Hostaria alla Tavernetta (I - Udine)

Ein paar Tische in der schmalen Gasse, hübsch eingedeckt, manche unter Schirmen, manche unter freiem Himmel. Angenehmes, weiches Licht, Topfpflanzen und ein leichtes Lüfterl machen die Wahl, hier zu essen, einfach.
Der Patron ist sehr präsent, "zivil" gekleidet und könnte schon am Wörthersee die Haare geschnitten oder Trainerstunden gegeben haben. Ein sehr angenehmer Gesprächspartner, der versucht, dem Gast einen möglichst gelungenen Abend zu gestalten. Ich fühlte mich gut umsorgt. Seine Mitarbeiter*innen eifern ihm darin nach.

Die Karte bietet so viel Interessantes, dass die Wahl zur Qual wird. Und als ich mich endlich entschieden hatte, entdeckte ich das "Fine Dine Menu" - was für ein Drama.
Meine erste Wahl war, auf die rohen Meeresfrüchte und Fische als Vorspeise zu verzichten, und an deren statt ein Primo und ein Secondo zu essen. Das Primo hätten die Cjarsons alla carnica sein sollen: Ein regionales Must-eat. Hausgemachte Teigtaschen aus Johannisbrotmehl, gefüllt mit Erdäpfeln, Kräutern (Minze, Melisse), Rosinen und Zimt kommen darüber.
Danach wollte ich das 24 Stunden in Essig marinierte Kaninchen in Weißwein mit gegrillter Polenta essen. Der Entscheidungsprozess war mühsam, die Alternativen höchst attraktiv. Wie so oft ein Entscheidung zwischen "Lust darauf" und "sollte gegessen werden".
Dann entdeckte ich das Monatsmenü, was ein Zurück-an-den-Start entsprach.
Antipasto:
Seespinnen-Krokette mit Saor-Eiscreme und Korianderzucchini (18): Großartig das Saor-Eis: Süß-salzig-sauer-zwiebelig, eiskalt und schön cremig - hob die eher langweilig-pappige Krokette auf das notwendige Niveau.
Primo:
Kalte Tajerin buzzara (20): Tartar aus roten Garnelen, Zitronencreme und Paradeispulver mit sehr kalten Bandnudeln, die nur aus Mehl und Dotter gemacht wurden. Eh gut.
Secondo:
Gebratener Kalmar mit Meeräschenrogen, Maispudding, Eierschwammerln, Eiercreme mit Kren (20): Auch gut.

Während ich also ein bisserl Gschisti an Gschasti aß, genoss LaGattin ein Vitello tonnato von der Tageskarte, Linguine alla busara (ausgelöst!!!) (18) und die in Refosco geschmorten Rindswangerln mit cremiger Polenta und Mais-Chips (18). Alles ganz hervorragend.

Es hätte auch noch Gänsebein, Wolfsbarschfilet, Thunfisch und diverse Steaks gegeben, für die Vegetarier*innen Melanzaniröllchen mit Gemüse-Tofu-Füllung.

Einen Gruß aus der Küche gab es auch. Ein cremiges Verhackertes mit einer Kugel Meloneneis - spitze!

Die Tavernetta wurde uns von unserer Hoteliere sehr ans Herz gelegt. Sie hatte damit recht. Ganz ruhige Gasse, tolle Mitarbeiter*innen, angenehmer Patron, hervorragende, regionale Küche und eine entsprechende Weinkarte. Kann ich nur weiterempfehlen!

Gregor Fauma

Für eine Großansicht das jeweilige Bild anklicken!

1 Kritik | Kritik verfassen

OberkllnerPatzig, 25.05.21 @ 11:48

So unfassbar gut
Samstagmittag, fast jeder Tisch belegt, gottseidank noch ein 3er für uns frei. So gemütlich dort.
Und es hat uns geschmeckt, und wie!
Die Jüdischen Artischoken auf einer Hollandaise, die mit getrockneten Kumquatwürferln kräftig gesüßt wurde. Himmlisch!
Die Cjarsons alla carnica - die friulanische Variante der Kasnudeln, so bestechend präzise abgeschmeckt zwischen süß, salzig, rauchig, schweindelig, knusprig, wohlig, zimtig ... viel zu wenig, immer ;-)
Die Bigoli mit kantabrischen Sardellen und Pinienkernen, ein bissfestes Pastawunder der Sonderklasse.
Die Parmigiana di Melanzane zum Niederknieen ... Himmel, wir hätten uns eingraben können darin.
Bestes Haus der Stadt, sag ich mal so frei von dem Fegato ...