Meierei im Stadtpark (Wien)

Kurz nach zwölf Uhr zu Mittag, eine angenehme Ruhe herrscht im Lokal, die Sauberkeit und Ordnung bringen gemeinsam mit dem vielen Tageslicht auch eine innere Ruhe zu Stande. Das gilt leider auch für die Damen und Herren vom Service.
Ich war zu früh, schnappe mir etwas zu lesen und warte am reservierten Tisch auf meine Freunde. Na immerhin nach 15 Minuten hat mich ein Kellner gefragt, ob ich etwas trinken möchte.

In Folge bestellen wir unsere Getränke - ich entscheide mich für ein Glas Heu-Rohmilch. Die kommt in einer kleinen Milchflasche mit Strohhalm. Aus dem Alter bin ich raus (nicht Milch, snd. Strohhalm).

Die Speisen:
Ich den sanft gegarten Zanderbauch mit Muskatürbis, Zitrusfrüchten & Cous Cous (13.5 als VS): Der Zander eher kross angebraten, sehr feines Aroma. Dieses jedoch nur, wenn vom Rest freigelegt: Bittere Blätter (Chicoree? Mini-Rotkohl?) und bittere Zitrusfrüchte (Pomelo? Grapefruit?) überlagern jegliches Aroma brutal. In Summe ein wenig unbalanciert, aber ein feines Gericht. Dazu wollte ich ein Glas Weißwein - der Kellner hielt mir wortlos die Karte entgegen.
Gebratener Wildhasenschlögel mit Pompoen Kürbis, Kohlvielfalt & Waldpilzen (21.5) kam erfreulicher Weise ausgelöst und schön geschnitten zum Tisch, jedoch nur noch lauwarm. Hat aber sehr gut geschmeckt. Tolle Konsistenz des Hasenfleischs, schön dezentes Wildaroma - und der knusprig frittierte Grünkohl hat auch viel Freude gemacht. Ausgezeichnet.
Dazu wollte ich ein Glas eines leichten Rotweins ... eh schon wissen: Ich bekam zu lesen und durfte selbst entscheiden.
Der Süßwasser-Tagesfisch, ein Zander, schmeckte einem Freund grandios (unverfälscht, puristisch, schönes Stück), das Gulasch lief unter "in Ordnung".

Wir waren mit den Speisen zufrieden - und zwar in jenem Rahmen, dass die Speisen kein Thema wurden. Sie blieben angenehm, dezent und spielten sich nicht in den Vordergrund. Der Kaiserschmarrn danach, gemeinsam verputzt, war extrem "schwammig", also nicht flaumig, als wäre er nicht aufgegangen, sondern dicht gewoben und doch sehr weich - ganz eigen, aber sehr, sehr gut. Den starken Röstaromen nach vermutlich nur in der Pfanne gebacken, ohne Rohr - das bleibt aber eine Unterstellung.

Ich habe mich vor Ort wirklich wohl gefühlt, die Speisen sind erfreulich unaufgeregt und erfüllen vermutlich bei dem Mittagspublikum ihre Pflicht. In die Pflicht würde ich das Service nehmen: Tranig, langsam, vergesslich - und mit technischen Fehlern am Gast, die ich bei Reitbauers nicht erwartet hätte.

Gerne jederzeit wieder.

Gregor Fauma

Für eine Großansicht das jeweilige Bild anklicken!

0 Kritiken | Kritik verfassen