Anzengruber (Wien)

immer wieder suche ich nach bekannten lokalen um nachzulesen was andere denken und dann muss ich bemerken, dass institutionen wie das anzengruber (bzw. anzinger) noch nicht erwähnt sind.

also hier für alle nicht-wienerInnen:

das anzengruber ist eine institution über viele viele jahre hinweg und es weist an manchen abenden die höchste bobo-promi dichte österreichs auf. von grünparlamentarierInnen bis hin zum liberal-övpler (die hier den rechten rand markieren), diverse figuren aus dem kulturleben, tanzhäusern, filmszene etc. treffen sich hier regelmäßig. warum weiss niemand so genau. vermutlich weil es immer schon so war. das anzinger ist nämlich hässlich. es ist verraucht wie kaum ein zweites und dennoch war die aufregung groß als im sommer ein schild an der türe hing mit der aufschrift "wegen renovierung geschlossen". alles halb so wild. nichts hat sich geändert, alles gleich hässlich wie vorher.

die kellnerInnen sind direkt und gut und, wenn auch vielleicht resch, eigentlich nicht grantig. klar ist, dass das was die kellnerInnen sagen hier gilt. und zwar für alle.

das essen ist für ein solches lokal anständig. es gibt hervorragende schnitzerl und auch die gulaschsuppe und die kleinen speisen sind gut oder zumindest o.k. wer allerdings auf grund der beschreibung des publikums hier den italienischen tussi-salat sucht, der oder die ist an der falschen adresse. allerdings ist das essen eher zweitrangig. eigentlich ist alles zweitrangig, aber die kombination ist erstklassig!

6 Kritiken | Kritik verfassen

adriano, 25.10.12 @ 11:34

Details spielen hier keine Rolle, das Anzengruber wirkt impressionistisch. Die Atmosphäre ist nach wie vor einzigartig in Wien, diese Mischung aus Tschocherl, Beisl und Cafè ist einmalig. Das Publikum passt perfekt in seinem Hang zum nicht Perfekten. Jeder weiß, Bestandteil der Atmosphäre zu sein, Teil des Gesamtkunstwerks. Das ist das Anzengruber.

PundE, 27.10.09 @ 14:33

anzengruber


eines der besten SCHNITZERL,n gegessen !!!

kubse, 13.11.08 @ 18:41

viel Hirn ;-)
wow, danke dir!

Hirn_mit_Ei, 13.11.08 @ 14:40

@ kubse
bobos - bourgeois bohemian

die bösartige betrachtung: bobos sind spießerInnen die sich in kleinen teilbereichen des lebens nicht total anpassen (keine krawatte zum anzug) und sich deshalb für revolutionär halten. im wesentlichen leben sie aber das leben ihrer eltern.

die liebevolle betrachtung: bobos sind menschen die sich freiräume schaffen und nicht daran glauben, dass nur totalaffirmation zum beruflichen und gesellschaftlichen glück führt.

in jedem fall ist eine hohe lifestyle komponente vorhanden. ob das jetzt neues design ist oder punk, ob 80s trash, tandy oder dekonstruktivistische mode ist dabei recht egal. zentral ist das stil (nicht ohne ironie) eine wichtige rolle spielt.

es dürften die einen mehr zur 1. und die anderen mehr zur 2. definition tendieren und manche auch eine mischung sein. ich kenne den begriff sowohl abschätzig als auch liebevoll verwendet.

kubse, 13.11.08 @ 00:34

Dafür, dass es nun bei mir ums Eck ist, find ich mich kaum dort ein - weil selten Platz frei ist. Irgendwann nach einer Möbelpackerei hatte ich Glück, und das Schnitzel war wie sein Ruf.
Der Gestank gehört dazu. Ohne den wär's das nicht. Alles passt 100%ig.

Was sind eigentlich Bobos? Ich hatte den Eindruck hoher Grünwählerdichte (die ich persönlich noch erhöht hab an diesem Abend ;-))...