Goldene Zeiten (Wien)

Das Lokal ist von Christian Heiss geschmackvoll, zeitgemäß eingerichtet worden und bietet gegenüber dem Chinarestaurantstereotyp, der die letzten Jahrzehnte in Wien vorgeherrscht hat, eine wohltuende Abwechslung fürs Auge und für die restlichen Sinnne.

Der Service ist vermutlich typisch chinesisch, mit der Mischung aus Strenge und asiatischem Dauerlächeln kann vermutlich nicht jeder etwas anfangen.

Dies alles rückt aber gegenüber dem Essen in den Hintergrund. Ich habe noch nie so gut, so chinesisch gegessen wie in diesem Lokal. Von der mit Spargel und Käse gefüllten aufgeknusperten Frühlingsrolle, die noch dazu kunstvoll auf dem Teller erscheint, bis zum sonst faden Tofu, der mittels Knoblauch, Ingwer und Tempurateig zu einem Geschmacksfeuerwerk wird, bis hin zum feurigen Glasnudelsalat mit der richtigen Portion Koriander, hier werden die Vorspeisen asiatisch und originär, ohne jedweden Geschmacksverstärker zubereitet.

Dim-Sum mit Bärlauch-Fleisch, oder mit Garnelen-Ingwer, etwas zu schleimige Konsistenz des Teiges, aber göttliche Füllung.

Die Hauptspeisen lassen einen endgültig die Chinarestaurantromantik der vergangenen Jahre vergessen und holen einen ins Jetzt und Hier: Mit einem halb geknusperten Hühnchen, oder war es ein halbes knuspriges Hühnchen, oder kunstvoll gezwirbelte Mandel-Huhnondulate, ein Traum.

Leider gleite ich zusehends in zu viele Superlative ab, allerdings fällt dies hier auch relativ einfach.

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