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Das Weinlog

26.03.07 @ 15:13

Betrüger am Werk

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Können wir noch sicher sein, dass das drin ist, was drauf steht? Die Meldungen über gefälschte Weine häufen sich und jetzt scheint man auch dem Herrn Rodenstock alias Görke auf die Schliche gekommen zu sein. Die berühmten Jefferson-Weine sind den Angaben eines Käufers zu Folge gefälscht. Da es sich hierbei um Weine handelt, die vor der französischen Revolution gemacht wurden geht es immerhin um beachtliche Summen, die dafür ausgegeben wurden und daher ermittelt das FBI.

Auch beim Weinhandel über ebay sind schon mehrere Betrugsfälle publik geworden. Die Methoden zur Überprüfung der Echtheit sind so aufwendig und kostspielig, dass sie nur für die teuresten Weine der Welt in Frage kommen. Also ein herrliches Betätigungsfeld für betrügerische Zeitgenossen, dann ein FBI-Engagement kommt nicht so bald in Frage.

Ich habe ohnedies keine so teuren Weine im Keller, dass ich Angst vor Fälschungen haben müsste. Oder sollte ich doch? Ich kaufe Wein von Winzern, denen ich vertraue. Aber kann ich wirklich wissen, dass nur nur Trauben die er selbst angebaut hat für den Wein verwendet wurden? Nein, kann ich nicht, denn jeder Winzer darf ein gewisses Maß Trauben zukaufen, ohne dass er es deklarieren muss. Aber kann ich wissen, dass nur Wein in der Flasche ist, den der Winzer meines Vertrauens auch bei sich im Betrieb vinifiziert hat? Nein kann ich auch nicht, denn wie soll ich es überprüfen? Aber wie gesagt, ich vertraue auf die Ehrlichkeit der Winzer, tut Ihr das auch?

20 Kommentare | Kommentar abgeben

OberkllnerPatzig, 03.04.07 @ 13:48

Trinken statt glauben
... ich habe mir im Zuge meiner Hobbywinzerschaft bei Prof. Redl auf der Boko eine Weinbau-VO reingezogen. Damit hat sich mein Bild vom Weinmachen stark geändert. Ich gehe seither prinzipiell davon aus, dass ein Winzer alles tut, das dem Absatz seines Weines hilft. Dabei bewegt er sich dort, wo man etwas nachweisen kann, innerhalb der Gesetze, und dort, wo ein Nachweis zu aufwendig ist, möglicherweise außerhalb. Zusätzlich ist das Weingesetz recht großzügig, was die Auszeichnung betrifft. Wer meint, dass er nur 05er Veltliner trinkt, wenn 05er Veltliner auf der Flasche steht, irrt unter Umständen. Denn so ist zB bei Weissweinen ein Zusatz von 15% "Fremdwein" und "Fremdjahr" erlaubt, bei Rowein sogar 30%.
Probiert einmal im Herbst in Stammersdorf ein paar Weintrauben aus unterschiedlichen Gärten (vorsicht) und dann die dazugehörigen Weine: Woher der Unterschied? Die Kellertechniken sind so weit fortgeschritten, dass aus einem ähnlichen Grundprodukt komplett unterschiedliche Endprodukte werden. Für mich ist das aber nicht Betrug, sondern Fortschritt.
Wenn jedoch Weinsirup aus dem Süden herangezogen wird, um flache Rote aufzupeppen, wenn sämtliche Register der synthetischen und biogenen Aromatik gezogen werden, dann vergeht mir die Laune. Aber in der Regel erfährt man es eh nicht. Sollte ein Wein aber unglaublich gut duften aber nach nur wenig schmecken, so fällt dieser Winzer bei mir durch.

-pv, 02.04.07 @ 13:48

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Schwierig das ganze. Soll also aufgeführt werden, dass Trauben zugekauft worden sind? Ab wieviel %? Oder gar fertiger Wein? Unterscheidet der Normalverbraucher hier überhaupt?

Andererseits ist's ja nix Schlimmes, wenn selbst Topwinzer ihre (sehr guten) Basisqualitäten nicht nur aus eigenen Trauben keltern. Und wenn ein burgenländischer Spitzenwinzer heuer seinen Weißburgunder zu quasi 100% aus Trauben-Zukäufen besteht, dann sollte man das schon wissen. Aber wer kann's kontrollieren?

-bd, 02.04.07 @ 12:49

Regionaltypizität
So ein Thread soll ja zum diskutieren anregen, und mir ist lieber, wir diskutieren kontrovers als gar nicht. Mir liegt nichts ferner, als "Traubenzukäufern" Betrugsabsicht zu unterstellen. Aber ich bin mir sicher, dass das Thema in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Einerseits, weil sich der vielstrapazierte Terroir-Begriff weiter in den Köpfen festsetzen wird und andererseits weil immer mehr Nachfrage nach Bio-Weinen (vereinfacht gesagt) entsteht. Da geht es dann auch um eine Lebenseinstellung, nach der ich ganzheitlich erzeugte Lebensmittel bevorzuge und genau wissen möchte woher das Produkt kommt, das ich da kaufe. Ich trau mir jetzt keine konkreten Beispiele zu nennen, aber es ist schon interessant, welche Distanzen manche Trauben zurücklegen, bis sie gepresst werden. Das hat dann mit Regionaltypizität nichts mehr zu tun.

amigo, 02.04.07 @ 09:49

no haarespalting
es liegt mir fern, auf dem i-tipferl reiten zu wollen, aber "... kann ich überprüfen, ob nur selbst angebaute trauben...?" und "kann ich überprüfen, ob selbst vinifizierter wein ...?" implizierten für mich eine vergleichbare haltung zu beiden umständen.
ad andreas biegler: betrug und machenschaften außerhalb gesetzlicher rahmenbedingungen will ich da natürlich nicht gut heißen, eh klar. finde nur diese haltung in österreich seltsam, dass nur selbst gelesene trauben die guten sein können, da steckt so unheimlich viel misstrauen dahinter. hat wohl mit der emotionalität des produktes zu tun und muss man somit in kauf nehmen ...

-bd, 29.03.07 @ 18:49

@ gut oder böse II
Vielen Dank für die Anregung zur Horizonterweiterung. Ich würde gerne anregen, mein Posting genauer zu lesen, darin steht nämlich nichts davon, dass Traubenzukauf betrügerisch wäre. Man muss ja nicht mal ins Ausland zu gehen, um Winzer zu finden, die ausschließlich mit Zukauf hervorragende Weine keltern, siehe Erwin Sabathi in der Südsteiermark.

Aber ich wüsste schon gerne, ob der Wein auch wirklich vom Winzer gemacht wurde, dessen Name am Etikett steht. Er muss dabei nicht selber putzen und kann auch Kellermeister angestellt haben. Aber der Wein soll sich so entwickeln und so reifen, wie ich es von einem bestimmten Winzer mit seiner Efahrung und seinen technischen Möglichkeiten erwarte. Und wenn dieser fertigen Wein zukauft und nur sein Pickerl drauf klebt, dann ist das eben Beschiss, wenn ich Andreas Bigler hier zitieren darf.

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