Gourmetrestaurant Toni M. (Feuersbrunn)

Vier Personen im Service, eine Handvoll Köche und acht Gäste stellten an diesem Abend die Protagonisten dar. Die Bühne: Ein Innenhof, hübsch hergerichtet, aber schon ziemlich abgenutzt, abgeschlagen, abgegriffen; ebenso die Korbsessel, deren große Zeit schon lange vorüber scheint. Die geringe Zahl der Gäste und der optische Eindruck hinterlassen da ein deutliches Endzeitgefühl.
Wie leider üblich, bedeutet geringe Gästezahl auch geringes Engagement - und dafür waren die Temperaturen einfach zu hoch. Ich hätte gerne früher den Durst gestillt und früher einen passenden Wein zu den Speisen bekommen.

Gruß aus der Küche
Ein Saiblingstartar mit Gurken-Wasabi-Sorbet. Leicht, kalt, erfrischend. Das Wasabi-Sorbet hat sowohl die Gurke wie aúch den Saibling komplett überlagert, das war nicht sehr stimmig. Das Tartar selbst war ausgezeichnet.
Der Rote Veltliner, Mörwald, war zu flach, zu muffig.

Vorspeise
Das Gänseleber-Parfait mit Cassis-Gelée war gut, das Mandelöl passte hervorragend dazu, das Brioche empfinde ich als stets zu fetten Begleiter.
Der Grüne Veltliner "Christoph", Mörwald, glänzte als sich zurücknehmender Speisenbegleiter.

Gruß Zwo
DER HAMMER. Endlich. Ein wachsweich pochiertes Ei, auf Kräuterspinat, sensationell knackigen Eierschwammerln, zart umsponnen von einem leichten Kokosmilchschaum, mit einem Stück Prosciutto salzig garniert. Genau wegen solcher Aromen-Vermählungen, die dann auch noch den Sex ihres Lebens mit einander haben, bevor sie für immer im ewigen Elysium der Erinnerung aufgehen, genau wegen solchen Gerichten tu ich mir das alles an. Und es ist es wert. Und, by the way, nicht nur die Aromen, sondern auch die Konsistenzen tanzten Pogo am Gaumen. Warum nicht gleich so, warum nur dieses eine Gericht?

Hauptgang Eins
Eine Zander-Supreme mit Kürbistrüffelhonigsauce - mir ein wenig zu durch gegart, sonst wirklich gut. Halt ein Cooldowner nach dem herrlichen Ei.
Der Sauvignon blanc, Mörwald, will die erste Geige spielen, und das am besten alleine. Also kein Speisenbegleiter, sondern ein egozentrischer Heuaufguss, Grasschnitt und Brennesselhaldentee.

Hauptgang Zwo
Ein butterweicher Rehrücken, flankiert von Karfiolflankerln, mit ein wenig Weichsel-Schokojus und Eierschwammerln, hat war handwerklich tadellos zubereitet und gut von den dichtfruchtigen Aromentropfen am Teller getragen. Auch gut. Kann ich bitte noch ein Ei haben?

Dessert
Der Nachtisch hinterließ keine Spuren. Ein Valrhona-Soufflée mit Tonkabohneneis. Nicht der Rede wert.

Vom Tisch aus kann man den Köchen durch die großen Fenster beim Arbeiten zusehen und sich von deren Ruhe durchaus anstecken lassen. Nach drei Stunden konnte dann der Lehrling schon ganz passabel Räucherlachsstanitzel drehen. Weniger ansprechend ist aber auch der Blick direkt in die Abwasch. Da stapeln sich rote Transportbox, Mistsäcke usw ... auf jeden Fall kein schöner Anblick.

In Summe: Gut, zum Teil ganz ausgezeichnet gegessen, durchaus freundlich bedient worden und auch ganz nett gesessen. Wäre nicht das ganz elitäre PiPaPo samt Personenkult rund um Herrn Mörwald, wäre ich wahrscheinlich deutlich mehr angetan.
Zwei Punkte für gehobene Küche bester Qualität, zum Teil ein wenig gewollte Kombinationen und ein unvergessbares Bio-Ei.

Gregor Fauma

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