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Cafe Schopenhauer (Wien)

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 Cafe Schopenhauer (Wien)

Ich schreibe es gleich: Die neuen Betreiber des alt-ehrwürdigen Kaffee Schopenhauer sind enge Freunde von mir. Ich bin auf jeden Fall befangen. Einer der beiden, der übrigens gerne gut Tischtennisspielen würde, ist Conrad Riedl. Im echten Leben Radiologe, im Schopenhauer Partner und Impulsgeber (Tischschmuck, Prosecco von Borgoluce ...). Sich an einem Kaffeehaus zu beteiligen war für Conrad Riedl durchaus ein schlüssiger Karriereschritt. Gehörte doch einem seiner Großväter vor Jahrzehnten ein Kaffeehaus am Stephansplatz. Riedl besuchte zuletzt eine Ausstellung im Jüdischen Museum zum Café Palmhof von Otto und Karl Pollak, kultureller Hotspot und Treffpunkt der Intellektuellen in den 20er Jahren. Ausreichend Inspiration für ihn, um den Faden wieder aufzunehmen.
www.jmw.at/de/exhibitions/wir-bitten-zum-tanz-der-wiener-cafetier-otto-pollak


Der andere Freund ist Manfred Göd, ein Gastronom durch und durch. Palmenhaus, Breakfast Club, Blaustern, Pavillon, Mon Ami, Phil, Bar im Gartenbau ... kein Unbekannter in der Szene. Er hat sich sofort in das Schopenhauer verliebt - und zu haben war es auch - und jetzt hat er seinen bislang größten Betrieb. Den Lockdown verbrachte er auf der Baustelle im Lokal, fast alles Handarbeit, die Kinder packten mit an ... wer die Baustelle gesehen, kann nicht glauben, wie schön es jetzt geworden ist.

Das Konzept ist simpel: Göd nimmt die Phil-Idee mit ins Schopenhauer, nämlich einen Buchhandel im Lokal zu führen. Die Gäste sollen zum Lesen kommen und sich die Bücher auch kaufen können. Lesungen wird es wie im Phil auch geben. Aber auch DJs sind geplant, ohne zu einer reinen Partylocation zu werden. Göd pflegt die schöne Tradition des Schopenhauer weiter, Schachclubs, Tarock-, und Bridgerunden, die es seit 30 Jahren hier gibt, weiterhin zu beherbergen. Und die schon etwas älteren Stammgäste sind sichtbar froh, weiterhin in Ruhe am Nachmittag/frühen Abend, ihren Spielen nachkommen zu können.

Riedl und Göd wollen beide Welten: Einerseits die alte, ruhige Kaffeehausseele in den Räumen einfangen und konservieren (kleine Kaffeehausspeisen), und andererseits ein bisserl ein aktuelleres Kaffeehauskonzept zu schaffen, mit Wohnzimmeratmosphäre statt Bahnhofshalle und Gin Tonics statt Cola Rot.
Betritt man durch den Windfang das Lokal, ist rechts der alte Kaffeehauspart fast unverändert geblieben. Links, vorbei am "Bookstore" (den es ab September geben wird, Buchkästen, Fauteuilles, Stehlampe), ist der neuere Bereich, mit einer schönen, selbstgegossenen Bar aus Beton, angenehmem Licht und einer sehr charmanten Nische, die intern die "Tinder-Nische" genannt wird ;-)
Das Viertel hat endlich eine Bar!

Göd und Riedl wollen es nachhaltig und ethisch argumentierbar. Sie stellten zum Beispiel in den Zeiten des Umbaus ihre Küche den Leuten von Habibi & Hawara zur Verfügung, damit sie ihr Liefergebiet ausweiten konnten. Sie behalten die Köchin, die seit 13 Jahren im Betrieb ist, und ebenso die Kellnerin. Sie wollen, so gut es geht, auf industrielle Produkte verzichten und bedienen Nischenproduzenten (Juicy Brothers 1090, Michi Kantors Jin aus Gersthof, Komit (Behindertenverein mit Therapiegarten machen Marmeladen und Sirupe), Bio-Produkte von Nakobi aus Wien, Schremser Bier wegen der Qualität, Quartiermeister Bier zum Wohle aller (Nachbarschaftsprojekte). Was geht, soll aus der Nachbarschaft kommen, das ist auch alles noch im Werden.

Wirklich so dastehen, wie es sich die beiden Betreiber vorstellen, wird es im September. Bis dahin bleibt es work in progress, in ständiger Entwicklung, vom Design bis zur Ausstattung, immer schön nach der Decke gestreckt. Selbst Schild und Logo sind noch temporäre Lösungen.

Erster Abend des Soft-Opening:
Sehr gute Syrische Linsensuppe (4.4), Wiener vom Schwein (16,9), Geröstete Knödel mit Ei (8.9), Käferbohnensalat (12.9), SKT (5.9), flaumige Eiernockerl mit Gemsal (9.9) ... alles in Ordnung, sehr "typisch Kaffeehaus", Karte wird noch entwickelt ...

Freude werden die Freund*innen des Frühstücks haben. Ab 08:00 Uhr gibt es eine Reihe an diversen Frühstücksvariationen - wer sich an den Breakfast Club erinnern kann, dem wird vieles bekannt vorkommen. Frühstück bis 16 Uhr.

Der Standard-Kaffee ist von Pellini, der Top aus 100% Arabica-Bohnen. Der Bio-Kaffee kommt von Agust (fairtrade): der Natura Equa, ebenso reiner Arabica. Die Mühle ist eine Quamar: 8.2 Gramm in 1.5 Sekunden, dem besonders breiten Mahlwerk geschuldet.

Auch die Getränkekarte ist in Entwicklung, ein bisserl Wein, ein paar Spirituosen für gängige Longdrinks/Cocktails, Jin Gin von unserem Traubing-Blogger und Weinkenner Michael Kantor (Pötzleinsdorf). Der Prosecco kommt aus dem Fass und der Pippe, jener aus der Flasche (Borgoluce) ist einer Sentimentalität Riedls geschuldet ;-)

Mit dem neuen Schopenhauer entsteht ein Lokal, das in Währing schon lange fehlte.

Gregor Fauma

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OberkllnerPatzig, 25.05.21 @ 10:04

Erster Kaffeehausbesuch
Mit einem deutlich vernehmbaren Seufzer setzen sich hier die Gäste zu Tisch. Das Glück, wieder ins Kaffee gehen zu dürfen, ist allen ins Gesicht geschrieben. Wer sind alle?
Alte Stammgäste, Golden Agers, die sich zur traditionellen Bridgerunde im rechten, erhaltenen alten Teil des Kaffees treffen. Soignierte Herren, die in den Gazetten vor ihrem Franziskaner blättern, jüngere Leut´, die auf den Buchgeschäfttischen stöbern, reinlesen und sich dazu auch in die Ohrensessel fallen lassen. Menschen wie ich, die ein wenig gehetzt Ruhe über ihren Sacherwürsteln suchen und sich dabei so sehr über den renovierten, modernisierten Teil des Schopenhausers freuen.
Mit Müh´ überlebt, mit extreme Kosten belastet, dem Enthusiasmus der Familie geschuldet ... Danke Euch, dass Ihr durchgehalten habt!

Speising sagt

empfehlenswert + Liebling der Redaktion

empfohlen am 24.06.20 @ 12:57

Adresse

Staudgasse 1
1180 Wien
Telefon: 01 4063288
Email: office@cafeschopenhauer.at

Ruhetag(e): Mo
Küchenzeiten: Di-So 08-21.30
Menüpreis: €

Inhaber: Manfred Göd
Küchenchef: Pornthip Amon
Kreditkarten: Visa, Mastercard, Diners Club

www.cafeschopenhauer.at

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