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Rud-Alpe (Lech)
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Die Kulisse könnte malerischer nicht sein: auf steilem Abhang (aber welche Hänge hier sind nicht steil?) hoch über Lech gelegen, weithin sichtbar, in- und auswendig aus altem Holz bestehend und doch ganz neu, 2003 war die Eröffnung. Man ging mit großer Sorgfalt an die Neuerrichtung auf historischem Platz: vier andere Almhütten leben hier drin weiter, doch hinter allen stilgetreuen Zutaten versteckt sich gebündelte Modernität. Zum einen viel Luft und Raum, nach oben offen, großzügig im Platzangebot (samt weitläufiger Terrasse). Versenkbare Zwischenwände, Glasfaserbeleuchtung, moderne Küche, klimatisierter Weinkeller (wohlbestückt, einiges auch an Großflaschen), Toiletten für Schifahreransturm dimensioniert und doch von gepflegter Eleganz. Sogar der Zigarettenautomat ist in einem Holzschränkchen versteckt. Hochlöblich: der Verzicht auf üppiges Schnitztum, man setzt auf Schlichtheit und natürliche Ausstrahlung.
Auch die Küche weiß sich zu beschränken: im kurzen Wandersommer sowie an den wesentlicher belebteren Wintertagen wird man hier mit Lechtaler Schmankerl und hüttentauglichen Gerichten der österreichischen Küche zufriedengestellt. Da aber ein versierter Mann der elaborierten Kochkunst am Herd steht - Christoph Wagner hatte im Wiener Restaurant Bordeaux maßgeblichen Anteil an Haubenehren - darf jeweils Dienstag und Donnerstag Abend aus ganzer Kreativitätskraft geschlemmt werden.
Einen Vorgeschmack auf den kommenden Winter brachte das Menü zu den Weinen der 11 Frauen im Rahmen ihrer Präsentation in Lech.
Zum Sekt von Petra Unger wurde als Küchengruß ein saftig-zartes kaltgeräuchertes Stückchen vom Schwein gereicht, auf süßlich-pikantem Gemüse - wahrlich viel versprechend. Dann zauberte das Rosa Fischstäbchen vom Thunfisch auf Rahmgurken ein fast asiatisches Lächeln auf die Gesichter: noch roh in der Mitte, ganz leicht paniert, und vor allem die Gurken weckten Begeisterung: in langen feinen Streifen von bemerkenswerter Trockenheit, weder wasser- noch rahmtriefend, fein gewürzt mit einem Hauch rosa Pfeffer. Die Frische der Gerichtes wurde unterstützt vom Gemischten Satz 05 von Michaela Ehn, ein in diesem Jahr sehr sauvignonlastiger Wein; Birgit Braunsteins Chardonnay 05 hingegen unterstrich mehr den gewichtigen Charakter des minutiös gebackenen Thunfisches.
Weiße Tomatenschaumsuppe mit Basilikumcrostini: letztere für sich eine nette Knabberei, aber die fein geschäumte Suppe mit dem zarten Paradeisaroma kam bestens ohne sie aus. Der Grüne Veltliner Gutsreserve 05 von Ilse Maier, Geyerhof, mit seiner unaufdringlichen Eleganz und Kraft war ein charmanter Begleiter dazu.
Gespickter Zander in Kapernbutter auf Jungzwiebelpüree: die Kapernbutter war ganz in die knusprige Kruste des Fisches eingezogen, das machte jeden Bissen zu einem Vergnügen. Dazu stand die Auswahl Pannobile weiß 02 von Judith Beck, mit dem eingebundenen Holzton hervorragend zum kräftigen Fisch passend, aber auch Birgit Eichingers Riesling Heiligenstein schlug sich dank Jahrgang 2005 hervorragend. Nur das Jungzwiebelpüree litt geschmacklich an der langen Standzeit - bei 170 Gedecken, die gleichzeitig zu servieren waren, verständlich, doch da hätte ein anderes Gemüse weniger geschwächelt.
Eine herrlich knackige Angelegenheit dann das knusprige Schweinsgoderl mit Kräuter-Weißbrot-Soufflée: das dicke megaknusprige Schwartel wird allerdings für so manche Zähne eine Herausforderung gewesen sein! Ein Traum in Flaum dagegen das Kräuterknöderl (auch die euphemistische Umschreibung sei verziehen, war doch so allerhand illustre Gesellschaft versammelt) - ich habe selten eine solch betörende Konsistenz wie Aromenintensität bei schlichten Knödeln erlebt! Wenn das immer so ist ... Die Entscheidung für den passenden Wein dazu musste der persönlichen Vorliebe überlassen werden: sowohl der Veltliner Alte Reben 05 von Helma Müller-Grossmann, der hier seine ganze Intensität und Dichte ausspielen konnte, wie der Clausenberg 2002 von Rosi Schuster, eine Cabernet-Zweigelt-Cuvée voller Kraft und Eleganz, waren perfekt dazu.
Ganz in Rot wurde dann der saftige rosa Lammrücken auf Zartweizen mit Paprika = kleine rote und gelbe gefüllte Paprika (wobei die Zartweizenfülle zu wenig Ausdruck hatte, hier wäre Markanteres vorstellbar) begleitet, mit einem noch jugendlichen terra o 2004 von Silvia Heinrich und dem saftigen Cabernet Ungerbergen 2000 von Silvia Prieler. Auf den Flügeln der Morgenröte, mit diesem poetischen Namen kam dann zuletzt der Ruster Ausbruch 04 von Heidi Schröck zum Nougatparfait im Marzipanmantel mit Kaffee-Chilischaum (duftig und von angenehmer Schärfe) zu Tisch.
Die Küchenleistung verdient mehr als einen wohlwollenden Blick, man darf sich auf die Wintersaison freuen!
Angelika Deutsch
STH, 03.05.11 @ 10:46
Re: Nicht immer ist alles Gold was glänzt!
Es mag sein, dass bei diversen Sonderveranstaltungen ein schönes 4 - 5 Gang Menü überzeugt hat, aber in Wahrheit bietet das Lokal Rud - Alpe nur zur Mittagszeit eine kleine Hüttenkarte an.
Da es am Abend eigentlich kein öffentliches Service gibt!
Welche nicht im geringsten 13 Punkten Gault Millau oder Richtlinien eines anderen Führers entspricht.
Fazit: Man sollte die öffentlich zugängliche Mittagskarte bewerten, die eine schöne, sehr exklusive Hüttenkarte ist, aber mehr nicht.
STH
empfohlen am 08.08.06 @ 07:46
Tannberg 185
6764 Lech am Arlberg
Telefon: 0 55 83.418 25-0
Fax: 0 55 83.418 25-10
Email: rud-alpe@skiarlberg.at
Küchenzeiten: je nach Saison
Menüpreis:
Küchenchef: Christoph Wagner
Kreditkarten: Visa, Mastercard, American Express, Diners Club
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