Quellenhof (Leutasch)

Leutasch ist in erster Linie Gegend und nicht Ortschaft. Wenige schmale Straßen verbinden die einzelnen Ortsteile, dazwischen breitet sich bergumrahmte Landschaft aus, flächig, geruhsam. Winterweiß oder sommergrün. Anreiz für die Gemächlicheren unter den Bewegungssuchenden, die Spaziergänger, die Wanderer, die Loipenläufer.

Der Quellenhof ist in erster Linie Wellnesshort und nicht Gourmetstätte. Dennoch wird die eindrucksvolle Saunalandschaft samt höchst lebendigem sonstigem Vitalbereich durch eine ehrgeizige, quasi rund um die Uhr verfügbare kulinarische Landschaft nicht nur sinnig ergänzt, sondern sinnlich überhöht - für hingebungsvoll durch die Lande pilgernde Menschen mit Affinität zu guten Küchen möglicherweise der wahre Besuchsgrund dieses überaus gastfreundlichen Hauses.

Der Küchenchef heißt Julius Polak, hat eine behaubte Vergangenheit und behauptet sich im fröhlich-quirligen Getriebe wellnessender Urlauber als Quell der Erbauung und Einsicht in essenswisserische Zusammenhänge. Sein Kochstil ist klar, präzise, schlackenfrei; die Komposition der einzelnen Gerichte lässt neben exzellenter Handfertigkeit auch sprühenden Intellekt vermuten.

Die Menüs vollziehen sich vorbildlich in einem inneren Zusammenhalt, die weltoffene Haltung mündet keineswegs in beliebigem Allerlei. Was jeweils auf den Teller kommt, definiert sich durch Notwendigkeit, nicht durch dekorativen Überfluss. Das gilt auch für Würzung, für Saucen, für all das, was Background und Stütze eines Gerichtes ist: Zurückhaltung, Komplexität, Treffsicherheit. Können eben.

Die klassische Variante eines Menüs (vielleicht nicht eines der ganz täglichen Pensionsmenüs, die aus vier Gängen bestehen, aber auch wieder nicht ganz weit abweichend) könnte so aussehen:
- Tatare vom Kalb, sehr puristisch, ohne innewohnenden Firlefanz, dazu Pilzwürfel zart mariniert mit einem Hauch von Teigblatt, Zwiebel-Rotweinconfit.
- Fischsuppe, tomatig-cremig, mit Fenchel und Rouille (Mut zu Knoblauch!)
- Gänseleber gebraten, Apfel, fruchtige Sauce. Klassischer geht’s nicht.
- Taube (in ihrer Erscheinungsform als rosa gebratene Brust), Haxlragout, Selleriepüree. Das Ragout als einziges komplexeres Verbindungsmoment zwischen zwei sehr puren Geschmackserlebnissen.
- Passionsfruchtcreme in einer Schokoladenrolle, dazu Sesameis: erst die Verschmelzung am Gaumen bringt den Sinnzusammenhang dieses Gerichtes hervor.

Die Vinothek des Quellenhofes, vornehmlich österreichlastig, ist persönliches Anliegen des Hausherrn und erfreut nicht nur durch Auswahl, sondern auch sanfte Kalkulation. Damit qualifiziert sie sich als Quell für anhaltendes Wohligkeitsbefinden .... oder: Chardonnay Exklusiv von Pfaffl. Cupido 2000 von Johann Heinrich. Mariental 2002 von Ernst Triebaumer. Riesling Steinertal 2003 von FX Pichler.

Drumherum und Darüberhinaus: Entspannter, fröhlicher, schlagfertiger Service. Umfassendes Frühstücksbuffet für alle Nöte und Gelüste. Mittagssuppenbuffet. Nachmittagskuchenbuffet. Ein Gutteil der Produkte aus umliegenden bäuerlichen Betrieben. Und überhaupt ein Ort zur stetigen Wiederkehr.

Angelika Deutsch

8 Kritiken | Kritik verfassen

QUARK, 09.12.07 @ 00:12

Was soll ich sagen??
Neuer Küchenchef, wo iss alter, ich nix wissen, flüsterte die serbische Serviermaus, als ob es niemand hören durfte.
Ja sonst ein recht luxuriöses Ambiente, fast zuviel, die Zimmer etwas klein, wenn man mit zwei Frauen kommt wirds halt eng. Wir haben es drei tage überstanden und werden wiederkommen, der neue Küchenchef hats auch gleich schwer wie der Alte.. Nette Leit uín Leitasch!

QUARK, 13.01.07 @ 23:27

Leider wars zum Jahreswechsel nicht so rar mit der Loipe, da konnte nur das Essen entschädigen. Wir haben uns aber wie immer köstlichst verwöhnt gefühlt, die herzliche Aufnahme durch die Familie, der Luxus des abendfüllenden Essens, was will man mehr?

PICCOLO, 13.09.06 @ 14:20

„MINIMALIST”. C`est formidable!!
Auf seine Spuren, lukullisches Lustwandeln, was sonst? Mit dem neuen Audi TT und Mausi über die Deutsche Alpenstrasse in die Leutasch? Am Kochelsee und am Walchensee vorüber nach Mittenwald, dann ist man fast da. Eine Alpenwelt für sich, die hohe Munde, die Reiter Spitze. Die Leutascher sind stolz darauf, dass sie in einem abgelegenes Stück Bergwelt sind. In der Gemeindehomepage: Keine fragwürdigen Römerstrassen, keine Münzfunde, vor zweitausend Jahren ein unberührtes Tal. Nur ab und zu ein Wilderer störte das Idyll….

Wo man einst Kaiser Maximilian Leutascher Jungfrauen zum Wärmen ins Bett gelegt hat, heizt jetzt die Sonne ein paar nette Hotels. Auch den Quellenhof der in einer sehr ruhigen Lage das größte Haus im Ort ist.

Die Quelle befindet sich gleich neben dem Empfang in einem kolossalen Steinbrocken, wo man rund herum das Hotel gebaut haben muss…. Diese Quelle hat wohl das Zeug Viagra wertlos zu machen, und eiskalte Frauen zu tätigen Vulkanen. In der Tat, ständig sah man Leute trinken und in die oberen Stockwerke eilen… Auf der Liegewiese in der Spätsommersonne, auf dem Leutascher Wanderweg überall holt man sich Appetit für das Abendessen. An einer Saft ,Tee und Wasser Bar gelabt, wandelt der Gast von Kuchen und Kaffeebuffet zur Bar, Sauna, Massage und zurück. Wird dabei immer von freundlichen, dienstbeflissenen Engeln begleitet, ob alles passt, nix fehlt. Ob´s ein bisschen mehr sein darf, übertreffen… Was?

Fein ist´s dort zu wohnen, gut ist es sich dort am stärkenden Wasser zu laben, fein ist das Abendessen das alle Hausgäste erwartet.
Ein Buffet mit Vorspeisen, Terrinen und Salate, frisch, mit vielen Essenzen die herumstehen um übers Kraut gekippt zu werden. Man wartet mit Brot und Käse auf. Die Suppe wird serviert, in einem der Speiseräume fein platziert. Die Tiroler Aussicht von überall, die Tische in gutem Abstand gestellt, sehr private Atmosphäre. Der Chef des Hauses, noch charmanter die Chefin, bedienen mit Wein und Bier und Wasser.. bringen den Hauptgang nach der Kartoffelsuppe, den Hirschbraten und die Vollkornlaibchen. Das Limettenparfait geht auch noch hinunter und der Burgenländer St. Laurent tut sein übriges…
Als wir den Küchenchef zu uns bitten wollten, allergnädigster Bereiter Quellenhöfischer Genüsse, war es bereits zu spät, er war weg, und das Haus bereits in verdientem seligem Schlafe versunken. Das potenzierte Granderwasser in den blauen Venen, der Pulsschlag ruhig und sauerstoffhältiger, reißt dem stärksten Schweizer die Knie heraus. Wir lasen im Ganghoferstüberl bei einem Digestivo "Cynar" im Buch „Die Entschleierte Isis”, der Frau Blavatsky über Wünschelruten und Drudenfüsse und dem Geheimnis des Großen Aureolus Bombastus….

Die pure Sexualmagie trieb uns ins Zimmer 306 wo wir auf „azothische” Weise entkräftet – erstarkt und entkräftet, wie in Morpheus Armen eingeschlafen sind. Frühstück im Quellenhof waren für mich die fünf frischen und sehr gut gebratenen Spiegeleier ( Danke liebste Köchin!!) und eine schöne Scheibe Vollkornbrot. Sonst esse ich zum Frühstück nichts.

Ein paar Stunden später auf der Reitherspitze sahen wir nochmals durchs Fernglas auf den Quellenhof hinab, wie auf eine Insel der Seligen.

faithless, 08.08.06 @ 14:41

ich habe nicht gedacht, dass man in einem hotel so gut speisen kann. danke an die speisinger für den tipp.

das essen: puristisch, klar, einfach toll!

die weinauswahl: sehr gut, moderate preise.

das service: freundlich und hoch professionell!

alles in allem: wenns mich wieder mal in dieses eckerl von österreich verschlägt, dann nichts wie hin!!!

pilzkopf, 21.03.06 @ 17:28

Auch ein kleines "Vertreterlein" mag gut schmaußen. Nicht nur die Gemeinderäte von Speising. Wenn man auch manches nicht wahrhabenwill, abseits der Trampelpfade.
Aber der Quellenhof IST abseits der Trampelpfade. Das erzählt Dir jeder zwischen Innsbruck und Scharnitz. Das sind eine der wenigen Tiroler Unternehmer im Tourismus, die selbstständig sind.