El Chipirón (Wien)

Eigner Max Braun und Köchin Raquel Garcia Sanchez kommen beide vom Paco - einer feinen Adresse im Alsergrund und der Innenstadt für Tapas und mehr.

Jetzt haben sie ihr eigenes Lokal - und bespielen das mit viel Seele. Wer schon vor 17.30 Uhr dort aufschlägt, erlebt, wie die Chefin die Servicemitarbeiterinnen auf die Tagesgerichte einschult, wie die letzten Tische perfekt inszeniert werden - und wenn man Glück hat, ist an der Bar noch Platz für 1-2 Stunden. Wir hatten das.
Das Lokal ist sehr geschmackvoll eingerichtet, Licht wird geschickt eingesetzt, wenn auch die Tische extrem eng gestellt sind. Zum Teil kommen die Kellnerinnen gar nicht durch. Aber das tut der Atmosphäre keinen Abbruch, ganz im Gegenteil.
Max Braun ist in erster Linie an der Bar/Schank zu finden, spricht Empfehlungen aus und schenkt ein - und zwar von der sehr klug kuratierten Weinkarte. Die Auswahl an Offenen (5W/6R) ist für einen Tapasabend auf jeden Fall ausreichend. Sherry gibt es ebenso satt.

Tapas:
Es begann mit einem Gruß aus der Küche: Kichererbsen mit Speck - zum Eingraben gut.
Wir hatten je eine Gilda de Anchoa (6) und eine Gilda de Pulpo (8), sehr erfrischende Minispießchen, deren eingelegte Mini-Pfefferoni einen schönen Wumms haben. Das Fettige der Anchovis geht damit besser um als der zarte Oktopus.
Anchoas de Santona (19): Herrlich schmelzige Sardellenfilets mit zarter Paradeismarmelade, ein wenig Olivenöl - dazu das wirklich gute Brot - mehr braucht es eigentlich nicht. Unnötig wenn auch nett die mit Logo gebrandeten Glückskekse, sie schmecken unessbar. Diese Sardellenfilets gelten als mit die besten Anchoas Kantabriens.
El Chipiron (6), die namensgebenden Mini-Kalmare, fein frittiert, tadellos.
Chipirones a lo pelayo (14), sensationell: Zart gedünstete Mini-Kalmare mit zuckersüß und butterweich gedünsteten Zwiebeln. Richtig geil.
Von der Tageskarte noch zwei Gerichte:
Croquetas de Cocido (15): Herausgebackene Bechamel, in der sich etwaige Bratenreste befinden sollten. Wir haben keine gefunden. Waren ok, würde ich kein zweites Mal bestellen.
Rock and Roll de gulas y gambas (16): Das Gericht des Abends. Auf und in zwei warmen Brioches werden zart gegarte Gambas und Babyaale gereicht - bistdudeppert war das gut! Nicht zum Aushalten ...

Liebenswerter Service, stets ansprechbarer Chef an der Bar, coole Showküche im hinteren Raum, ein Kommen und ein Gehen ... oh ja, so mag ich das schon sehr. Wien ist eine glückliche Stadt.

Gregor Fauma

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