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Schimpfwort Gourmet?

07.02.07 @ 20:49

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"Hände weg von den Pariser Gourmetlokalen!", beschwor mich unlängst ein alter Feinschmeckerfreund, dem man im Dreisterner "Ambroisie" für ein "Kalbskotelett à deux" 195 Euro abgenommen hatte. Und bei meinem geschätzten Kollegen Julian Schütt von der Zürcher Weltwoche las ich: "Gourmet — ein Schimpfwort, das auf die Besucherzahlen eines Lokales drückt." Was aber macht den Gourmet plötzlich so anstößig?

Im Frankreich des 19. Jahrhunderts war er noch Weinkenner (während der Speisenkenner Gourmand hieß und meist etwas fülliger war). Später geriet der Gourmet in den Ruf des heiklen Snobs und mittlerweile auch in den Verdacht des politisch unkorrekten Hummerkillers oder gewissenlosen Stopflebervertilgers. Seit "Gourmet" auch als Katzenfuttermarke Weltruhm erlangte, kann alles und jedes "à la gourmandise" sein.

Vielleicht sollten wir uns daher wieder einmal der Ursprünge des Genießens beim griechischen Philosophen Epikur besinnen, der von einem "Weisen" sprach, "der bei einer Speise nicht die größte Portion vorzieht, sondern das Wohlschmeckendste, und der daher auf dieser Welt auch nicht eine möglichst lange, sondern eine möglichst angenehme Zeit zu genießen gedenkt."

Christoph Wagner

3 Kommentare | Kommentar abgeben

kubse, 14.02.07 @ 21:53

Liebe Andrea,
lässt du mir bei Gelegenheit diese Literaturliste zukommen? Bin ja total unterfordert, hat mir meine Frau grad gesagt... ;-)

AndreaRiegl, 11.02.07 @ 18:52

Lieber Christoph,
bei meiner Recherche zur Literaturliste "Was man als Speisinger gelesen haben sollte..." wollte ich das unentbehrliche Werk "Bluff Your Way in Gourmet Cooking" nicht unerwähnt lassen und habe nachgeschaut, ob es noch auf Amazon verfügbar ist.
Ist es.
Amazon, nie faul beim Auswerten der Userprofile, zaubert dann gleich ein paar weitere Vorschläge aus der Datenbank, u.a. Kraft Mac (bedeutet Macaroni) & Cheese in der Plastiktasse. Wasser dazu, und schon ist das Gourmet-Food fertig.

Menschen, die nach diesem Essen gekotzt haben, werden auch sicher bei .... kotzen, oder so.

dfw, 09.02.07 @ 02:32

Der Begriffsinhalt in der Bezeichnung Gourmet bleibt der gleiche; ob der des französischen 19. Jahrhunderts oder der von Epikur. Wenn wir es also zulassen, daß ein Hummervertilger und Gänsestopfleberfresser auch als ein Gourmet bezeichnet wird, dann sind wir selbst schuld. Der ist dann halt ein Snob, aber kein Gourmet. Und wenn ein Lokal die Ansprüche eines Gourmets (im eigentlichen Sinn des Wortes) nicht erfüllt, dann ist es halt kein Gourmetlokal sondern ein Snoblokal; oder eine Abzocke. Und die, die sich dort verköstigen um 195 EUR sind halt Idioten, vom griechischen "idiotes"; ich glaub, das sind die Unwissenden.

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