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Steirereck im Stadtpark (Wien)
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Vor gerade einmal anderthalb Jahren war es monatelang der "Talk of the Town", das neue "Steirereck im Stadtpark". Da gab es neben halbherzigen Lobeshymnen auch echte Verrisse. Da warf der Vierteljahrundertkoch Helmut Österreicher das Hangerl — und dennoch war es kaum möglich, einen Platz unter dem Stuckhimmel zu ergattern. Allein: Die Wogen haben sich geglättet, die mit viel Einfühlungsvermögen in die Psyche betuchter Gäste renovierte Stadtpark-Meierei ist eine Zierde des regulierten Wien-Flusses. Reitbauer senior gibt souverän den Grandseigneur, das junge Ehepaar Reitbauer ist – er in der Küche, sie im Service – mit Feuereifer und Herzblut bei der Sache. Und im übrigen setzt das "Steirereck" auf das, was es schon immer am besten konnte: nämlich den Gast zu überraschen.
So gelang es selbst mir als altgedientem Berufskoster, im Laufe eines längeren Menüs folgende Zutaten zum ersten Mal in meinem Leben zu essen: getrocknete Himbeerkerne, Hibiskusblüten, Yuzu (süße Zitrone), guamaltekischen Pericon, Cacak-Zwetschken, Kap-Stachelbeeren, Elefantenfuß (Beaucarnea recurvata), klirrende Essigkristalle, kalorienlosen Stevia-Zucker, Latschenbrot und eine in Latschen geschmorte Burenziege sowie eine ungestopfte Gänseleber von mit tierpsychologischen Mitteln zum Futtern gebrachten Straßburger Gänsen, die besser schmeckte als fast jede gestopfte.
Verteilt wurden all diese kulinarischen Puzzlesteine von umsichtigen Köchen mit großer Stilsicherheit auf Gerichte, die dann etwa "Kurz gegrillter bretonischer Hummer mit jungen Zucchini und Liebstöckel", "Rehrücken mit Kaffee & Gewürzen, gelben Datteln & Steinpilzen" oder schlicht "Himbeer & Vanille" heißen und sich tatsächlich zu einem harmonischen Ganzen fügen.
So fährt man also, bei schlichtweg souveränem Service und erlesenster Wein- und Käsebegleitung, schön langsam in den "Gourmethimmel" auf, bis Sommelier Adi Schmid zuletzt einen Witz erzählt: Ein Feinschmecker stirbt und wird vor die Alternative gestellt, ob er in den Himmel oder in die Hölle kommen möchte. Er fragt, ob er beides zuvor besichtigen dürfe, und die Bitte wird ihm gewährt. Die Hölle erweist sich als veritables Schlaraffenland, in dem geschlemmt und gezecht wird, dass sich die Tische nur so biegen. Wie großartig, denkt der Gourmet, muss dann erst der Himmel sein? Dort sitzt jedoch nur ein abgemagertes Männchen mit langem Bart an einem leeren Tisch. "Gibt's denn hier im Himmel nichts zu essen?" fragt der Gourmet. Da lacht der liebe Gott: "Glaubst, wegen uns zwa koch'i?" – In diesem Sinne: Zur Hölle mit dem Steirereck!
Christoph Wagner
[siehe auch: Meierei im Steirereck]
44 Kritiken | Kritik verfassen
-hs, 08.04.05 @ 11:42
Keine Kritik, aber zur Info:
Küchenlegende Helmut Österreicher verlässt das "Steirereck"
http://derstandard.at/?url=/?id=2008264
frischpilz, 05.04.05 @ 07:30
Eine überraschende Einladung ins Steirereck erfüllt einen mit großer Vorfreude und Erwartung. Optisch ist man schnell beeindruckt. Der Tischabstand , die Akustik und die Beleuchtung sorgen für ein Wohlgefühl.Die Speisekarte hebt die Vorfreude. Die Entscheidung zwischen einem Wiener oder steirischen Menü fängt an schwer zu werden. Ein freundlicher Geist,der die Schwierigkeit der Entscheidungsfindung ahnt, schwebt heran und sagt einem,dass es kein Problem sei zwischen den Gängen hin und her zu tauschen.Amuse geule wird gereicht . Soweit zur gastronomischen und organisatorischen Spitzenklasse. Ich entschließe mich für ein Wiener Menü mit einem Pogusch-Lamm aus dem Steirermenü als Hauptgang und für die durchaus vielversprechende Weinbegleitung.Die Küchenleistung hat gegenüber dem alten Steirereck trotz Showküche und mehr Druck auf Show und Präsentation keinesfalls nachgelassen, aber auch nicht zugelegt. Es ist alles sehr brav gekocht, nahe an der Perfektion und auch kleine Fehler (hier eine eher zerfließende Gänseleber auf einem interessanten Bett aus grünen Bohnen) können passieren. Die Weinbegleitung möchte ich nochmals lobend erwähnen.Beim Wiener Menü dominiert natürlich der Wiener Wein aber sehr stimmig. Ich muss auch darauf hinweisen,dass die Weinpreise äußerst fair kalkuliert sind und das Preis-Leistungsverhältnis sowohl beim Menü als auch bei den Weinen vollkommen in Ordnung ist.
Ein Abend den man nicht so bald vergessen wird.
gourmetino, 29.01.05 @ 17:39
Die neue Residenz der Reitbauers ist ziemlich genial. Einmal mehr finden sich geradezu konkurrenzlose Ideen perfekt umgesetzt.
Die ess.bar ist ein Leckerbissen, wobei sich die Karte durchaus spannend liest. Gekostet haben wir nichts, weil das Restaurant unseren ganzen Einsatz forderte.
Die eigentliche Meierei scheint, jedenfalls der Besichtigung nach, auch einen Besuch wert zu sein.
Das Restaurant beeindruckt durch die wohl bequemsten Sessel des Landes.
Das Service ist trotz aller Hektik in der Eröffnungswoche ohne Fehl und Tadel. Wenn man, so wie wir, durch Birgit Reitbauer betreut wird, geht´s einem noch einmal besser. Die Schmids sind gewohnt treffsicher bei ihren Empfehlungen.
Bleibt noch die Küche...eigentlich auch sehr gut, aber (noch) nicht über drüber in allen Gängen (herrlich etwa die roten Rüben zum St.Petersfisch). Um mit einem Restaurantführer zusprechen: die vierte Haube wackelt bei dieser Performance. Ich glaube aber, dass dies nur die Anlaufschwierigkeiten sind.
Weitere Befundaufnahmen vor Ort sind notwendig und auch allen anderen Speisingern zu empfehlen.
Oberndorfer, 26.01.05 @ 01:38
Ja, es hat funktioniert. Das Steirereck hat bisher schon die Maßstäbe gesetzt, und es tut das an der neuen Adresse mehr denn je. Auf vier Ebenen:
1) Ambiance: Das alte Steirereck war sehr komfortabel, für Designfreunde aber nie ein echtes Highlight. Am neuen Platz ist es nicht nur komfortabel, und wer sich (wie zwei anonyme Kolumnisten im profil) über das Design mokiert, ist vermutlich magenkrank und verkraftet nicht die sinnliche Opulenz, mit der er hier konfrontiert wird. Nein, hier geht es nicht nur symmetrisch zu. Nein, es ist nicht cool. Nein, es gibt, Gott seis getrommelt, keine Lounge-Musik. Die Ausstattung signalisiert, dass hier aus dem Vollen geschöpft wird, und nichts anderes will ich in einem wahren Gourmettempel spüren.
Dabei spielt es nicht die geringste Rolle, ob mir die dämlichen weißen Laubimitationen an der Decke gefallen. Der große Saal hat bequemes und trotzdem nicht unpraktisches Gestühl, nicht zu viele Tische im richtigen Abstand voneinander und einen wirklich angenehmen Geräuschpegel. Das Steirereck könnte in dieser Form auch direkt an den Champs Elysées stehe und würde dort eine gute Figur machen, erregte es nicht den Neid der Konkurrenz wegen
2) überwältigender Vielfältigkeit. Niemand hierzulande hat bisher ein derartiges Schlaraffenland auch nur anzudenken gewagt. Wenn man, nach einer kurzen Wegstrecke durch den finsteren Stadtpark durch die erleuchteten Glasfassaden ohnehin schon in Spannung versetzt, eintritt, wird man von allen Seiten vereinnahmt: Links schaut man durch eine riesige Glastür in die Küche, in der sichs (zumindest jetzt in den ersten Tagen) ziemlich mörderisch abspielt, rechts in eine knallrot gekachelte Bar mit einem großen Tisch davor, um den es ein ordentliches Gedränge gibt, davor ein junger Mann, der einem die Mäntel abnehmen möchte, geradeaus wartet der Speisesaal.
Im Stock darüber ein nicht ganz passenderweise so genannter „Theatersaal” (weil ein Vorhang an die Wand gemalt ist), der ein wunderschönes Esszimmer für ca. 20 Leute ist, in dem ich gerne meine nächsten runden Geburtstage feiern möchte. Im Stock darunter eine unglaubliche Klolandschaft, der noch ein aufklärerisches Element fehlt, das den Besucherstrom in Männlein und Weiblein teilen könnte, und die Meierei, die anderswo zwei ganze Lokale hergäbe und eigens zu würdigen sein wird, wenn man im Sommer draußen sitzen kann.
3) Die Küche: Man muß ja nicht überrascht tun, dass Helmut Österreicher kochen kann, aber wie die Karte exekutiert wird, legt Zeugnis ab von einer zutiefst gastfreundlichen Haltung und einer professionellen Leidenschaft, die ihresgleichen sucht. Das Menü (zwei stehen auf der Karte, sonst nichts) wird quasi verdoppelt, der Gast wird auf jeden Gang durch einen davor gereichten Happen vorbereitet. Grundprodukte, kompositorische Harmonie, Garpunkt etc. sind, wie sagt man, state of the art. Gegenüber den letzten Essen, die ich im alten Steirereck hatte ist die Küche im Schnitt beim Würzen zurückhaltender geworden, beim Hauptgang, „Lamm-Zitron”, war aber die Pranke schon wieder spürbar. Wie immer schon gibt es zwischendurch auch was zum Kichern, eine der besten Eigenschaften hier ist der Humor; eine unglaublich detailreiche Küche, die hierzulande wenig Konkurrenz hat.
4) Der Service, der auch in den Anfangsphasen des neuen Lokals die gleiche Souveränität, aber auch Unverkrampftheit aufweist wie früher. Nur der Vollständigkeit halber: Der Käsealtar des Herbert ist nach wie vor so anbetungswürdig wie die Katakomben des Adi Schmid.
Wie man sicherlich merkt, hat es mir geradezu die Red verschlagen. Detaillierte Betrachtungen werden folgen. Einstweilen kann man nur empfehlen, sich dieses Spektakel selbst anzuschauen.
casita11, 03.12.04 @ 09:45
Ein Besuch im Steirereck war eines unserer Hochzeitsgeschenke und wurde ein unvergessliches Erlebnis.
Allein der Brot- und Käsewagen übertraf alle Erwartungen.
Das Service war überaus zuvorkommend, stets im Hintergrund, aber immer zur Stelle.
Als Vegetarier habe ich in vielen Restaurants oft wenig Auswahl bzw. sind viele Restaurants auf Vegetarier nicht eingestellt und dementsprechend wenig flexibel. Nicht so das Steirereck. Sofort wurden mir einige Alternativen für den fleischlastigen Hauptgang angeboten.
Das Essen selbst braucht eigentlich nicht kommentiert zu werden: kreative, nicht zu üppige, ausgefallene Gerichte auf höchstem Niveau. Vor allem von der Nachspeise träume ich heute noch: Vodka-Halbgefrorenes mit Melone - ein Gedicht!!
Die Weinbegleitung war dank ausgezeichneter Beratung sehr passend und das Ambiente rundherum tat sein Übriges, um diesen Abend einzigartig und unvergesslich zu machen.
ø 3.31 Punkte (29x bewertet)
empfohlen am 15.10.03 @ 12:38
Im Stadtpark
1030 Wien
Telefon: 01.713 31 68
Fax: 01.713 51 682
Email: wien@steirereck.at
Ruhetag(e): Sa, So, Feiertags
Küchenzeiten: 11.30-14, ab 18.30 Uhr
Menüpreis:
Inhaber: Familie Reitbauer
Küchenchef: Heinz Reitbauer jun.
Kreditkarten: Visa, Mastercard, American Express, Diners Club
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