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Roland Velichs Moric von Robert Parker jun. ausgezeichnet
26.11.06 @ 08:29
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Roland Velich konnte es kaum fassen. Dass unter Österreichs besten Weinen, die der "Wine Advocate" von Robert Parker jun. alljährlich kürt, auch etliche vom Weingut, das er gemeinsam mit Bruder Heinz in Apetlon betreibt, sein würden, damit hatte er wohl gerechnet. Dass Weinpapst Parker und sein europäischer Statthalter David Schildknecht seiner Welschriesling Trockenbeerenauslese 95 von 100 Punkten geben würde, war für Velich fast vorhersehbar. Dass der 04er Tiglat-Chardonnay, der Stolz des Hauses, mit 91 gerade die 90er Marke überschritt, während Wachauer Rieslinge bis zu 98 Punkten einfuhren, verwunderte den Burgenländer auch nicht. (Velich im O-Ton: "Was Chardonnays betrifft, sind die Amerikaner etwas eigen.") Dass aber Velichs jüngstes Kind namens "Moric" sich mit 94 Punkten plötzlich im Spitzenfeld der internationalen Rotweinwelt wiederfand, das grenzte fast an ein Wunder.
Zur roten 94er Karte greift Mister Parker, dessen Punkte in der Weinwelt etwa soviel gelten wie der NASDAQ unter Börsianern, nämlich nur ganz selten, etwa wenn er einen Lafite Rothschild 2002, einen 97er Dominus aus Napa Valley, einen 86er Haut-Brion oder einen Gruaud Larose 2000 preisen will.
Was ist "Moric"? Zunächst einmal ein Kind austro-hungarischer Verbundenheit, die es bereits in seiner Schreibweise verkündet. Zudem aber auch das Produkt der Sehnsucht, "endlich einmal einen burgenländischen Rotwein zu machen, bei dem man schon beim ersten Hineinriechen das Burgenland schmeckt." Die Sortenfrage war also geklärt: Es konnte sich nur um Blaufränkisch handeln, jene tückische, in Ungarn auch Kekfrankos genannte Rebsorte, deren charakterliche Bandbreite vom freundlichen Pinscher bis zum wilden Bluthund reicht. Sobald man dem Blaufränkisch eine gewisse Süße zu entlocken glaubt, meldet sich auch schon die Säure zu Wort. Kaum konzediert man ihm Charme, beginnen seine Tannine wie Vampyrfledermäuse, kleine Wunden in die Mundhöhle zu beißen.
Roland Velich weiß das alles, widerspricht aber aus voller Überzeugung der Meinung, dass Blaufränkisch niemals elegant sein könne. Das stimme nur, wenn die Erträge zu hoch seien. Sobald man aber, wie er dies in Neckenmarkt und Lutzmannsburg mache, nur vier bis fünf Trauben am Stock lasse, sei das genaue Gegenteil der Fall: "Da verschwindet alle Rustikalität und der Blaufränkisch entwickelt mit seiner üppigen Frucht und dem pikanten Säurehaken am Gaumen die Eleganz aller Nordweine, wodurch der Blaufränkisch dem Pinot Noir ebenbürtig wird."
Weine aus wärmeren Regionen, so ist Velich überzeugt, lassen sich nur "horizontal genießen. Alle positiven Eigenschaften erschließen sich gleichzeitig und sind schnell wieder verschwunden. Nordweine hingegen vermitteln vertikale Geschmackserlebnisse. Sie lassen sich nur nach und nach entschlüsseln — und werden dabei immer besser."
Für Parker & Schildknecht ist Velichs Neckenmarkter Moric 04 "ein saumloses, süßes, funkelndes, saftiges, würziges Ganzes mit einem so herben, dichten Brombeercharakter", dass sie sich nicht erinnern, "so etwas jemals in Österreich oder irgendwo sonst gekostet zu haben." Die hochbezahlten Gaumen der beiden Herren scheinen jedenfalls vertikal zu sein.
Weingut Velich (Moric)
Seeufergasse 12
7143 Apetlon
Tel: 02175/3187
www.velich.at
Christoph Wagner
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