Quell (Wien)
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Revisited 2012:
Der Quell ist ein richtiges Wiener Gasthaus, aber ein ganz ein richtiges. Also das was man früher, etwas dämlich, Kultbeisl nannte. Dabei geht es nur um das Bewahren der Wiener Wirtshauskultur – ohne Schnörkel oder modischen Schnickschnack. Im Schanigarten sitzt man nett ums Eck. Der Gastraum ist heimelig mit einem schönen, patinierten Holzboden, buntkarierten Tischtüchern, einfachen Holzstühlen und einem Herrgottswinkel, so wie man sich das eben von einem Gasthaus in Wien erwartet.
Die Speisekarte entspricht diesem Bild voll und ganz. Die Suppen sind vom Rind – und zwar ausschließlich, mit allen klassischen Einlagen; ansonsten gibts noch Gulaschsuppe, basta! Das Gulasch ist übrigens famos. Schweinskoteletts gibts in allen Variationen, Braten oder Geselchtes mit Kraut und Knödel, Specklinsen mit Spiegelei und Knödel, die Schnitzel sind vom Schwein und Huhn, Kalbsbutterschnitzel mit Püree, der Rostbraten wird auch gebacken und mit Preiselbeeren serviert. Das halbe Backhuhn wird von der Leber aus der Pfanne begleitet, ganz fein! Das Beinfleisch mit Dillfisolen und Rösti (die müssten übrigens, wienerisch, Schmarren heißen, gell!), schmeckt wie es soll, nämlich wie bei der Oma. Vegetarisch wird viel gebacken, auch der fast verschwundene Zeller mit „Sauce Trara“! Ach, da werden Erinnerungen wach, auch bei den Eiernockerln und den gerösteten Knödeln mit Salat. Dazu gutes Bier und feine Weine. Als Nachspeise gibt es Palatschinken, Topfenknödel und gebackene Apfelspalten. So, und was ist da bitte kultig? Das ist Kultur!
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Christoph Wagner, März 2004
Der „Quell” ist der Prototyp eines völlig naturbelassenen Eckbeisls. Das hat sich auch nicht geändert, seit der geniale und „kultige" Poldi in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist. Seinen Nachfolger hat er sich lange und mit Bedacht ausgesucht, und es ist der Sohn vom nicht weniger „kultigen" Fischhändler Peregi am Schwendermarkt geworden. Seither ist die Speisekarte (mitsamt der panjugoslawischen Küchenbrigade) zwar gleich geblieben, es gibt aber auch Fischbeuschelsuppe, Wallerglasch, Zander mit Wurzelgemüse und ein paar recht ordentliche, glasweise servierte, allerdings nicht wirklich preisgünstige Bouteillenweine (zu Poldis Zeiten schlichtweg undenkbar.)
Nach wie vor kann man am warmen Kachelofen oder draußen im Schanigarten im Schatten der Reindorfer Kirche Platz nehmen, und Eduard Peregi, der auch sonst überraschend schnell in die Fußstapfen des großen Poldi getreten ist, befindet sich in angeblich aussichtsreichen Verhandlungen mit dem benachbarten Pfarrer, um seine Holztische demnächst auch unterm Schatten der Mandelbäume auf dem Kirchenplatzl aufstellen zu dürfen.
Außerdem hat der Poldi sein legendäres Bierzapf-Know-how an seinen Nachfolger weitergegeben, auch wenn dieser es nunmehr nicht mehr dem (ohnedies eher verzichtbaren) Schwechater Bier, sondern dem Hirter und (ein veritabler Fortschritt) dem Erdinger Weißbier weiht. Nach wie vor sorgfältig werden die bodenständigen Schmankerln (exzellentes Reis- und Krautfleisch, Backhenderl aus dem Pfandl, idealtypisches Gulasch, etliche fleischlose Gerichte) zubereitet, auch wenn es da und dort in qualitativer Hinsicht ein paat Ausreißer gibt (aber die gab es beim Poldi auch).
Christoph Wagner
+
ø 1.67 Punkte (6x bewertet)
empfohlen am 22.03.04 @ 18:40
Reindorfgasse 18
1150 Wien
Telefon: 01.893 24 07
Email: gasthaus@quell.cc
Ruhetag(e): Sa, So, Feiertags
Küchenzeiten: Mo-Fr 11-22.45 Uhr
Menüpreis:
Inhaber: Eduard Peregi
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