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ITALIEN VEGETARISCH
Katharina Seiser did it again ...
07.10.14 @ 21:42
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Ich liebe Märkte - für deren Flair. Für die Atmosphäre, die es früher in den urigen bis tiefen Martktschocherln gab. Ich mag Märkte trotz der Zitronengrasschnitzerhütten voller prätentiös lächelnder Urbanisten, die sich dort neben ihrem Fixie richtig inszeniert fühlen. Aber einkaufen gehe ich dann doch lieber in Supermärkte. Und das am besten in Italien. Das Geilste an Italien sind die Supermercati. Sie haben oft am Sonntag offen, dafür am Mittwoch zu. Und sie haben etwas, das es in Österreich nicht gibt: Eine Gemüseauswahl. Eine Gemüseauswahl, die alles Hiesige sprengt. Zwar importieren auch die heimischen Markttandler vom importierenden Großhändler, doch scheinen die Italiener das beste Gemüse für sich zu behalten und nur die dritte Qualität zu exportieren. Anders kann ich mir das nicht erklären. Alleine die Auswahl an Salatköpfen, Salatstauden und Salatblättern ist schon einzigartig, die Bandbreite an Zucchinisorten und Melanzanivarietäten lassen den Mund weit offen stehen. Das Auge kann man jedoch täuschen. Nicht so den Geschmack - und wer in Italien Gemüse isst, weiß, wie Pflanzen schmecken können. Schon einmal die roten Zwiebel aus Tropea probiert? Die kannst essen wie einen Apfel ...
Und weil mit vollen Hosen gut stinken ist, hat Katharina Seiser ihr drittes "Vegetarisch" in die Buchläden gezaubert. Mit an Bord und für die Rezeptsammlung verantwortlich ist diesmal Claudio Del Principe, Texter - Foodie - Blogger. Und, sorpresa sorpresa, das Buch heißt ITALIEN VEGETARISCH.
Ich muss ein Kochbuch immer beschnuppern. Das fängt an mit den Händen, die das Gewicht messen, abwägen, setzt sich mit den Fingern fort, die tastend über den Einband fahren (ist er eventuell geprägt?) und hochkritisch rückmelden, ob das Buch den so wichtigen Haptiktest besteht. Ein Kochbuch, das sich nicht gut anfühlt, das sich nicht gut wiegt, das möglicherweise rutscht oder nicht von saugender Textur ist - ist durchgefallen. ITALIEN VEGETARISCH besteht den Test mit Bravour. Ich habe sofort das Gefühl, dass dieses Buch schon meine Oma, meine Mutter und Vater in den Händen hatten - und benutzten. Es passt wie angegossen, die Seiten öffnen sich leicht und bleiben auch bei einhändiger Nutzung dort geöffnet, wo man es auch aufgeschlagen haben will. Keine Selbstverständlichkeit, a parte ciò.
Und dann geht es schon los, es reihen sich Klassiker an Klassikerinnen. Insalate caprese jagt Gemüselasagne, Pici mit Brotbröseln folgen den Kürbis-Tortelli und Gnocchi alla Romana stehen in der Nähe von Pappa al Pomodoro. Die Jahreszeiten geben dem Buch Struktur, das Kapitel Jederzeit beherbergt die wichtigen Basisrezepte wie jenes für Lievito madre (Mutterhefe), Gemüsesuppe und Kichererbsensalat.
Was soll ich sagen? Ein Buch so vertraut wie ein gut eingetragener Wintermantel, und doch neu. Das ist seine Stärke. ITALIEN VEGETARISCH ist ein neues Basiswerk für sich gerade für das Kochen Begeisternde. Und es ist ein nettes nice-to-have für jene, die schon Laufmeter über Laufmeter zur Italienischen Küche ihr eigen nennen.
Wunschlos glücklich? Nahezu. Die Sprache ist an den viel größeren, deutschen Markt angepasst. Blumenkohl, Wirsing, Brühe ... das entrückt mir Italien ein wenig und ich muss den klein und kursiv gesetzten Originalnamen gleich zweimal und das laut vorlesen. Die Fotos empfinde ich fast steril, technisch zu perfekt und überinszeniert. Eine Pizza muss dampfen, Olivenöl darauf muss glänzen. Gerade die klassische Italienische Küche schert sich nämlich un cazzo ums Anrichten. Das wünschte ich mir lässiger, mit mehr Italianità.
Super Kochbuch, tolles Geschenk, wichtiges Standardwerk für die kommenden zehn Jahre.
Gregor Fauma
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