Urbani Weinstuben (Villach)

"Warum sitzen die Klagenfurter so oft auf dem Wirtshausdach?" – Als Stammseher oder -seherin des Villacher Faschings sollten Sie die Antwort eigentlich wissen: Weil der Wirt gesagt hat, die Runde geht aufs Haus. Die Villacher, ihrem Selbstverständnis nach wesentlich klüger als die Klagenfurter, sieht man indessen niemals am Wirtshausdach, dafür umso öfter darunter — und da in wiederum immer öfter in den "Urbani-Stuben" sitzen.

Einer der Hauptgründe dafür ist die 23jährige Patricia Kaspar, die schon als 16jähriger Lehrling dadurch Furore machte, dass sie sich frech für die Kocholympiade in Erfurt anmeldete und dort prompt eine Bronzemedaille errang. Ihre kulinarischen Wanderjahre verbrachte die fesche Patricia in österreichischen Top-Betrieben wie dem Arlberg-Hospiz und der Salzburger "Riedenburg". In London hatte die selbstbewusste Kärntnerin mit Weltklasse-Koch Tom Aikens dann eine kleine Auseinandersetzung in Sachen Gender-Mainstreaming — und fand sich plötzlich in der Sushibar des Londoner Luxusasiaten "Nobu" beim Algenwickeln und Butterfischschnitzen wieder.

"In dieser Sushibar habe ich mehr gelernt als in so manchem Michelinrestaurant", sagt sie heute. Von der asiatischen Kochkunst hat sie sich allerdings eher die Disziplin als die Rezepte abgeschaut. Denn ein "Mix-Max-Stil" ist das letzte, was sie ihren Gästen bieten möchte. Gemeinsam mit Co-Küchenchef Thomas Unterberger setzt die Villacherin an diesem kulinarischen Schnittpunkt der Alpe-Adria-Achse vielmehr auf eine gelungene Melange aus österreichischer Gebirgs- und mediterraner Fischküche. Bei der Speisekartenzusammenstellung liebt sie einfache, klare Linien. Hinter einem Gericht namens "Petersilie" verbirgt sich etwa purer, verflüssigter Wurzelgeschmack in Gestalt eines Schaumsüppchens.

"Hummer & Pasta" gibt's nur, wenn tatsächlich ein wilder Hummer in den Villacher Reusen gegangen ist. Denn mit zweitklassiger Ware gibt sich die ehrgeizige Patricia erst gar nicht ab, was auch für ihren Umgang mit anderen Edelprodukten vom Octopus bis zum Hochlandrind und die vorzügliche Dessertküche gilt. Patricias kongeniale Partnerin im Service ist Schwester Michaela, die trotz Jus- und BWL- Studium Papas Familienbetrieb treu bleibt. Seit die beiden Töchter wieder im Haus sind, boomen die "Urbani-Stuben" so sehr, dass Michael Kaspar, der Tochter Patricia das Kochen beigebracht hat, fast eifersüchtig werden könnte: "Wir haben doch auch schon vorher toll gekocht", sagt er. Doch die beiden Töchter beruhigen ihn gleich wieder: "Keine Bange, Papa, du bleibst der Chef!"

Christoph Wagner

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