Unkai (Wien)
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Unter dem Dach des Grand-Hotels sind zwei Spitzenrestaurants untergebracht. Das Le-Ciel und das Unkai. Unkai ist japanisch und bedeutet Wolkenmeer. Die Küche sei traditionell japanisch, mit einer gelegentlichen Prise Kreativität.
Wir hatten den traditionellen Tatami-Raum gebucht. Man sitzt sehr gemütlich bodennah an einem riesigen Tisch und wird von einer Frau im Kimono geduldigst und sehr freundlich betreut. Dieser Raum schlägt sich mit 10% vom Umsatz zusätzlich zur Rechnung.
Kaiseki
Die wohl berühmteste Menüfolge ist das traditionelle Kaiseki-Menü, welches beste Zutaten in appetitlichster Form verspricht. Hier das Zui-un Kaiseki-Menü um € 90:
Gemischtes Gemüse mit Krabbenfleisch und Lachskaviar. Ein Amuse bouche, sehr gut.
Erster Gang: Eine rohe Auster, leicht geräuchert, mit einer ausgesprochen pikanten Zwiebel-Chili-Paste dazu. Schlurp und weg, ich liebe Austern. Gut.
Zweiter Gang: Zwei "originell" angerichtete Makrelen Osisushi. Kleinst, unaufgeregt, uninteressant. Auffallend gut war der frische, feinste Ingwer dazu.
Dritter Gang: Dobin Mushi, eine Bouillon von der Stachelmakrele mit Knödel und Tofu, serviert im Dobin, der Teekanne. Leider nein, leider ein gut bekannter Geschmack von den Minutenpackerln und nicht mehr. 3 x Happ und Hunger!
Vierter Gang: Gemischte Sashimi, spacig angerichtet. Zu kühl, wenig bis kein Aroma, sehr klein geschnitten, nämlich Spielwürfelgröße ... auch da blieb die Freude im Hintergrund.
Fünfter Gang: Ententopf, Buchweizennudeln, Reis mit Pilzen und eingelegtes Gemüse. Geschmeckt hat die Brühe fein, aber zwei hauchdünne Scheiben Entenbrust in einer Suppe waren dann schon irgendwie zuviel des Sparens beim Wareneinsatz. Das eingelegte Gemüse dazu war knackig, gut, aber würde beim Wirten als "Garnitur" bezeichnet werden. Der Reis selbst war eine Reispampe mit Pilzaroma, das noch dazu von Pulver zu kommen schien. Nein danke.
Dessert gab es zur Wahl, ich erinnere mich nicht mehr, denn ich hatte die
Sake-Begleitung um 55 Euro. Und weil mir die so gut geschmeckt hat, nahm ich dann auch gleich die Weinbegleitung um € 46 dazu.
Ich hatte noch nie Sake, bin absoluter Laie, weiß aber, was mir schmeckt und was nicht. Sake schmeckt mir nicht sonderlich. Egal, welcher nun kredenzt wurde (im kleinen 4cl-Glas), meine Assoziationen gingen alle in Richtung Wermut und Oxidation. Ich habe sie alle getrunken (selbst den warmen Aperitif-Sake), keine Kunst bei der Minimausmenge im Glas (vier "Glas" in Summe für 55,-), aber sprach dann doch dem heimischen Wein zu. Was gab es da:
Weinbegleitung
Einen Ingwer-Sekt zu Beginn, die Runde am Tisch war sich einig: Brausepulver.
Einen 10er GV Fumberg von Wimmer-Cerny - eine Bank, leicht, gut, animierend.
Der 09er Weißer Schiefer vom Schiefer, in erster Linie Welschriesling, war so ziemlich der kürzeste Wein, den ich in so einem Rahmen je getrunken habe. Durchaus duftend, dann aber ein Verschwindibus zwischen Gaumen und Mandeln. Daher hat er auch nicht bei den belanglosen Sashimi gestört. Wir haben nach einem anderen Wein gefragt und haben einen sensationellen Riesling aus Deutschland serviert bekommen, von dem wir gleich mehrere Gläser bestellten ... aus dem Rheingau von Eva Fricke ein 10er Lorcher Riesling. Zum Verlieben!
Sensationell war auch der 09er Wiege, ein Zierfandler & Rotgipfler vom Freigut Thallern zur Entensuppe.
Fazit
Selten war ich um 90 Euro so hungrig, und schon oft um viel weniger als um 100,- so angetütelt, denn die Sake sind recht stark (um die 15%), und der Riesling hat sich den Zuspruch verdient.
Ich war enttäuscht - aber gemessen an der Erwartungshaltung. Diese war definitiv zu hoch. Ich war vor 1.5 Jahren schon einmal mittagessen im Unkai und war schlichtweg begeistert, hatte mich riesig auf das Kaiseki-Menü gefreut, wusste auch, dass es wenig, leicht und dezent ist, aber so ...? Da passt das Preis-Leistungs-Verhältnis überhaupt nicht, zu mindest beim "Casual Kaiseki-Menü".
Ein Freund hatte im Rahmen seines Menüs einen wunderbar gebratenen Butterfisch mit tollen Kokosaromen, die Sushi sahen hervorragend aus, ich bekam spannende Sachen zu kosten und man kann auch deutlich günstiger essen, wenn man andere Menüs wählt. Das Teppan Yaki-Menü beginnt zB. bei Euro 49,50.
Also, abgesehen vom Preis-Leistungs-Verhältnis beim Kaiseki-Menü kann ich das Unkai ohne Weiteres empfehlen und würde 30 Minuten Anfahrt in Kauf nehmen.
Gregor Fauma
empfohlen am 14.10.11 @ 14:34
Kärntner Ring 9
1010 wien
Telefon: 01.51580 9110
Email: unkai@jjwhotels.com
Ruhetag(e): Mo, Di, Mi, Do, Fr, Sa, So, Feiertags
Küchenzeiten: Di-So 12-14.30 und Mo-So 18-22:45 Uhr
Menüpreis:
Inhaber: JJW Hotels
Küchenchef: Hiroshi Sakai
Kreditkarten: Visa, Mastercard, American Express, Diners Club
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