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Zur Steirerkuchl (Türnitz)

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Von allen Bundesländerküchen hat die steirische - man denke an das Steirereck, die Steirer Stuben oder das Steirerstöckl in Wien - die spürbarste Tendenz, über ihre Grenzen hinauszuwachsen. Sie gleicht darin der Toskana, die viele ihrer gastronomischen Glanzpunkte weit abseits von Siena, Montepulciano und Florenz hat.

So ist es denn auch kein Widerspruch, wenn ich Freunde genuin-steirischer Gastlichkeit heute nicht nach Stainz, Gamlitz oder Straden, sondern mitten in die niederösterreichischen Eisenwurzen schicke. Dort breitet sich nämlich das Reich der Maria Pfeffer aus, einer aus dem oststeirischen Weiler Petzelsdorf bei Fehring gebürtigen Frau Holle, die ihre Märchenwiesen und Zauberwälder hoch über dem Traisental pflegt. Ihre beiden Töchter Sabine und Sonja sind allerdings (obwohl die eine blond und die andere schwarz ist) keineswegs Goldmarie und Pechmarie, sondern durchaus zwei Goldmädchen, die - unter der Woche erfolgreich in der Versicherungsbranche tätig - an den Wochenenden zu Mamas guten Küchengeistern mutieren und alles, was da rundum blüht und gedeiht oder von Lämmern und Ziegen bis hin zum von Papa Pfeffer erlegten Wild über Wiesen und Felder fleucht, den wundersamsten kulinarischen Verwandlungsprozessen unterziehen.

Die Steirerkuchl ist dennoch kein "Gegessen-wird-was-auf-den-Tisch-kommt"-Lokal, sondern eine gemütliche Gaststube, in der man unbedingt reservieren sollte, um in den Genuss einer kleinen, absolut feinen Auswahl von Tagesgerichten zu gelangen, in denen (von Salz und Pfeffer einmal abgesehen) so gut wie alles hausgepflückt oder –gemacht ist: der Röhrlsalat und die Gundelrebe, das Mangoldpesto und der Dirndl(Kornellkirschen-)essig, die "aufgehat'n Woazenen" (Maisnockerln) in der Knoblauchsuppe oder das Ziegenmilchjoghurt zum Almkräuterstrudel.

Mama Pfeffer trägt ihr Temperament bereits im Familiennamen und weiß auch beredt zu verteidigen, warum sie "fürs Neumodische" nicht viel übrig hat. Konsequenter Weise bleibt ihr Rehfilet mürb und saftig, ohne dabei die "Gefahrenzone" des Rosigen zu streifen. Und auf Althergebrachtes wie Weinrahmstrauben, Erdäpfelsterz und Sonntagsstriezel mit Häferlkaffee ist hier ebenso Verlass wie auf Alpenpanorama mit Badeteich und eine kleine, in einer Viertelstunde zu Fuß erreichbare Almhütte mit Nächtigungsmöglichkeit.

Wirklich stimmig ist das "pfeffrige" Idyll allerdings erst, seit Frau Holle darauf verzichtet, die beiden Wohnungen auf ihrem Bauernhof zu vermieten: "Komisch", sagt Maria Pfeffer, "die Familien, die darin wohnten, haben sich nie wirklich miteinander verstanden." Klar. Wer teilt schon gerne ein Idyll?

Christoph Wagner

4 Kritiken | Kritik verfassen

Speising sagt

empfehlenswert

empfohlen am 20.09.06 @ 08:03

Adresse

Raxenbachrotte 13
3184 Türnitz
Telefon: 0 27 69.82 12

Ruhetag(e): Mo, Di, Mi
Küchenzeiten: 11-14, 17-21 Uhr; Betriebsferien: variabel
Menüpreis: €€

Inhaber: Maria Pfeffer
Küchenchef: Maria Pfeffer
Besonderheiten: Zufahrt: A1 Abfahrt St. Pölten, B20 Richtung Mariazell, Lilienfeld, Freiland, bei Lehenrotte (kurz vor Türnitz) rechts abbiegen und der Beschilderung folgen

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