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Winzerporträt: Franz Hirtzberger

28.01.07 @ 08:34

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© Franz Hirtzberger/Jellasitz

Es ist wohl kaum zu überbieten, was Franz Hirtzberger aus dem Jahr 2005 in die Flasche gebracht hat. Riesling Smaragd Singerriedel und Grüner Veltliner Smaragd Honivogl sind brilliante Weine mit gewaltigem Potenzial. Die führenden österreichischen Weinkritiker überschlugen sich mit Lobeshymnen und sogar die magischen 100 Punkte werden den beiden Weinen nach einiger Reife zugetraut. Hirtzberger selbst gibt sich bescheiden und betont, dass er lediglich Weine machen will, die keiner nachmachen kann.

Die Familie Hirtzberger aus Spitz bewirtschaftet 20 Hektar der besten Lagen in der Wachau. Die bekanntesten Rieden sind die bereits erwähnten Singerriedel und Honivogl, aber auch Hochrain, Axpoint, Setzberg, Rotes Tor und Pluris sind Nährboden für hervorragende Qualitäten. Mit 45 Prozent Grünem Veltliner und 40 Prozent Riesling sind die Schwerpunkte klar umrissen, dazu kommen Weißburgunder, Grauburgunder, Muskateller und Neuburger. Auf Rotwein wird zur Gänze verzichtet.

Hirtzbergers Philosophie klingt sehr einfach, er will aus jedem Weingarten das beste holen. Das will zwar jeder Winzer, aber ihm gelingt es auch. Hirtzberger macht terroirgeprägte Weine, die ihm niemand nachmachen kann. Bei der Lese wird sorgfälgtigst selektiert, nur beste Traubenqualität kann zum besten Wein werden. Im Keller pflegt der Wachauer das "kontrollierte Nichtstun" - wenige Eingriffe zu den richtigen Zeitpunkten. Der Wein wird nicht geschönt, es wird so wenig Schwefel wie möglich verwendet und auf Barrique wird gänzlich verzichtet. Die Weine müssen gesund und bekömmlich sein. "Wir wollen keine internationale Stilistik nachmachen, holen aber trotzdem gerne internationale Anerkennung".

Der Stolz des Hauses ist der Riesling Singerriedel, von dem es schon viele legendäre Jahrgänge gab, die wie behütete Schätze in den österreichischen Weinkellern lagern. Der 2005er wurde bis Mitte November gelesen und ist sehr konzentriert, mit feinen Steinobsttönen und mineralischer Prägung. Seine volle Reife wird er allerdings erst in den nächsten zwei bis drei Jahren erreichen. Falstaff verlieh ihm im Frühsommer 2006 schon 98 Punkte und prophezeite 100 bei etwas mehr Reife.

Zum allgemeinen Trend zu biologischer Bewirtschaftung meinte Hirtzberger, dass das sehr erfreulich und zu befürworten sei, auch wenn der momentane Impuls sehr auf Werbung aufgebaut wäre. Er selbst arbeite nach den Richtlinien des "Codex Wachau", wonach die Weine möglichst naturbelassen verarbeitet werden. Das einzige was ihn von den Bio-Betrieben unterscheide, sei dass er sehr wohl Pflanzenschutz mit synthetischen Mitteln betreibe.

Der Herkunftsschutz nach dem DAC-Prinzip ist für den Vorstand der Vinea Wachau zwar sehr interessant, aber in seiner momentanen Form für die Wachau zu ungenau. Der Gebietsschutz sei durch Tankverkäufe nicht weitreichend genug. Hirtzberger schwört auf die traditionelle Wachauer Einteilung Steinfeder - Federspiel - Smaragd, die ihm zufolge auch international anerkannt sei und somit auch ausreichend bekannt.

Die zwei ertragsschwachen Jahrgänge 2005 und 2006 seien für die Wachauer Qualitätsbetriebe kein Problem. Hirtzberger predigt die Konzentration auf den höherpreisigen Markt, dann seien auch Mengenschwankungen kein Problem. Betroffen seien im Moment vor allem Traubenlieferanten und Nebenerwerbswinzer, die mit Einbußen zu kämpfen haben.

Der Siegeszug der Alternativverschlüsse und vor allem des Schraubers macht auch vor den Wachauer Traditionalisten keinen Halt. Allerdings beschränken sich die Winzer dabei auf die Kategorien Steinfeder und Federspiel. Für das Top-Segment Smaragd gelte nach wie vor die verbindliche Vorschrift des 49 Millimeter langen Naturkorken. Es werden aber umfangreiche Langzeittests gemacht und die Wachauer Leitbetriebe beobachten die Entwicklung genau.

Für Ausflügler nach Spitz empfiehlt Hirtzberger das Gasthaus Prankl im Alten Schiffmeisterhaus. Und in der näheren Umgebung gebe es ebenfalls hervorragende Restaurrants - den Florianihof in Wösendorf, Jamek in Joching, den Prandtauerhof in Weißenkirchen und "natürlich" das Landhaus Bacher in Mautern.

Nach getaner Arbeit genießt Franz Hirtzberger gerne ein Glas Riesling von seinem Kollegen Künstler aus Hochheim im Rheingau. Und in rot darf's auch mal ein Chateau Margaux sein, oder auch Weine von Kollwentz und Feiler-Artinger aus dem Burgenland.

Webtipps
www.hirtzberger.com
www.vinea-wachau.at
www.arbeitskreis-wachau.at

Bernhard Degen
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