Wonka (D - Nürnberg)

Christian Wonka scheint mir zu bescheiden. Er sollte sich noch mehr trauen, dann würde sein Lokal aber so was von zünden ... aber man soll nicht unbescheiden sein und schreiben, dass bei ihm wirklich alle Gerichte ganz ausgezeichnet, zum Teil einzigartig waren. In der Zubereitung, der Anordnung, in ihrer Stimmigkeit - Christian Wonka steht meines Erachtens für einen vorsichtigen Zugang zu den Dingen. Das Lokal ist frei von optischer Last, die Karte für einen 16-Punkter sehr unaufgeregt und er selbst im Service ebenso. Die Küche ist unglaublich klein, grad einmal zwei Köche arbeiten einsehbar darin. Es ist aber keine Schauküche. Herr Wonka ist selbst Koch, gibt aber den servierenden Patron. Ob das nur wegen der Krise so ist, wollte ich ihn nicht fragen.

Zum Wesentlichen - den Gerichten:

Das 6-Gang Menü zu 84,- Euro

Als Aperitif ein Sekt mit Thymianessenz - spannend, mutig, gelungen - der lässt einen nicht so schnell wieder los, die Aromen sind auf eine ganz eigene Weise stimmig. Dazu zweierlei hausgemachtes Brot mit Salamibutter.

Amuse gueule: Eine Buttermilch-Limonen-Kaltschale mit Zitronenmelisse und Garnele, fein stimmig aromatisiert. Von der Idee (anfangs noch frisch, leicht säuerlich, dezent) über die Anrichtform bis zur Zusammenstellung der Aromen perfekt.

Perlhuhnbrust an Steinpilze und Petersilienpesto: Pilze super knackig, dazu Rotebeetesprossen. Einfach gut.

Loup de mer an Ananassalat und Hibiskuscurry: Der Salat sensationell, der Fisch daneben hat die Aromen nicht getragen. Fisch zwar extrem saftig, aber die Haut überwürzt/verbrannt.

Thunfisch mit Ratatouille: Der Fisch sensationell mit schwarzem Knuspersalz gewürzt und komplett rosa. No na, aber die Ratatouille: Die wurde in ihre Bestandteile zerlegt und in unterschiedlichen Darreichungsformen präsentiert. Creme von Gelbem Paprika, daneben ein Stück gegarter Roter Paprika, Zucchinisalat, fritierte Aubergine, Ofenparadeiser - mit Pesto überzogen ... mehr optisch denn gustatorisch überwältigend, eine nette Spielerei, mehr nicht.

Reh auf Pfifferlinge und Polenta: Das Fleisch extrem weich, süß, dezent lebrig ... sehr unaufgeregt und gut.

Schafsfrischkäse mit Wassermelone: Klingt unspektakulär, war jedoch die Krönung der Speisenfolge. Eine angegrillte Scheibe Wassermelone, belegt mit Schafkäse, der mit ein wenig Honigmelone versetzt ist, und - und das war der Hammer - mit gerösteten Zwiebeln oben drauf. Diese Mischung aus süß-nass-fasrig, salzig-trocken-cremig und bitter-knusprig entfachte genau jenes Feuerwerk am Gaumen, das ich immer suche und ersehne. Dass dieses Gericht ebenso perfekt aromatisiert war, ist selbstverständlich.

Kräuterbiskuit mit Erdbeeren und Pfefferparfait und Petits fours beschlossen den Abend.


A la carte kamen noch hinzu:

Vorspeise Schweinebauch mit grünem Curry und Erdnüssen 15,-
Saftiges Fleisch, knackige Kruspel, gegrillte weisse Zwiebel, Korianderpesto ... ganz ausgezeichnet. Das Curry in Törtchenform - großartig!

Geschmorte Kalbsbacke auf Polenta und Möhren 25,-
Unaufgeregt, gut, straight.


Getrunken haben wir in erster Linie Weine vom Weingut Zehnthof Theo Luckert, aus dem atemberaubend schönem Sulzfeld am Main. Speziell der 2009er Silvaner Alte Reben aus dem Bockbeutel war uns ein formidabler Speisenbegleiter. Luckerts arbeiten gerne mit der Spontanvergärung, vielleicht liegt es an dieser, dass wir mit dem Bouquet der Weine nicht ganz zurecht kamen. Aber der Silvaner hat uns at last überzeugt.
www.weingut-zehnthof.de


Herr Wonka ist ein liebenswerter Gastgeber, Gesprächspartner und lebt den Dienstleistungsgedanken bis in die Haarspitzen. Sein Lokal schafft einen unbeschwerten Hochgenuss in jeder Hinsicht, 254,- vor Trinkgeld sind kein Euro zuviel a deux.

Gregor Fauma

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