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Winzerporträt: Familie Gross
08.05.07 @ 20:02
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Das Weingut Gross ist ein idealtypischer Familienbetrieb, der Vorlage für eine Hollywood-Saga à la Falcon Crest sein könnte. Aber nicht weil eine Intrige die andere jagt, sondern weil die Geschichte der Weinbau-Familie bereits 100 Jahre andauert und die dynastischen Verästelungen nahezu die ganze Südsteiermark abdecken. Alois Gross und seine Söhne Johannes und Michael bewirtschaften rund 25 Hektar um den Stammbetrieb bei Ratsch an der Weinstraße - aber das ist noch lange nicht alles...
Die Kernfamilie bearbeitet die berühmten Lagen Nussberg und Sulz. Seine Schwägerin besitzt Rebflächen am Kittenberg im Sausal und seine Cousine am Gamitzberg in Steinbach. Diese Weingärten werden in Abstimmung mit dem Stammhaus bewirtschaftet und das Traubenmaterial wird nach Ratsch geliefert, wo Junior Johannes Gross mit der Ernte des Jahres 2006 gerade seinen zweiten Weinjahrgang im Keller verantwortet. Insgesamt werden die Trauben von rund 50 Hektar verarbeitet, was das Weingut zu einem der größten Player in der Südsteiermark macht.
1984 übernahm Alois Gross den Betrieb von den Eltern Alois und Maria und verficht seither in Weingarten und Keller seine Qualitätsphilosophie. Seine Frau Ulrike betreut Haus und Familie und organisiert Verkauf und Marketing. Die Kinder waren von klein auf in die Arbeitsabläufe eingebunden und übernehmen nun Schritt für Schritt Verantwortung im Betrieb. Veronika studiert Werbung und Marktkommunikation, Johannes absolvierte die Weinbauschule in Klosterneuburg. Michael hat die Vino-HAK in Krems abgeschlossen und studiert jetzt Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft auf der BOKU in Wien.
Ein Viertel der Anbaufläche ist dem Welschriesling gewidmet, Sauvignon Blanc liegt mit 17 Prozent an zweiter Stelle. Um den dritten Platz rittern Weissburgunder (15%), Morillon (15%) und Muskateller (14%). Dazu kommen Grauburgunder (3%), Gewürztraminer (2%), Sämling (2%) und Zweigelt (7%). Die Rebsorten Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller sind die markantesten Weine des südsteirischen Weinlandes und werden weiter forciert. Der unverwechselbare Charakter ist auf die idealen klimatischen Bedingungen und die Bodenbeschaffenheit der Region zurückzuführen.
Das Ziel von Alois Gross ist es, aus den regionaltypischen Rebsorten der Südsteiermark die bestmöglichen Weine eines jeden Jahrgangs zu kreieren. Strenge Ertragsreduktion im Weingarten, schonende Handlese und sortengerechte Verarbeitung des Lesegutes sind wichtige Eckpfeiler dieses Strebens nach Qualität. Im Keller kommen traditionelle Ausbautechniken genauso zum Einsatz wie hochmoderne Technik.
Gross-Weine sind Botschafter ihres Jahrganges und ihrer Lage. Die klimatischen Bedingungen eines Weinjahres und die Bodenbeschaffenheit verleihen ihnen einen unverwechselbaren Charakter. Die Arbeit in Weingarten und Keller vergleicht Alois Gross gerne mit der Kindererziehung: Was braucht der Wein, um sich seinen Anlagen entsprechend bestmöglich entwickeln zu können, was ist ihm zumutbar, ohne ihn zu "überfordern"?
schenkt dem Sauvignon Blanc vom Ratscher Nussberg, der Riede auf dem das Weingut steht, besondere Aufmerksamkeit. Auf den Kalkmergelböden dieser Steilhänge findet der Sauvignon Blanc ideale Wachstumsbedingungen vor und dankt es mit einer unglaublichen, von Kräuterkomponenten dominierten Aromenfülle, einem fein-mineralischen Säurespiel und extremer Lagerfähigkeit. Die Reifung erfolgt im neuen großen Holzfass. Der Sauvignon Nussberg passt vortrefflich zu Fischgerichten, hellem Geflügel und weißem Spargel, macht aber auch als Solist eine tolle Figur.
Sauvignon Blanc Nussberg 2003 wurde im Falstaff-Guide mit hervorragenden 95 Punkten bewertet. Getoppt wurde er nur vom Sauvignon Blanc Privat 2001, der 97 Punkte erreichte. Das ist bis heute die höchste Bewertung, die je ein steirischer Wein erreichen konnte.
Der Nussberg ist eine der besten Lagen der Steiermark und ist nach Süd-Süd-Westen ausgerichtet. Wegen Hangneigungen bis zu 30° mussten sogar Terrassen angelegt werden. An den Oberhängen verleihen kalkfreie, lehmige Sandböden dem Muskateller eine ausgeprägt florale Note und verstärken dessen ohnehin intensives Fruchtbukett. An den Steilhängen fühlt sich auf Böden aus Kalksandsteinen besonders der Morillon wohl, auf den Kalkmergeln Sauvignon Blanc, Grauburgunder und Gewürztraminer. Der elegant schlanke Morillon vom Nussberg zeichnet sich durch eine würzig-rassige Säurestruktur aus, der Sauvignon Blanc besticht durch Kräuterkomponenten und ein mineralisches Säurespiel.
Die Riede Sulz ist eine nach Süd-Südwest exponierte Steillage und besteht vorwiegend aus schluffigem Lehm auf kalkhaltigem Schlier mit Sand- und Konglomerateinschlüssen. Muskateller und Sauvignon Blanc gedeihen hier vorzüglich: gebündelt, engmaschig, mineralisch-würzig, doch etwas floraler als jener vom Nussberg.
In Steinbach auf etwa 400 Metern Seehöhe liegt der Süd-Südosthang Gamitzberg mit sonnenwarmen Lehm- und kalkfreien Mergelböden. Besonders der Gewürztraminer besticht am Gaumen durch Länge und ein vielschichtiges Aromenspiel.
Auf der Riede Kittenberg, einer Süd-Südwest Hanglage im Sausal, wachsen dank Verwitterungsböden aus Tonschiefer besonders feinnervige, elegant würzige und stark mineralische Weißburgunder, Welschrieslinge und Sauvignon Blanc mit hohem Reifepotential. Die Winde der Koralpe streichen über die Weingärten des Kittenbergs und bringen kühle Nächte. Durch die daraus resultierende langsamere Reifung können die Trauben dieser besonderen Riede ein ausgeprägteres Sortenaroma entwickeln. Die Schwester und der Schwager von Ulrike Gross bewirtschaften die Rebhänge, das Traubengut wird aber im Weingut verarbeitet.
Die Familie kann stolz auf eine hundertjährige Weinbau-Geschichte zurückblicken. Und auch für die nächsten hundert Jahre ist ein solider Grundstein gesetzt. Die drei Kinder sind ebenso weinbegeistert wie ihr Vater und damit die wertvollen Lagen auch noch für die nächsten Generationen ihre Tugenden ausspielen können, wird mit den natürlichen Ressourcen sehr behutsam umgegangen. Biologische Bewirtschaftung ist für die Winzer Alois, Johannes und Michael Gross keine Marketingidee, sondern eine Lebensart.
Im Mai und Juni können jeweils Freitag und Samstag Frühlingsschmankerl auf der Terrasse des Weingutes mit einzigartigem Ausblick in die steirischen Weinberge genossen werden. Und im September und Oktober gibt es ebenso Freitag und Samstag eine herbstliche Jause.
Sonntag ist geschlossen, und da genießt Alois Gross auch mal in Ruhe einen seiner Weine. Und wenn es mal ein "fremder" sein soll, dann greift er gerne zu einem Glas Rotwein der ausgezeichneten Lage Ungerberg vom burgenländischen Winzerkollegen Paul Achs.
Webtipps
www.gross.at
www.steirischeklassik.at
Bernhard Degen
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