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Alexander (Perchtoldsdorf)
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Mitten am Marktplatz von Perchtoldsdorf, also für den Wiener in „Pedaschduarf“ (mit langer Betonung auf das ‚u‘), ist im dorfältesten Haus des idyllischen Vorortes von Wien das „Alexander“ ansässig. Zumindest baulich schon einmal die allerbesten Voraussetzungen für ein schönes Ambiente. Zugleich ist dieses Gebäude das Rathaus von Perchtoldsdorf, dessen Sitzungssaal von niemand geringeren als Hans Hollein adaptiert wurde. Das spätgotische Gebäude geht bis in das Ende des 15. Jahrhundert zurück – als Rathaus wird es seit 1554 genutzt.
Die Anreise über Liesing problemlos, befindet sich vor dem Rathaus am Marktplatz ein Parkplatz. Nicht immens groß, aber immerhin groß genug, um sofort einen Platz zu finden. Der Parkpreis lässt uns Wiener staunen - EUR 1,50 für 1,5 Stunden, jedoch ausschließlich im Automat per Karte bezahlbar – kein Bargeld.
Tritt man durch den mächtigen Torbogen des Rathauses, so gelangt man in einen sehr schönen, lauschigen und ruhigen Innenhof. Hier befindet sich auch der idyllische Gastgarten des Restaurants. Im Sommer sicher bestens beschattet durch alte und wild rankende Weinstöcke - wie eine natürlich gewachsene Pergola – hier würde es sich schön verweilen lassen. Im Hof hinten rechts befindet sich dann der eigentliche Lokaleingang, sofort gut ersichtlich durch den modernen Glaswindfang.
Bereits am Lokaleingang bemerkt man das Gütesiegel der Genussregion Österreich, das die Verwendung von heimischen Produkten verspricht, sowie das zertifizierte und eingetragene „Austria BIO-Garantie“-Siegel (http://www.abg.at/). Beruhigend, man kann also ohne schlechtes Gewissen, ob möglich bedenklicher Speisenherkunft, dinieren. Eine gute Voraussetzung für einen lukullischen Genuss, wenn eben noch dazu mit BIO-Produkten aus der eigenen Region gearbeitet wird.
Das Lokal teilt sich nach links durch einen weiteren mächtigen Durchgang in einen mit alten Gewölben durchzogenen Raum und nach rechts in Richtung Schank sowie einen zusätzlichen Gastraum bis hin zu einem klassischen, heimeligen Stüberl im hintersten Bereich. Die Einrichtung würde ich als zeitlos, schon auch etwas elegant aber gleichzeitig auch durchaus gemütlich beschreiben – ein Lokal, das sofort sehr sympathisch auf den Gast wirkt und einen Wohlfühlfaktor vermittelt.
Freundlich empfangen und an unseren reservierten Tisch geleitet, reicht man uns die Karte, nicht ohne eine Tagesempfehlung abzugeben. Die Speisekarte spannt einen ansprechenden Bogen von der bodenständigen Österreichischen Küche mit „Gulasch“, „Tafelspitz“, „Zwiebelrostbraten“ oder „Gebratener Bauernblunz’n“ bis hin zur doch eher modernen bzw. zumindest neu interpretierten Österreichische Küche mit internationalem Einfluss. So findet man Speisen wie etwa „Alpenlachsforellenfilet mit Curry-Petersilsauce & Belugalinsen“, „Paradeiser-Süßkartoffelsuppe mit Koriander-Croûtons“ oder „Kürbis-Kokossuppe mit Kernöl“ ebenfalls auf der Karte, die in manchen Gerichten natürlich saisonal wechselt. Ein steter Fixpunkt im Speisenangebot ist aber die tägliche Fischempfehlung (je nach Marktlage – lobenswert).
Unsere Getränke, Ottakringer Null Komma Josef (EUR 2,80 für 0,33l), kamen gut gekühlt, wie es sein soll. Für Bierliebhaber gibt es auch das „Schneider Weisse“, das nicht überall zu bekommen ist. Auch der Blick in die Weinkarte ist sehr zufriedenstellen, wiewohl ich keinen Wein mehr trinke. Dass natürlich auch Weine aus der Region Perchtoldsdorf angeboten werden, liegt auf der Hand.
Einmal für die beste Ehefrau von allen eine Leberknödelsuppe (EUR 3,20) – eine sehr schön kräftige und handwerklich gut gemachte Rinderbouillon, nicht überwürzt und mit einigen kleinen Leberknöderln sowie ausreichender Menge an klassischem Suppengemüse, wurde serviert. Obenauf noch viel frisch geschnittener Schnittlauch rundete das SEHR GUTE Gesamtbild ab.
Ich entschied mich schon aus Neugier für die Paradeiser-Süßkartoffelsuppe mit Koriander-Croûtons (EUR 4,20) und konnte nur feststellen, mit der Entscheidung lag ich goldrichtig. Unglaublich, wie gut die Süßkartoffel mit dem Paradeiser harmoniert. Man kitzelt ja oftmals das besondere Paradeiser-Aroma durch die Zugabe von etwas Zucker heraus, hier hat das offensichtlich wohl die Süßkartoffel erfüllt oder zumindest unterstützt. Eine ganz köstliche Suppe, die mit den knusprigen Koriander-Croûtons vollendet aber keineswegs erschlagen wurde – glattes AUSGEZEICHNET.
Zweimal das Filet vom Wienerwald-Rind mit Pfeffersauce, Gemüse & Rosmarinerdäpfel ('Ladysteak' - EUR 17,50 – ‚Gentleman‘ EUR 25,20) – beide Steaks wurden „medium“ gewünscht und auf den Punkt gebraten serviert. Tolle Fleischqualität, wunderbarer Fleischgeschmack mit schöner Kruste vom scharfen Anbraten. Die Rosmarinerdäpfel waren endlich Braterdäpfel, die den Namen Braterdäpfel auch verdienen. Teilweise knusprig, immer jedoch g’schmackig und vor allem aus der Pfanne, wie es eigentlich sein muss. Lediglich der nicht frische Rosmarin störte den Gesamteindruck, da ja Rosmarin mittlerweile ganzjährig erhältlich oder in unseren Gefilden sogar anzubauen ist. Das Safterl hervorragend, mit geschrotetem Pfeffer, statt der sonst üblichen ganzen Pfefferkörner, verfeinert – leichter Geschmack vom Weinbrand. Ebenfalls ein glattes SEHR GUT.
Ich wählte als Alternativ-Beilage ein herzhaftes Erdäpfel-Gröst’l, das sehr gut angeröstet wurde, möglicherweise für den einen oder anderen Gast zu dunkel geraten, für mich jedoch genau richtig – ich habe es gerne so.
Den Abschluss bildete natürlich die Spezialität des Hauses, der Alexanderwürfel (EUR 4,40). Ein wahrer Traum aus Schokolade, samtig weich und saftig mit einer köstlichen Schokoladensauce wurde serviert. Intensives Schokoladenaroma, bei dem lediglich das etwas uninspirierte Schlagobers störte – zum Beispiel ein wenig von der Vanilleschote, oder etwas vom hochwertigen Kakao hätte sich mit dem Obers gepaart sehr gut gemacht. Auch ein leider fehlender Kontrapunkt zur Süße, wie etwa ein Beerenmus oder andere Früchte, wären sehr passend gewesen. Trotzdem aber ein glattes SEHR GUT, aber knapp am Gut vorbeigeschrammt.
Der große Mocca (EUR 3,40) sowie für meine beste Ehefrau von allen der Cappuccino (EUR 2,80) waren tadellos. Nur schade, dass man den cremigen Gesellen auf der Rechnung als „Capuccino“ tituliert.
Für die Speisen gebe ich in Summe gerne ein wohlverdientes SEHR GUT. Die Preise für die gebotene Qualität und Küchenleistung sind wahrhaftig nicht überzogen sondern vielmehr angemessen, nachvollziehbar, fair und berechtigt.
Dem Ambiente gebe ich ebenfalls gerne ein SEHR GUT – uns gefiel es einfach wirklich so gut. Die Sanitäranlagen sind TOP gepflegt, und der heimelige Gastgarten verspricht auch Einiges. Außerhalb des „Normalbetriebes“ kann ich mir im „Alexander“ durchaus auch ein Romantik-Dinner bei Kerzenlicht vorstellen.
Der Service ist stets freundlich, hilfreich und jederzeit für ein Pläuschchen offen. Fragen werden gerne und ehrlich beantwortet, Empfehlungen werden gegeben und man wird als gern gesehener Gast anerkannt. Der Chef persönlich hinkt dem in keinster Weise hinterher – im Gegenteil. Daher auch hierfür gerne ein glattes SEHR GUT.
Fazit.
Eine klare Empfehlung von mir, das „Alexander“ einmal zu besuchen, wobei es relativ egal ist, ob man draußen oder im Lokal sitzen will/muss. Man fühlt sich sowohl im Außen- als auch im Innenbereich angenehm und heimelig wohl. Wochentags wird ein Mittagsmenü um EUR 7,20 angeboten, und beachten sollte man noch, dass es hier getrennte Tages- und Abendkarten gibt. Der Internetauftritt ist aber professionell und vor allem umfassend informativ. Auch ist man für Catering, Veranstaltungen oder sonstige Feiern mit bis zu 200 Personen offen. Falstaff sagt, mit 78 Punkten sei das Alexander auf dem Weg zur ersten Gabel. Wer so manches Lokal mit einer Falstaff-Gabel kennt, wird eher den Kopf schütteln, warum man diese nicht dem „Alexander“ schon lange vergeben hat. Gault Millau ignoriert das Lokal hartnäckig, wie so oft.
empfohlen von uc0gr am 17.05.14 @ 21:40
Marktplatz 10
2380 Perchtoldsdorf
Telefon: 01 865 97 59
Ruhetag(e): So, Feiertags
Küchenzeiten: Mo-Sa 11-22 uhr
Menüpreis:
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