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Heidingers Gasthaus (Wien)
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So schön, ich könnte weinen vor Glück. Eigentlich und in Wahrheit kann ein altes Wiener Gasthaus nicht schöner, authentischer und gelebter sein als dieser Cherubim unter den mit Holz vertäfelten, alten Schönheiten. Und bummvoll ist es auch immer, reservieren ist Pflicht.
Zu essen gibt es Wiener Küche, gelegentlich Kärntner Küche (Festtagssuppe mit Reindling!) und manchmal auch Spezielles, wie zum Beispiel Fish and Chips aus dem Stanitzel, oder das Gebackene Gulasch. Dieses offenbart sich als wunderbarer Snack, der noch Stunden später, sagen wir so, gut ausgibt: Kaltes, gelatinöses Rindsgulasch wird in Krokettenform ausgestochen, paniert und rausgebacken. Wahnsinn.
Es gibt stets Mittagsmenüs und eine Tageskarte mit zum Beispiel drei Vorspeisen: Rindssuppe mit Wiener Einlagen, eine Tafelspitzsulz oder ein gefülltes Ei. Als Hauptspeise stehen herrlich flaumige Kalbsbutterschnitzerl mit Erdäpfelpüree und Röstzwiebel, ein Fiakergulasch, Eiernockerl mit Salat und ein perfektes Wiener Schnitzel vom Schwein mit Erdäpfelsalat zur Auswahl. Das Schweinswiener, eigentlich die Schweinswiener, denn es kommen deren zwei auf den Teller, schmeckt vorzüglich, schweindelt leicht und wird von einer perfekt soufflierten, eher gülden-hellen Panier umhüllt. Saftig ist es auch noch, also bin ich glücklich. Die extra bestellten Pommes kommen im Mini-Friteusen-Sieb auf den Tisch, sind hell und knusprig, der auf Wunsch zum reinen Gurkensalat veränderte Beilagensalat ist fein gehobelt und schön säuerlich-saftig.
Die Desserts klingen nach jenen Zeiten, als Fernsehen noch schwarzweiß war und Heinz Conrads an die Einsamen dachte: Millirahmstrudel, Powideltascherl, Mohnnudeln und Marillenpalatschinken. Zusätzlich zur Tageskarte gibt es eine Schnitzelkarte mit Cordon bleu, Pariser Schnitzel, Knoblauchschnitzel und Naturschnitzel. Huhn gibt es gebacken und gebraten, Rindfleisch wird zu Gulasch verarbeitet. Wer hier nichts findet, kann sich auch noch die mit Kreide beschriftete Tafel zeigen lassen: Da stehen dann Speisen wie Schafkäse im Speckmantel, gebratener Ziegenkäse, gebackener Emmentaler, Surschnitzel, geröstete Leber, Blunzengröstel und geröstete Eierschwammerl darauf. Seine Gänsebraten sind schlicht legendär, sagt die Legende. Die Eierschwammerln in Creme waren durch und durch knackig, das Safterl ein Traum und der Knödel von ansprechender Größe (ein Solitär) und gut flaumig.
Die Weine werden hoch über der alten Holzschank angepreist, es gibt eine gute Auswahl aus dem Weinviertel und Kremstal, darüber hinaus durchaus bemerkenswerte Gewächse im Weinkühlschrank neben dem Wimpfang (sprich: Windfang). Und Biertrinker haben es hier zum Gebackenen besonders gut, findet man doch wechselnde Spezialitäten vom Fass: das Frühlingsbier vom Haselböck, das IPA vom Xaver, das Wiener Lager vom Fass aus Schwechat, Hainfelder oder ein leichtes Märzen Schladminger. Gestern gab es ein bernstein-rötliches, unfassbar cremiges Lager vom Haselböck - ich weiß nicht, wann mir zuletzt ein Bier so gut geschmeckt hat. Einen Ringlottenschnaps oder doch einen Traminertrester hinterher? Hier gibt es alles und noch viel mehr. Heidingers Gasthaus macht schlicht rundum glücklich.
Was mich persönlich besonders freut: Die Speisen sind nicht billig. Sie haben ihren Preis, rechtfertigen diesen aber allemal. Und dieser für ein Wirtshaus recht hohe Preis wird vollkommen akzeptiert! Die Hütte brummt, dass es nur so eine Freude ist - die Gäste sind bereit, für gutes Essen auch gut zu bezahlen. Ich wünsche mir, dass andere Betriebe diesbezüglich nachziehen, sonst sehe ich nämlich schwarz für Österreichs Gastronomie.
Gregor Fauma
+
empfohlen am 07.09.16 @ 12:28
Selzergasse 38
1150 Wien
Telefon: 01 9859911
Email: wirt@heidingers.at
Ruhetag(e): Sa, So, Feiertags
Küchenzeiten: Mo-Fr 11-21.30 Uhr
Menüpreis:
Inhaber: Susanne und Robert Heidinger
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