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Das Drittl (Wien)
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Wir haben schlichtweg fantastisch gegessen.
Wir hatten das Lokal nicht gleich als solches erkannt, noch dazu hängt ein Schild mit „Ährenreich“ draußen – eine Bäckerei. Das Drittl, so stellte sich dann heraus, ist im Bäckerei-Cafè Ährenreich ein Pop-up und Luca Presser, Elie Reboul und David Rotmanov übernehmen Di-Sa ab 17:30 vor Ort das Kommando. Zuvor hatten sie das Loup Garou erfolgreich bespielt. Soll uns nicht weiter tangieren. Beim Vorbeigehen meinte eine, das wäre aber eine lässige Studentenhütte – nicht wissend, dass das Drittl ist.
Drinnen ist es mächtig duster, wir baten gleich um eine zweite Kerze. Schöne Holztische, alles eher karg und kantinig, aber nicht unhübsch.
Die Speisekarte ist klein, die Weinkarte deutlich umfangreicher. Doch mehr Hütte als Restaurant? Sharing wird einem und einer nahegelegt, dem stimmten wir vier Gäste auch zu - einmal einfach alles.
Nibbles
Es kamen Brot & Butter (9), das Brot wurde als das beste der Stadt angepriesen. Pierre Reboul, der Chefbäck vom Ströck, habe dieses entwickelt. Es ist auch wirklich sensationell gut.
Wiener Onsen-Ei mit Rinder Shoyu, Grammeln und Gartenkräutern (8). Uns vier Gästen wurde ein Ei eingestellt – wie soll man das vierteln? Wir bestellten ein zweites und gaben uns Müh. Es schmeckte unfassbar gut, die Grammeln tun ihre Wirkung in Sachen Textur und Würze, die Shoyu unterlegt alles wohligst – ein ganz vorzügliches Gericht – wenn man es nicht teilen muss 😉
Hühnerleber Creme brulee (14): Große Klasse, gleich aufs Butterbrot drauf.
Shared Plates
Ein Teller Stracciatella (14), gesprenkelt mit de- und rehydrierter geräucherter Roter Rübe, Kürbiskernen, Kirsch, Zwetschke und Traubenreduktion – knusprige Crumble-Süße … zum Eingraben, göttlich! Umgehend einen zweiten Teller bestellt..
Bio-Pfeffer Tartare (18), mit gebeiztem Dotter, Pfeffer-Aiolo, eingelegtem Pfeffer – und das alles auf einer Scheibe in Rinderfett gebratenem Holzbackofenbrot. Mit Messer und Gabel eigentlich unteilbar, da die Kruste viel zu hart war. Aus einem schönen Gericht wurden vier zermatschkerte Teile – schade um die Optik. Der Geschack richtig geil. So ein Gericht hat, wie auch das Onsen-Ei, bei Sharing eigentlich keinen Platz.
Cime di Rapa, wilder Sprossenbrokkoli, mit Pumpernickel (12): ein gut aufteilbares, wirklich fantastisch reduziertes Gangerl. Herrlich knackig gegrillt das Gemüse, die Aromen herum spielten mit der Bitterkeit des Grünzeugs.
Hauptgänge to share
Korean fried Backhendl Salat (23,5) mit Marillendressing und einer Apfel-Chili-Sauce. Die Hühnerstückchen knochentrocken (weil viel zu klein), die Panier herum dick und megaknusprig. Eher naja als oho. Vier Pemmerln auf einem sehr gut mariniertem Salat für 23.5 schon sehr mutig. Wir „mussten“ auch eine zweite Portion bestellen, da es den ersehnten Grund ins Drittl zu kommen, den Herzzapfen in Rotwein/Schokolade mit Rhabarber und Strohkartoffeln, nicht gab.
Die Hauptspeisenalternative: Eine Schüssel eher zähen Federkohls (15) mit einer ausgesprochen köstlichen, arabischen Knoblauchsauce. Federkohl eignet sich meines Erachtens für diese Zubereitungsart nicht. Er bleibt immer zäh. Der Geschmack jedoch betörend.
Was Süßes
Von den Deserts gab es nur noch eines, die Biang Biang Mohnnudeln mit Apfelkompott und Sesambröseln (10). Nette Idee, geschmacklich ganz vorzüglich – aber wer Biang Biang Nudeln kennt, weiß, dass diese unteilbar sind. Die Pofesen mit Sanddorn-Powidl und Orangenzucker gab es nicht.
MEIN FAZIT
Wir haben ganz fantastisch gegessen. Die Truppe kann kochen, dass es nur so eine Freude ist. So ein gelungenes Aromen- und Texturspiel, so niederschwellig lässig rausgehaut … Kompliment. Nur.
Nur ich hätte das alles gerne in einem professionellen Rahmen mit halbwegs informiertem Service erlebt. Die Weinkarte könnte Freude bereiten, wenn der Mitarbeiter uns etwas zu den Weinen hätte sagen können. Außer „auch ein sehr guter Wein“ kam da kaum etwas, nicht einmal das Land des Rieslings war geläufig.
Anleitungen für die Speisen (unbedingt umrühren, fest durchrühren, darunter ist die Sauce …) kamen in der Regel recht spät. Vorlegebesteck gar nicht.
Es ist im Lokal so zappenduster, dass selbst das Googeln nach den Weinen schwerfiel. Da gibt es schicke Lösungen für Tischbeleuchtung, bei denen der Raum gerne auch weiterhin duster bleibt.
Am Nachbartisch, wo nur zwei Personen saßen, wurde ebenso das komplette „Shared“ Menü bestellt. Die bekamen die gleichen Mengen wie wir vier eingestellt. Wir mussten immer nachbestellen. Auf der Rechnung hat es dann gepasst, aber mühsam im Ablauf. Und manche Speisen lassen sich nicht teilen, auf das sollte ebenso Rücksicht genommen werden. Sonntag und Montag ist geschlossen, der Kellner meinte, es wäre klüger, unter der Woche essen zu kommen, dann gibt es auch alle Speisen. Minimal Waste ist eh super.
Ich kann das Drittl wirklich allen von ganzem Herzen empfehlen!
Gregor Fauma

empfohlen am 18.04. @ 14:33

Wasagasse 28
1090 Wien
Ruhetag(e): Mo, So, Feiertags
Küchenzeiten: Di-Sa 17.30-22 Uhr
Menüpreis:
Inhaber: Blue Lime Projects
Küchenchef: Luca Presser
Kreditkarten: Mastercard

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