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Schneckenpost
13.06.05 @ 19:48
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Dem Grazer Leopold Stocker Verlag gebührt für seine jüngste Publikation ein kulinarischer Maria-Theresien-Orden. Kein anderer (zumindest kein deutschsprachiger) Kochbuchverlag würde es wagen, einem so "ausgerissenen" Minderheitenthema wie Schnecken einen derart opulenten Band zu widmen. Mit Gerd Wolfgang Sievers steht ein profunder Koch und Genießer der klassischen Schule als Autor zur Verfügung. Und mit Ulrike Köb hat man eine Vertreterin der Königsliga der modernen Food-Fotografie bemüht.
Kurzum: Das Buch ist ein Augenschmaus, und man muss schon wirklich ein abgebrühter Schneckenverweigerer sein, um die Rezepte und Stillifes von Schnecken mit Grünen Linsen und Kalbszungen, Conejo e caracoles al ajillo, Abalone-Sashimi oder Ragout Fin von Weinbergschnecken und Kalbfleisch nicht appetitlich zu finden.
Wie Sie sehen, oute ich mich mit dieser Beschreibung selbst als Schnecken-Aficionado, und ich kann, ehrlich gesagt, nicht recht verstehen, warum die weichen Köstlichkeiten in den harten Schalen von Jahr zu Jahr mehr aus der Mode kommen. Ihr Genuss ist keineswegs politisch inkorrekt (da halte ich das weit weniger verfemte Verschlingen von lebendigen Austern schon eher für problematisch). Obendrein sind Schnecken absolut kalorienarm und enthalten — bei fast fünfmal mehr Protein als Rindfleisch — null Cholesterin. Ihr mangelndes Image hierzulande verdanken die Schnecken wohl vor allem der Tatsache, dass sie nach dem Zweiten Weltkrieg von Kindern in den Weinbergen gesammelt wurden und als "Armeleutenahrung" galten.
Christoph Wagner
Gerd W. Sievers: Schneckenkochbuch
Leopold Stocker Verlag, 250 S., 41,10 Euro
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