahre alten Rindern, ganz leicht geräuchert und mindestens 7 Monate getrocknet (14). Weiter geht es mit einem Culatello, der 30 Monate gehangen ist (18), einem Prosciutto dei Nebrodi (Slow Food Stuff, 18), und als Klimax, Paleta/Jamon Iberico de Bellota 30/60 Monate gereift, als weltenbester Prosciutto auf der Karte deklariert (25). Das hätte ich mir in Italien nicht erwartet. *freu*

Was gibt es sonst noch:
Acciughe del Mar Cantabrico, Pane carasau con Lardo, Miele e Pepe, Sardinillas della Galizia, eine wahnsinns Käsekarte, Tagliata scottata di posteriore g. 200 (ausschließlich blutig) und u.a. Sarde in Saor alla Veneziana con Polenta grigliata.

Spitzenlokal, sofortiges Wohlfühlen, ausgesuchte Speisen, fürsorglicher Patron, gemischtes Publikum - ich ziehe nach Verona.

Gregor Fauma

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